Neues Verkehrskonzept: Die "Rodung" im Schilderdschungel
Bessere Ausschilderung und Öffnung des Einbahnsystems sollen Nicht-Welsern die Orientierung erleichtern.
WELS. Für Menschen ohne Ortskenntnis stellt sich Wels oft als Irrgarten dar. Jeder, der schon einmal versucht hat, einem Auswärtigen eine längere Wegstrecke zu erklären, wird das Problem kennen. Den Welsern mag das Einbahngeflecht ihrer Stadt bestens vertraut sein, andere kapitulieren. Der Grund für die problematische Verkehrsführung: "Das bisherige Verkehrssystem zielte darauf ab, die Innenstadt für Autofahrer unattraktiv zu machen und so den Linienverkehr zu fördern", sagt ÖVP-Stadtparteiobmann Peter Csar. Diese Philosophie und mit ihr das mehr als zehn Jahre alte Innenstadtverkehrskonzept sei nicht mehr zeitgemäß. Komme dann noch ein irreführendes Verkehrsleitsystem dazu, werde Wels schnell zu "einem Labyrinth, aus dem man nur schwer wieder herausfindet."
Willkommen in Schilda
Als Beispiele dafür nennt Fraktionsobmann Markus Wiesinger etwa die Beschilderung an der Saunakreuzung. Während angrenzende Bezirke wie Grieskirchen und Vöcklabruck klar ausgeschildert sind, verweist nur ein Schild auf "alle Richtungen" der Autobahn und schickt den Lenker in den Welser Westen. Für Fahrer, die nach Linz oder Wien wollen, ein klarer Umweg. Andere Schilder seien zudem schlichtweg veraltet. So wie die Überkopfwerbung eines Reifenhändlers an der Vogelweideunterführung. "Kunden werden in die Schubertstraße geschickt, von dort ist das Unternehmen aber 2011 weggezogen", so Wiesinger. Auch die am Willkommens-Schild der Vogelweide angeführte Domain www.vogelweide.info existiert nicht. Das Leitsystem könne nur gemeinsam mit der Verkehrsführung entwirrt werden. Daher schlägt die ÖVP vor, sowohl die Eisenhower- als auch die Roseggerstraße für den Gegenverkehr zu öffnen und die Einbahnführung in der Herrengasse umzudrehen. Vorschläge bringt die ÖVP auch für den Radverkehr: Routen überprüfen, Bodenmarkierungen erneuern, mehr überdachte Abstellplätze, für parkende Autos: Dauerparker mit günstigen Tarifen in Tiefgaragen locken, elektronisches Parksystem und für den überregionalen Verkehr: vierspuriger B1 Ausbau, "echter" Railjet Halt in Wels, Anschlussstelle Wels-Nord zum "Kleeblatt" ausbauen.
"Wenn ich mir all diese Forderungen ansehe, kann ich zu fast allem uneingeschränkt ja sagen. Vieles ist bereits in Arbeit oder eh schon erledigt", begrüßt SPÖ-Verkehrsstadtrat Klaus Hoflehner den Vorschlag zur Evaluierung des Verkehrskonzepts. Den Wunsch nach einem vierspurigen B1-Ausbau und dem Railjet Halt sieht der Verkehrsstadtrat politisch außer Streit gestellt. Die Entscheidungsträger seien hier allerdings andere. Besonders erfreulich erachtet Hoflehner als Fahrrad-Enthusiast die Verbesserung des Radverkehrs: "Ich hoffe, dass es dafür dann auch im budgetären Bereich Unterstützer gibt. Was mir bei all den Vorschlägen jedoch fehlt, sind die Fußgänger. Gehen ist für mich im Innenstadtbereich immer noch ein großes Thema."
Gesamten Einbahnring aufheben
Auch die FPÖ stimmt den Vorschlägen des Koalitionspartners zu. Bürgermeister Rabl warnt jedoch vor der Umsetzung von Einzelmaßnahmen, "da dies zu einer einseitigen Belastung von bestimmten Straßenzügen führen könnte." Der Bürgermeister strebt eine "Big Bang Lösung" an. Demnach sei zu überdenken, ob man nicht den gesamten, die Innenstadt umfassenden, Einbahnring Rosseggerstraße-Eisenhowerstraße-Dr. Salzmann Straße aufheben solle. Eine Verkehrszählung in der Eisenhowerstraße sei bereits erfolgt. In zwei Monaten soll eine Machbarkeitsstudie vorliegen, in die diese Überlegungen miteinbezogen werden sollen.
Wohin mit der Busdrehscheibe?
Ein großes Fragezeichen schwebt weiterhin über dem Verbleib der Busdrehscheibe am Kaiser-Josef-Platz. Eine Entscheidung hätte bereits vor Weihnachten fallen sollen. Jetzt wird der Ergebnisbericht am 8. Februar präsentiert. "Bisher haben die Experten jede alternativ aufgezeigte Verlegungsmöglichkeit wegen der fehlenden Machbarkeit abgelehnt. Gerade wegen der Verlegung des Amtsgebäudes II in das Greif ist auch zukünftig die gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem öffentlichen Nahverkehr anzustrebe", so Rabl.
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