Entminungsdienst unverzichtbar
„Sprengkräftige Kriegsrelikte“

In der Pernau wurde eine Bombe wie jene am Foto vom Entminungsdienst identifiziert, untersucht & abtransportiert. | Foto: Bundesheer
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  • In der Pernau wurde eine Bombe wie jene am Foto vom Entminungsdienst identifiziert, untersucht & abtransportiert.
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Die Bombenangriffe in der Region haben Spuren hinterlassen, die uns noch heute beschäftigen.

WELS, WELS-LAND (ms). Feuerwehrmänner aus Marchtrenk fanden 2014 bei einer Tauchübung eine 50 Kilogramm schwere Fliegerbombe in der Traun, am 3. Februar 2019 wurde in Wels-Pernau eine Bombe entdeckt. Anita Wurm vom Stadtarchiv Wels kennt die potenzielle Gefahr: „Wenn in Wels neu gebaut wird, kommen die jeweiligen Bauherren und werfen einen Blick auf den Bombentrefferplan, der von den amerikanischen Besatzern erstellt wurde.“

Vor fast einem dreiviertel Jahrhundert endete der Zweite Weltkrieg, und doch werden wir nach dieser langen Periode des Friedens noch immer mit den Spuren dieses Krieges konfrontiert. 1944 begannen in Oberösterreich die Bomben zu fallen, insbesondere in Linz, Wels und Steyr.
Bereits der zweite Bombenangriff auf oberösterreichischen Boden am 30. Mai 1944 richtete sich gegen Wels. „Insgesamt gab es zehn Bombenangriffe auf Wels“, erzählt Anita Wurm. „Besonders betroffen waren die Neustadt mit Bahnhof und Krankenhaus, der Flugplatz, die Stadtmitte, das Flugzeug- und Metallbauwerk in der Bauernstraße und das Industriegebiet in Lichtenegg.“ Auch in Wels-Land fielen Bomben auf Bahnhöfe, wie zum Beispiel in Marchtrenk und Gunskirchen. Diese Angriffe kosteten nicht nur unzählige Menschenleben, sie ließen neben zerstörten Gebäuden auch gefährliche Relikte auf Äckern und Wiesen, in Wäldern und in Flüssen zurück.

1.000 Einsätze pro Jahr

Wird heute ein verdächtiges Objekt gefunden, muss sofort die Polizei informiert werden. Diese nimmt eine erste Einschätzung der Lage vor und ruft gegebenenfalls den Entminungsdienst (EMD). Die Mitarbeiter des Entminungsdienstes sind Experten für alle Arten von Munition aus der Zeit vor 1955. Sie identifizieren, untersuchen und bergen sogenannte „sprengkräftige Kriegsrelikte“ aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. „Jährlich werden wir zu 1.000 Einsätzen gerufen und das kontinuierlich“, betont Wolfgang Korner, seit 2007 Leiter des Entminungsdienstes: „In den 80er-Jahren waren es 1.500 Einsätze pro Jahr“.

15 Mitarbeiter sind bei diesem Dienst beschäftigt, der seit 2013 nicht mehr dem Innenministerium, sondern dem Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport unterstellt ist. Neben dem Standort Wien gibt es zwei Außenstellen in Graz und Hörsching, die mit jeweils zwei Mitarbeitern besetzt sind. Der Sprengstoffexperte Korner, der seit 1989 beim Entminungsdienst ist und nach wie vor Außendienst macht, „hat schon fast alles gesehen“. Aber „auch wenn Teile der Arbeit zur Routine werden, so muss man doch zu jedem Kriegsmaterial mit Spannung hingehen, denn man braucht trotz langjähriger Erfahrung dieses besondere Quäntchen Aufmerksamkeit für diesen Beruf."

ZUR SACHE

2010 wurden bei Grabungen auf dem Welser Flugplatz zwei Fliegerbomben gefunden. 2018 hatte der Entminungsdienst vier Einsätze in Wels und Umgebung. Im Februar 2019 wurde in Wels-Pernau ein Kriegsrelikt geborgen. Derartige Funde kommen in jenen Welser Gebieten vor, in denen im Zweiten Weltkrieg Bomben fielen: Gleich der erste Luftangriff auf Wels am 30.05.1944 traf den Fliegerhorst mit dem Luftwaffenlazarett beim Krankenhaus. Aus 100 Flugzeugen wurden zahlreiche Spreng- und Brandbomben abgeworfen. Auf diesen Stadtteil konzentrierten sich auch die Luftangriffe am 04.11.1944, 20.03.1945 und 25.03.1945. Mehrmals angegriffen wurde auch das Bahnhofsareal: Am 25.12.1944 (der schwerste Luftangriff auf Wels), 22.03.1945 und 25.04.1945. Die Luftangriffe am 17.12.1944 und 17.02.1945 trafen vor allem die Stadtmitte.

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