Teil 2 der Serie: Unsere Hoida, unsere Almen
Das Almenduo vom Königsberg
Auf der Suche nach den schönsten Almen Niederösterreichs hat es die BEZIRKSBLÄTTER diesmal in die Ybbstaler Alpen verschlagen.
BEZIRK WAIDHOFEN/YBBSTAL Hoch oben in den Ybbstaler Alpen befindet sich der Königsberg, ein Bergrücken, der besonders eifrige Wandersleute gleich doppelt herausfordern kann, befinden sich doch sowohl im östlichen als auch im westlichen Teil zwei bewirtschaftete Almhütten, die mit atemberaubendem Panorama, saftig grünen Almwiesen und köstlichen Jausen jegliche Anstrengung wettmachen. Verschlägt es einen hierher, merkt man rasch, dass am Königsberg alles so gut läuft, weil viele engagierte Leute dafür sorgen, dass es Mensch, Tier und Natur hier oben blendend geht.
Königsberg Ost und die Siebenhüttenalm
Josef Jagersberger ist seit mehr als 20 Jahren Obmann der auf 1300m im östlichen Teil des Königsbergs gelegenen Siebenhüttenalm und erklärt, wie diese mit der im Westen gelegenen Kitzhütte (1266m) in Verbindung steht: „Wir sind im Grunde eine Gesamtalm. Ich bin der Hauptobmann und Josef Schnabl, der für Königsberg West zuständig ist, ist mein Stellvertreter. Beide Almen haben aber eigene Wirtschaftsgruppen, die auch separat organisiert sind. Es handelt sich hier um getrennte Weidegemeinschaften."
Sowohl die Siebenhüttenalm als auch die Kitzhütte werden von je einem Hoidapärchen betreut, das für die Versorgung der Kühe und den Betrieb der Almhütten zuständig ist.
Liebevoll kümmert sich Hoida Franz Pechhacker seit heuer um seine lieben Vierbeiner auf der Siebenhüttenalm. "Wir haben hier etwa 160 Rinder und Kälber. Bullen haben wir keinen heroben, den müssten wir nämlich separieren, da es sonst Probleme gäbe. Junge Kühe würden beginnen zu stieren, wären aber körperlich noch nicht in der Lage, dieser Belastung gut standzuhalten.", erklärt Pechhacker.
Trotz mancher Strapazen die sein Job so mit sich bringt, ist sich Pechhacker sicher, einen der schönsten Berufe überhaupt zu haben: "Ich habe alle Freiheiten hier oben. Das ist so."
Während der Hoida sich um die Herde kümmert, versorgt seine Frau Renate müde und hungrige Wandersleute in und vor der Hütte. "Mein Tag beginnt sehr früh, dementsprechend früh bekommen Gäste auch schon etwas bei mir zu essen.", so die Hoidarin. Besonders beliebt bei Wanderern ist die gemischte Platte und das Bratlfettbrot, welche man an einem der von der Chefin liebevoll dekorierten Tische genießen kann." Mit dabei im Sommer ist auch Enkelin Luise, die die Arbeit und das Leben auf der Alm im familiären Umfeld sehr gerne mag. Überhaupt fühlt man sich auf der Siebenhüttenalm rasch zuhause. Neben all den schönen Blumen, die für zusätzliche Atmosphäre sorgen, gibt es auch einen Spielplatz, auf dem kleine Wanderer herumtollen können, während Mama und Papa sich in Ruhe ein Gläschen gönnen.
Stets beliebt bei Wanderfans ist das jährlich am 15. August stattfindende Siebenhüttenfest, das aufgrund von COVID-19 in diesem Sommer leider nicht abgehalten werden kann. Darum sollte man sich am besten gleich den Termin für das nächste Jahr vormerken. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.
Königsberg West und die Kitzhütte
Wer das doppelte Almenfeeling an einem Tag sucht, kann den Verbindungsweg zwischen der Siebenhüttenalm und der Kitzhütte nutzen. Beide Almen sind aber auch separat vom Tal aus begehbar.
Obmann der Weidegemeinschaft Königsberg West und der dort gelegenen Kitzhütte ist Josef Schnabl, der sein Amt mit viel Liebe führt, auch wenn es nicht immer einfach ist. "Meine Bauern sind im Grunde mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Aber natürlich muss man immer, egal bei welchem Verein oder in welcher Gemeinschaft man tätig ist, mit Unstimmigkeiten rechnen. Da ist es dann wichtig, einen Konsens zu finden.", so Schnabl. Darin dürfte er scheinbar sehr gut sein, da er nun schon seit über 15 Jahren in seiner Funktion tätig ist und diese mit viel Freude ausübt.
In und um die Kitzhütte ist das Hoidapaar Schauer tätig. Neben rund 120 Rindern findet man auch sechs Hühner auf der Alm, die glücklich im Gelände herumlaufen und fleißig Eier legen. Während viele Hoida durch ihre Tätigkeit als Bauern zu ihrem oft zusätzlichen Job auf der Alm kommen, haben Max und Eva ursprünglich ganz andere Wege eingeschlagen. "Ich war früher bei der Polizei und meine Gattin war Bürokauffrau.", so Max Schauer. Mit ihrem Dasein als Hoida-Leid erfüllen sich die beiden einen ganz großen Traum. "Wir wollten immer eine Hütte haben und als ein neuer Hoida gesucht wurde, hat Max die Initiative ergriffen und sich für den Job beworben. Alles hat mit einer Testphase begonnen, in der er in die Tätigkeiten des Hoidas hineingeschnuppert hat und nun sind wir schon den sechsten Sommer hier und lieben es.", erzählt Renate Schauer fröhlich.
Die Schauers sind sich sicher, einen der schönsten und eigentlich auch einen der gesündesten Arbeitsplätze überhaupt zu haben: "Auf dieser Höhe ist es wunderschön, es ist einfach ein Traum. Aber es gibt natürlich auch Tage an denen es Schusterbuben regnet und der Nebel so dicht ist, dass man seine Kühe kaum sehen und abzählen kann.", so die Schauers.
In der Hütte sorgt Renate Schauer für das leibliche Wohl der Wanderer. Besonders beliebt ist der Schafkäse, den man mit Glück an manchen Tagen ergattern kann. Auch die von der Hoidarin gebackenen Mehlspeisen lassen das Herz der Wandersleute höher schlagen. Und hat man doch einmal ein bisschen zu viel gegessen bzw. getrunken oder ist einfach von der Wanderung zu erschöpft, kann man auf der Kitzhütte - wie auch auf der Siebenhüttenalm - auf einem der Lagerplätze nächtigen. Aufgrund von COVID-19 werden diese aber leider in dieser Saison nicht mehr zu Verfügung stehen können.
Dass die Kitzhütte mit viel Liebe geführt wird, merkt man auch an der Auszeichnung, die sie voriges Jahr erhalten hat. Sie hat in einem Ranking der erwanderbaren Hütten in Österreich den dritten Platz belegt. Auf diese Leistung kann man wirklich sehr stolz sein.
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