Trotz massiven Widerstands
Grünes Licht für Kiesabbau in Stadl-Paura

Auf 46 Hektar mehr wird künftig Kies abgebaut. Dafür wird der Wald gerodet. 
Der Verkehr soll an den Ortszentren vorbei über eine neue Ager-Brücke geleitet werden. | Foto: Treul
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  • Auf 46 Hektar mehr wird künftig Kies abgebaut. Dafür wird der Wald gerodet.
    Der Verkehr soll an den Ortszentren vorbei über eine neue Ager-Brücke geleitet werden.
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Nach jahrelangem Widerstand von Bürgern und Ringen mit den Gemeinden gegen mehr Kiesabbau in Stadl-Paura hat nun das Land entschieden: Der Weg für die 46 Hektar große Abbaufläche ist frei. Dafür verspricht das Unternehmen den betroffenen Gemeinden eine Verkehrsentlastung durch eine neue Ager-Brücke.

STADL-PAURA, EDT, LAMBACH. Wie berichtet ringen die Welser Kieswerke Treul & Co schon lange um eine Erweiterung ihres Abbaugebietes in Stadl-Paura im Ausmaß von rund 46 Hektar. Dafür wurde um Genehmigung nach Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) angesucht. Doch es gab und gibt Widerstand. "Es ist ein unsinniges Megaprojekt in ökologisch hochsensiblem Gebiet", sagt Herbert Huss. Mit einer Bürgerinitiative stellt er sich den Plänen entgegen.

Sorge vor Verkehrswelle

Hauptsorge: erhöhte Verkehrsbelastung in den anliegenden Gemeinden Stadl-Paura, Edt bei Lambach und Lambach. "Schon jetzt donnern rund 120 Kies-Lkw-Fahrten täglich allein durch das Ortsgebiet von Stadl-Paura", so Huss. An diese Kritik schlossen sich auch die Bürgermeister an. Treul bot hier wiederum eine Lösung an: Kommt die Genehmigung, dann habe man auch das Geld für Verkehrsentlastung – sprich: eine neue Werksausfahrt mit einer Brücke über die Ager hin zur B1 die sogenannte "Ausfahrt Nord". 90 Prozent des LKW-Verkehrs sollen dann nicht mehr durch die Orte donnern.

Neue Ager-Brücke

Nun gab es grünes Licht vom Land. "Die Erweiterung legt auch die wirtschaftliche Basis, um die Bevölkerung vom Werksverkehr zu entlasten", sagt Treul-Geschäftsführerin Ursula Huber-Wilhelm. "Sobald der UVP-Bescheid Rechtskraft erlangt, wird seitens der Welser Kieswerke Treul mit der Umsetzung der Ausfahrt Nord begonnen." Fünf Jahre sollen die Bauarbeiten dauern.

"Keine Entlastung"

Herbert Huss von der Bürgerinitiative wirft der Firma Treul "Augenauswischerei" vor: Denn die Zu- und Abfahrt der Treul-Lkw über die L 1315 Schwanenstädter Straße und die Jakob-Neubauer-Straße blieben bestehen. Das bedeute 60 Fahrten pro Tag – "laut Bescheid bis zum Jahr 2080 durch Stadl-Paura". Zudem bedeute mehr Kiesabbau mehr Lkw-Fahrten – künftig rund 420 pro Tag über die Ausfahrt Nord. Auf der B1 steige damit die Belastung um ein Vielfaches.

"Das Beste herausgeholt"

Stadl-Pauras Bürgermeister Christian Popp kontert: "Die 60 Fahrten beziehen sich auf Fahrten zu Zielen in Stadl-Paura. Alles andere nach Gunskirchen und Co läuft künftig über die Brücke."
"Keine Gemeinde hat Freude, wenn sie ein Kieswerk hat, wir leben damit. Und Rohstoffe werden gebraucht. Nun gibt es eine Erweiterung und aus der haben wir das Beste herausgeholt: Die neue Brücke wird eine spürbare Verkehrsentlastung für alle betroffenen Gemeinden bringen."

Sorge um Natur und Gelbringfalter

Der Eingriff in die Natur rief im Vorfeld auch die Umweltanwaltschaft des Landes auf den Plan. Zusammen mit der Bürgerinitiative befürchtete man die Zerstörung des Lebensraumes für den geschützten Gelbringfaters. Auch habe es Mängel beim Schutz für mehrere Vogelarten, Amphibien und Reptilien sowie Fledermäuse gegeben.
Hier habe man seitens Treuls nachgebessert: "Dazu zählt etwa die Herstellung besonderer Böschungsstrukturen sowie die Anlage zusätzlicher Kleingewässer", so Ursula Huber-Wilhelm.

Zudem erfolge der Kiesabbau in kleinräumigen Abschnitten, die unmittelbar nach dem Abbau renaturiert würden. "Pro Etappe werden durchschnittlich 1,8 Hektar gerodet und für den Kiesabbau genutzt. Zeitgleich wird eine annähernd gleich große Fläche wieder renaturiert und Pflanzen und Tieren als Lebensraum zurückgegeben. Der zeitliche und räumliche Verlauf des Abbaus richtet sich nach den Bedürfnissen der vor Ort ansässigen Flora und Fauna – insbesondere des Gelbringfalters. Zudem wurde speziell für den Gelbringfalter der Abbau und die Renaturierung so gestaltet, dass diese Art auch weiterhin am Standort gefördert wird", so Treul.

Rechtliche Schritte und Kritik

Die Bürgerinitiative läuft Sturm gegen die Genehmigung: Das genehmigte Konzept zum Schutz des Gelbringfalters im Kiesabbaugebiet sei nach Aussage der Schmetterlingsexperten der Initiative nicht geeignet, das Überleben dieses streng geschützten Insekts zu gewährleisten. Deshalb werde man Beschwerde gegen diesen Bescheid beim Verwaltungsgericht erheben.

"Wir sind überzeugt, dass das nun genehmigte Projekt für alle Seiten Vorteile bringt – und zwar in Hinsicht Verkehrsentlastung der Bevölkerung, Erhalt und Förderung der Artenvielfalt und Aufrechterhaltung der Rohstoffversorgung“, so Huber-Wilhelm abschließend.
Diese Sichtweise teilt man bei der Bürgerinitiative nicht.

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