Martin Tardy
Von der Linie zum Gesamtbild
In den Werken des Währinger Künstlers Martin Tardy ist die Linie das bestimmende Ausdrucksmittel, von Zeichnungen bis zu raumgreifenden plastischen Gebilden. Demnächst eröffnet er sein erstes eigenes Atelier mit Schauraum am Aumannplatz und gewährt vorab einen Einblick.
WÄHRING. Schon von außen kann durch die große Glasscheibe ein Blick in den Atelierraum geworfen werden, doch erst beim Betreten wird die großzügige Raumhöhe deutlich. Im Stil des White Cube zieren großformatige Werke die über fünf Meter hohen Wände. Darauf zu sehen sind schlicht gehaltene und dennoch komplex anmutende Portraits und Akte, die zu Martin Tardys bestimmenden Motiven zählen. Eine Arbeit aus Draht ragt von der Wand in den Raum, frontal betrachtet ergibt sie ein Gesicht. Die Linie zieht sich hier als schwarzer Faden durch die Werke.
Vom Fotorealismus zur abstrahierenden Linie
Mit dem Atelier am Aumannplatz erfüllte sich für den Sohn eines Österreichers und einer Französin ein lang ersehnter Traum. Nun verfügt er über den nötigen Raum, um sich voll und ganz der Arbeit zu widmen aber auch die Öffentlichkeit einzubinden.
In Wien geboren, lebte Tardy bis zu seinem 14. Lebensjahr in Marseille. Nachdem er fotorealistische Körper und Gesichter zeichnen konnte, wandte er sich wieder der Skizze zu, bis er Gesichter und Körper mit einer durchgehenden Linie abstrahierte. Diese Technik entwickelte sich zu einer bestimmenden Ausdrucksweise. Für die meisten seiner Werke benutzt er einen Pumpstift mit schwarzer, auf Alkohol basierender Tinte. Als Trägermaterialien wählt er Papier, Metall, Glas und Kunststoff. Steinplatten würden gerade dazu kommen, ergänzt Tardy.
Die Linie und das Leben
Über seine zweidimensionalen Werke hinaus versucht der Künstler die Linie auch durch Materialien wie Draht, Holz oder Glas in den Raum greifen zu lassen. Auch der Einsatz von Farbe zeigt sich anhand jüngster Arbeiten. Die Linie vergleicht der Künstler mit dem Weg des Lebens, der ebenso viele Drehungen und Wendungen aufweist, wie seine Arbeiten: „Meine Werke sind wie ich, spontan und offen für neue Wege“, beschreibt Tardy.
Instagram als Arbeitsdokument
Seit zwei Jahren begann er aus Neugierde beidhändig zu zeichnen. In einem Video seines Instagram-Accounts ruft der Künstler zwei Linien von zwei unterschiedlichen Ausgangspunkten ins Leben. Asynchron lässt er sie sich überschneiden, überlagern und ergänzen, bis sie das gewünschte Bild ergeben. „Meine klassischen Zeichnungen entstehen spontan, generell denke ich aber sehr lange über meine Techniken und Vorgänge nach“, erklärt Tardy.
Der Weg zum Künstler
2012 gründete er ein T-Shirt Label. Der Gedanke, Künstler zu sein, festigte sich erst vor zwei Jahren: „Ich hatte nie vor, Künstler sein, aber ich wollte immer eine Ausstellung machen“, meint Tardy. Für ihn hat es eine Zeit gedauert, sich Künstler zu nennen. Mittlerweile hat er einige Gruppen- und Einzelausstellungen hinter sich und eine Live-Performance für den Life Ball. Seit über einem Jahr arbeitet Tardy mit der Wiener Galerie Ernst Hilger zusammen. Dort wird am 11. Februar um 19 Uhr seine nächste Ausstellung unter dem Titel Anthropos eröffnet.
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