Erinnerungen eines Völser Peacekeepers

Erinnerungen aus dem privaten Fotoalbum von Franz Köfel über die Zeit als UN-Peacekeeper. | Foto: Franz Köfel
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  • Erinnerungen aus dem privaten Fotoalbum von Franz Köfel über die Zeit als UN-Peacekeeper.
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In der Vorwoche gab es in Innsbruck einen Festakt für die „Peacekeeper“ – das sind jene österreichischen Soldaten, die seit dem Jahr 1960 in ausländischen Kriegsgebieten nicht aktiv kämpfen, sondern „den Frieden sichern“, indem sie nicht nur zwischen den feindlichen Linien positioniert sind, sondern auch verhandeln. Einer war sogar zweimal im Friedenseinsatz: Franz Köfel aus Völs!

Der heimischen Leserschaft ist Franz Köfel längst bekannt: Als Zoll-Chefinspektor i.R., als kämpferischer SP-Gemeinderat in Völs, als ehemaliger Bobfahrer und Spitzensportler, als Kämpfer wider manches Unrecht. Zeit seines bisherigen Lebens war er einer, der Neuem stets aufgeschlossen gegenübergestanden ist.

Der Präsenzdienst im Jahr 1965 verlief als normaler Grundwehrdiener bei der Infantrie weitgehend normal, sieht man davon ab, dass Köfel schon damals verschiedene Spezialausbildungen absolvierte. 1975 hatte Köfel bereits einige Jahre bei der Zollwache hinter sich, verspürte aber wieder den Drang, neue Erfahrungen machen zu müssen: „So habe ich mir eingebildet, einen UN-Einsatz zu bewältigen. Also ließ ich mich beurlauben und ging nach Zypern. Der Krieg zwischen Türken und Griechen war zwar offiziell beendet, es gab dort aber noch jede Menge zu tun.“

Franz Köfel will nicht verschweigen, dass dieser Schritt einen prägenden Einschnitt in sein Leben bedeutet hat. „Die ganze Not nach dem Krieg, die Feindseligkeiten, die Erlebnisse beim Auseinanderhalten zwischen Griechen und Türken und vieles mehr haben sich für immer eingeprägt!“

Bereits die Landung bedeutete den Wechsel vom Frieden in Österreich (zuvor wurde allerdings noch eine Spezialausbildung in Wien absolviert) zum aktuellen Kriegszustand auf Zypern.

Franz Köfel: „Wir mussten auf einem englischen Militärflughafen landen, da der offizielle Flughafen gesperrt war. Dann haben wir sofort ein Sturmgewehr und 400 Schuss Munition ausgefasst. Im Mannschaftstransporter war der erste Satz, den wir gehört haben: ‚Könnte sein, dass es zu Zwischenfällen kommt!“

Ständige Schusswechsel
Diese blieben bei der Fahrt zum Beobachtungsposten, wo Köfel volle sechseinhalb Monate stationiert war, zwar aus, danach bewahrheiteten sich die Befürchtungen aber vollauf. „Die Türken waren manchmal nur 300 Meter weit entfernt und haben über unsere mit Sandsäcken befestigten Stellungen drübergeschossen. Wir mussten dafür sorgen, dass die beiden Gegner nicht auf das jeweils andere Territorium gelangt sind. Das war nicht immer einfach, wenngleich beide Seiten speziell vor den Österreichern großen Respekt hatten. In Verhandlungen, bei denen Österreicher beteiligt waren, ist es nahezu immer gelungen, wenigstens kurzfristig eine akzeptable Lösung zu erzielen.“

Mittendrin im Minenfeld
Freilich gab es bei den Auseinandersetzungen auch Todesopfer – und dass die Gefahr allgegenwärtig war, erfuhr Köfel am eigenen Leib: „Ein Kamerad und ich gerieten bei einer Streife in ein Minenfeld – jeder Schritt hätte der letzte sein können! Eine englische Patrouille musste uns mit Spezialfahrzeugen herausholen.“

Das schlimmste Erlebnis wird Franz Köfel nie vergessen: Eine Mutter wollte mit ihrem Baby am Arm die Grenze überschreiten und flüchten. Die Soldaten haben ihr nachgeschossen, der Säugling wurde dabei getroffen. Österreichische UN-Ärzte haben sich um das Baby gekümmert.“

Permanenter Kriegszustand
Direkte Angriffe auf die Österreicher habe es nie gegeben, so Köfel, aber der permanente Kriegszustand verhinderte auch Freizeiteinheiten. „Es gab keinen Ausgang, keine Zivilkleidung - und bei der einzigen Badefahrt ans Meer mussten wir sogar im Wasser die blauen Barrette aufbehalten!“

Da capo auf den Golanhöhen
Für Franz Köfel blieb der erste UN-Einsatz nicht „ohne Folgewirkungen“: „Diese Erfahrungen waren für mich so prägend, dass ich 1981 zum zweiten Mal eingerückt bin. Auf den Golanhöhen war es aber nicht mehr so streng. Hier gab es weniger Kampfhandlungen, dafür mehr Freizeit. Ich wünsche niemandem, zwischen feindliche Linien zu geraten – aber viele andere Erfahrungen, die bei solchen Einsätzen gemacht werden, prägen einen das ganze Leben lang. Ich kann diese Art der Friedenssicherung deshalb nur weiterempfehlen.“

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