Food-Artist im Interview
„Mein Leben hat sich schon immer ums Essen gedreht“

- Am Ende des Interviews verrät und Babs Zobl das Rezept zu ihrem Lieblingsgericht: dem Räucherforellenschmaus.
- Foto: Babs Zobl
- hochgeladen von Anna Kirschner
Babs Zobl aus Edt bei Lambach kombiniert als Food-Artist zwei ihrer liebsten Sachen: Essen und Kunst. Sie weiß, wie man Produkte und Gerichte mit der Kamera perfekt in Szene setzt. Vor kurzem erschien ihr erstes Kochbuch: „Food & Friends“. Im Interview spricht die 27-Jährige über die Liebe zu Lebensmitteln, Herausforderungen im Job und teilt ihren Räucherforellenschmaus.
Wie bist du auf die Idee gekommen, „Food-Artist“ zu werden? War das dein Traumberuf?
Mein Leben hat sich schon immer ums Essen gedreht, wahrscheinlich auch deshalb, weil ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin und stets neugierig auf neue Geschmacksmomente war. In Wels habe ich die HBLW absolviert – da standen Lebensmittel auch im Mittelpunkt. 2016 bin ich nach Wien gezogen, um Lehramt zu studieren. Neben meinem Studium habe ich begonnen, bei einer Food-Fotografin und -stylistin zu arbeiten und gemerkt, dass der Job super spannend ist und mir Spaß macht. Ich habe dann auch meinen eigenen Blog gestartet. Im Rahmen dessen habe ich Rezepte und Fotos von meinen Gerichten veröffentlicht. So bin ich langsam immer bekannter geworden und gewann sogar den Foodblog-Award. Aktuell arbeite ich viel im Food-Styling Bereich für Magazine und mache Food Design-Projekte.

- Babs Zobl ist auf einem Bauernhof in Edt bei Lambach aufgewachsen und merkte schon früh ihre Begeisterung für Lebensmittel. Mehr über die Food Stylistin und ihre Arbeit auf: shapesandpeaches.net
- Foto: Babs Zobl
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Was ist das Schönste an deiner Tätigkeit?
Das Schönste ist, dass ich da meine ganze Kreativität ausleben kann. Der Job ist eine kreative Spielwiese für mich. Ich liebe es, mit Lebensmittel zu arbeiten. Wenn ich auf den Markt gehe und ein Gemüse entdecke, das ich noch nicht kenne – sei es von der Form oder von der Farbe – dann freue ich mich unglaublich darauf, damit zu kochen, zu experimentieren und es in Szene zu setzen. Außerdem gefällt mir der Austausch mit Leuten, die für dieses Thema genauso brennen wie ich.
Was muss man als Food-Artist besonders gut können?
Man muss den Job richtig gern machen – das ist das Wichtigste. Die Arbeit klingt an sich lustig – sie ist es auch, aber man sollte wissen, dass es sehr viel um Details geht. Zudem ist es wichtig, als Food-Artist immer mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Der Beruf ist kein normaler „9 to 5“-Job, denn er begleitet dich immer. Hinter jeder Ecke können neue Impulse stecken. Ein enormes Interesse an Lebensmitteln, fotografische Fähigkeiten, ein Auge für Ästhetik sowie ein Gefühl für Form und Farbe und die Fähigkeit, Rezepte zu entwickeln, sollte man auch mitbringen.
Woher holst du dir Inspiration, wenn mal keine Ecke auftaucht?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich lese sehr gerne alte Kochbücher – ich habe welche zu Hause, die über 100 Jahre alt sind. Ich schaue mir aber auch Fotos im Internet oder in Magazinen an. Meist gibt der Kunde eine inhaltliche Vorgabe, die mir einen bestimmten Rahmen gibt, in dem ich kreativ sein kann.
Einige Food-Stylisten verwenden Glycerin statt Wassertropfen, Nadeln im Burger-Patty, damit es nicht verrutscht, oder ähnliche Kniffe, um Essen möglichst appetitlich aussehen zu lassen. Welche Tricks wendest du an, um Lebensmittel perfekt in Szene zu setzen?
Gar keine. Bei meinen Rezepten ist alles essbar, das ist mir wichtig. Ich verwende keine künstlichen Helferlein. Eine wertschätzende Einstellung gegenüber Lebensmitteln ist mir wirklich wichtig.

- Babs Zobl kreiert und fotografiert ihre Rezepte selbst – dabei ist alle natürlich, sie verwendet keine künstlichen Helerlein.
- Foto: Babs Zobl
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Was war denn bisher deine größte Herausforderung im Job?
Die habe ich bei jedem neuen Projekt (lacht). Ich würde mich jetzt mal für mein Kochbuch entscheiden – so etwas habe ich ja noch nie gemacht. Aber ich habe bei allen meinen Arbeiten ein Grundvertrauen: Am Schluss wird’s cool werden!
„Food & Friends“ heißt dein neues Buch über gemeinsames Schlemmen, also „sharing plates“. Das Thema ist ja ziemlich vielfältig. Wie bist du da bei der Arbeit und der Rezeptauswahl vorgegangen?
Der Tyrolia Verlag ist auf mich aufmerksam geworden, und hat mich gefragt, ob ich nicht ein Kochbuch bei ihnen rausbringen möchte. Vieles im Buch ist daraus entstanden, was ich selbst mache und was Freunde von mir gern essen. Ich habe auch Konzepte von Gerichten, die ihren Ursprung in der „sharing plates“-Kultur haben, sprich Spanien, Nahost und Asien, hergenommen, diese aber dann regional und saisonal auf österreichische Art umgewandelt. „Sharing Plates“ bedeutet, mehrere Gerichte miteinander zu teilen, anstatt ein einzelnes Gericht nur für sich zu beanspruchen. Zum Schluss kann ich sagen: Es war ein intensiver Arbeitsprozess, aber ich bin total happy mit dem Endergebnis.
Wichtig zu erwähnen ist auch noch: Auf den letzten Seiten meines Kochbuches ist eine Liste mit regionalen Produzenten abgedruckt, bei denen ich am liebsten meine Lebensmittel kaufe. Das wertschätzt und unterstützt nicht nur die Menschen in der Umgebung, die Lebensmittel produzieren – diese Lebensmittel schmecken auch einfach am besten, weil sie qualitativ hochwertig hergestellt wurden und kurze Transportwege hinter sich haben.
Räucherforellenschmaus für alle Leckermäulchen
Kochzeit: 45 Minuten
Zutaten
- 250 g Kartoffeln, mehlig
- 1 TL Salz (für das Kochwasser)
- 15 ml Butter, flüssig
- 100 g Schafsmilchjoghurt
- 50 g Räucherforelle
- 1 Prise Salz
- 1 Prise Pfeffer
- 1 EL Senfkaviar
- Kräuter nach Belieben (z. B: Petersilie, Liebstöckel, Boretsch, Dill) ggf.: 15 g Bergkäse, fein gerieben
Rezept
- Die Kartoffeln waschen und in kräftig gesalzenem Wasser circa 30 Minuten (je nach Größe der Kartoffeln) gar kochen.
- Butter in einem kleinen Kochtopf schmelzen lassen und die Kartoffeln darin schwenken.
- Schafsmilchjoghurt auf einem Teller verteilen, die Kartoffeln drauflegen.
- Die Forelle in grobe Stücke zerteilen, gemeinsam mit den Kräutern und Senfkaviar auf die Kartoffeln legen, die übrige Butter darauf verteilen. Zum Schluss salzen und pfeffern. Wer möchte, kann noch geriebenen, würzigen Bergkäse darauf verteilen.

- Kartoffeln, Schafsmilchjoghurt und Räucherforelle: Die Grundzutaten von Zobls leckerem Schmaus.
- Foto: Babs Zobl
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