Weniger Lehrlinge in Wels und Wels-Land

- <b>An den typischen</b> Berufen für Frauen beziehungsweise Männer ändert sich seit geraumer Zeit nichts.
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Unternehmen sollen Babyboomer-Nachfolger verstärkt selbst ausbilden.
BEZIRK. In Wels und Wels-Land waren 2016 im Schnitt etwa 100 Jugendliche zur gleichen Zeit als lehrstellensuchend beim AMS gemeldet. Dazu zählen sowohl die sofort verfügbaren Bewerber als auch jene, welche noch das Schuljahr abzuschließen hatten. Die Zahl der Zugänge betrug etwas über 900, davon rund 500 Burschen. "Ich bin seit über 30 Jahren beim AMS, an den klassischen Wunschberufen hat sich nicht viel geändert", meint AMS-Leiter Othmar Kraml. Viele Burschen wollen KFZ-Techniker werden, viele Mädchen streben eine Lehre im Handel, Büro oder als Dienstleisterin wie Friseurin an. So kann es zu einem Überangebot kommen. Generell gute Chancen, einen Lehrplatz zu finden, gibt es hingegen als Dachdecker und Spengler sowie im Tourismussektor. Außerdem seien die Berufe Koch, Kellner, Bäcker und Fleischer nicht sehr beliebt. Viele Unternehmen würden Lehrstellen streichen, wenn sie nicht genügend geeignete Bewerber finden. "In viele Jugendliche muss man mehr investieren als noch vor ein paar Jahren. Unternehmer klagen über mangelnde Pünktlichkeit und Freundlichkeit sowie Defizite beim Lesen, Schreiben und Rechnen", erklärt Kraml, der auch an Unternehmen appelliert: "Viele Babyboomer stehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren vor der Pensionierung. Wenn ich Nachfolger nicht ausbilde, wer soll sie ersetzen?" 2016 gab es insgesamt 768 offene Lehrstellen in Wels und Wels-Land, also weniger als Bewerber. In Wels gab es per 31. Dezember 499 Lehrlinge (minus 0,99 Prozent zu 2015), in Wels-Land 226 (minus 5,83).
Unsicherheit bei der Berufswahl?
Das AMS bietet in Wels ein Berufsinformationszentrum, in dem sich Jugendliche in Veranstaltungen und Vorträgen sowie durch die Mediathek und Broschüren über Möglichkeiten in der Berufswahl informieren können. Auf www.ams.at befinden sich Videos und weiterführende Informationen wie ein Lehrberufslexikon. Darüber hinaus können Jugendliche einen Berufsinteressenstest beim AMS absolvieren. "Die Jugendlichen werden mit ihren Interessen konfrontiert, um darauf aufbauend auf geeignete Berufe zu kommen", sagt AMS-Leiter Othmar Kraml. Zu den Beratungsgesprächen können auch die Eltern mitkommen. "Eltern sind immer noch stark mit einbezogen in die Berufswahl." Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass Eltern ihrer Tochter beispielsweise ausreden, einen nicht traditionellen Frauenberuf zu erlernen.
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