Eine Runde durch ganz Österreich
„Sternlesen“-Buchfestival feiert Auftakt in Wels

- Lesen fördert soziale Kompetenzen, Fantasie, Kreativität und verbessert das eigene Vokabular.
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„Sternlesen“ startet in diesem Jahr in jener Stadt, in der es im Vorjahr endete: Die bundesweite Aktion zum Welttag des Buches feiert ihren Auftakt am 9. April im Medienkulturhaus.
WELS. „Sternlesen“ macht auf Analphabetismus aufmerksam und rückt das Buch als Kulturgut in den Blick. Die Initiatorin und ehemalige Welser Stadtschreiberin Marlen Schachinger-Pusiol erklärt im Interview mit MeinBezirk, wie Nichtlesen unsere Demokratie gefährdet, unser Leben verlängert, und welche Bücher sie schon so lange begleiten, dass sie zu „engen Freunden“ wurden.

- Marlen Schachinger-Pusiol war 2019 als Welser Stadtschreiberin tätig.
- Foto: Edition Arthof
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Warum haben Sie „Sternlesen“ ins Leben gerufen? Gab es einen ausschlaggebenden Moment dafür?
Schachinger-Pusiol: Ich las eine Studie, die dokumentierte, dass immer weniger Menschen lesen. Ich persönlich stelle auch immer wieder in Schul-Workshops fest, wie schwer sich Jugendliche tun, einen schriftlichen Inhalt zu verstehen – sie drohen an der Vielfalt der Wörter zu scheitern, weil ihr eigenes Vokabular begrenzt ist. Wer sich Buchstaben zusammensuchen muss, wird aber sehr rasch aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen. Daher gefährdet Nichtlesen unsere Demokratien. Wer sich nicht eigenständig und facettenreich informieren kann, muss nehmen, was ihm andere in simplen Slogans vorkauen. Natürlich gibt es daneben auch noch immer sehr leseaffine Menschen. Für manche von ihnen, ist aber das eigene enge Portemonnaie eine Hürde. Hier schafft „Sternlesen“ Abhilfe. Unsere Autorinnen verschenken die Bücher, aus denen sie gelesen haben.
Was bedeutet Lesen für Sie persönlich?
Lesen ist Chillen. Lesen beheimatet uns, es führt uns aus vertrauten Welten in neues Land und lässt uns so wachsen. Das Eintauchen in Sprachwelten beruhigt: Bereits sechs Minuten des Vertiefens in eine literarische Arbeit genügen, um den Herzschlag zu verlangsamen, den Stresspegel entschieden zu senken. Lesen verlängert aber nicht nur das Leben, es bereichert unser Sein auch – durch Gedanken, Träume und Reflexionen.
Und ihre aktuellen Lieblingsbücher?
Bücher sind mir Freunde, die mich durch das Leben begleiten, deshalb bleiben viele von ihnen mir auch Jahrzehnte lang verbunden. Meine engsten Freunde sind „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust und „Orlando“ von Virginia Woolf, das sind sehr vielschichtige Werke, die ich wieder und wieder lesen kann. Und jedes Jahr finde ich neue Freunde – Maria Lazar gehört für mich dazu, auch Leonardo Padura und Colette, Gertrude Stein, Marianne Fritz und Oskar Jan-Tauschinski.
So funktioniert's
Bei „Sternlesen“ – Veranstalter ist das Institut für Narrative Kunst Niederösterreich – starten alle neun am Projekt beteiligten Autoren in ihrem jeweiligen Heimatbundesland und treffen sich nach 37 Terminen in ganz Österreich schlussendlich zum Finale in Vorarlberg. Mit im Gepäck: Eigene sowie fremde Werke, die sie an ihren Stationen vorlesen und an interessierte Literaturliebhaber verschenken. Zum Start in Wels stehen Stefan Reiser, Sofie Morin und Marlen Schachinger-Pusiol auf der Bühne.
Alle Autoren und Lesestationen sind ab Anfang April auf ink-noe.net online.


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