Bürgermeisterduell nach Pflegeheimkritik

Die Pflegeheimkritik der Volksanwaltschaft führt zu einem Streit zwischen den Bürgermeistern Abenthung und Dornauer. | Foto: Symbolfoto: panthermedia_net/Kzenon
  • Die Pflegeheimkritik der Volksanwaltschaft führt zu einem Streit zwischen den Bürgermeistern Abenthung und Dornauer.
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Die Aussagen der Volksanwaltschaft zum Thema Pflegeheime in Tirol will der Axamer Bürgermeister Christian Abenthung in seiner Funktion als Obmann des Altersheimverbandes Westliches Mittelgebirge nicht kommentarlos hinnehmen. Die Gemeinden Axams, Birgitz und Grinzens betreiben das "Haus Sebastian" in Axams mit 72 Betten.

Laufende Kontrollen

"Zweifelsfrei sind laufende Kontrollen der Pflegestandards und der gesetzlichen Bestimmungen in unseren Pflegeheimen notwendig und richtig, um die hohe Wohlfühl- und Lebensqualität unserer Bewohner sicherstellen und ihren diesbezüglichen Ansprüchen gerecht werden zu können", so Abenthung. Dies würde in den Pflegeheimen intern wie auch durch externe Kontrollen erfolgen. Abenthung: "Es wird niemand behaupten, dass in den Pflegeheimen keine Fehler passieren. Und wenn Fehler geschehen, gehören diese aufgezeigt, analysiert und die richtigen Maßnahmen zur Vermeidung derselben gesetzt. In diesem Kontext sind jegliche Kontrollen und deren Berichte zu begrüßen und zu unterstützen."

Falsche Wortwahl

Die Volksanwaltschaft hätte sich allerdings in ihren Aussagen in der Wortwahl völlig vergriffen, kritisiert der Bürgermeister: "Wenn man in Bezug auf unsere Pflegeheime von 'unzähligen Tragödien' spricht und sich sogar 'auf Kreuzzug' befindet, ist das noch Akzeptable bei Weitem überschritten. Da haben die beiden Juristen im Dschungel der Paragraphen das richtige Mass verloren."
Auf die Frage, welche Ziele die Volksanwaltschaft hier verfolgt, findet Abenthung keine Antwort: "Mit Sicherheit nicht jene, dass sich Menschen auch in Zukunft für den Pflegeberuf interessieren und sich unsere höchst engagierten MitarbeiterInnen wertgeschätzt fühlen. Was mit solchen Aussagen erreicht wird, ist eine Verunglimpfung einer ganzen Berufsbranche und eine Verunsicherung der Menschen in unserem Land, die pflegebedürftig sind und deren Angehörigen. Die Volksanwaltschaft hat mit ihrer völlig überzogenen und missglückten Wortwahl und Kritik der stationären Pflege in Tirol einen Bärendienst erwiesen. Und sie hat tausende Mitarbeiterinnen, die täglich, 7 Tage die Woche und 24 Stunden lang ihren Beruf mit großartigem Einsatz und mit großer Empathie zu den pflegebedürftigen Bewohnern ausüben, diskreditiert."

Schelte aus Sellrain

Für diese Aussagen stehen beim Sellrainer Bürgermeister Georg Dornauer harsche Kritik: "Die Bundesvolksanwaltschaft kommt ihrem verfassungsrechtlichen Mandat nach – und die Abenthung-Kritik ist eine völlige Fehlinterpretation des Gesagten." Dornauer holt weiter aus: „Die Volksanwaltschaft ist verfassungsrechtlich für den Schutz und die Förderung der Menschenrechte in Österreich zuständig. Dazu gehört selbstverständlich das Aufzeigen bestehender Probleme, wie jüngst in Tirol rund um die aktuelle Situation in unseren Alten- und Pflegeheimen geschehen."  Für Dornauer ist klar: „Die Volksanwaltschaft leistet hochprofessionelle Arbeit im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger. Es ist ihre Pflicht, auf Missstände und mögliche künftige Problemlagen hinzuweisen.“

"Besserwisser"

Der Sellrainer Bürgermeister will  den Befund der Volksanwaltschaft jedenfalls ernst nehmen: „Offenbar gibt es Verbesserungsmöglichkeiten in unseren Alten- und Pflegeheimen. Die sollten wir nutzen, und uns entsprechenden Vorschlägen nicht verschließen. Auch wenn ein türkiser Landbürgermeister, der seit gerade einmal zwei Jahren Obmann eines Altenheimverbandes ist, glaubt, es besser zu wissen, als die professionellen Teams in der Volksanwaltschaft. Die Experten haben unter anderem Übermedikation in den Tiroler Heimen mit bis zu 16 verschiedenen Medikamenten am Tag aufgezeigt. Völlig außer Streit steht aber die hervorragende Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Alten- und Pflegeheimen. Das hat Volksanwalt Günther Kräuter auch in seinem Bericht vor dem zuständigen Ausschuss des Tiroler Landtages unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.“

Schlechter Stil

Der derart angegriffene Axamer Bürgermeister und VErbandsobmann will dies wiederum nicht auf sich sitzen lassen: "Bitte richtig lesen und erst dann die mediale Keule schwingen!", so sein Ratschlag an den Amtskollegen.
Abenthung: "Ich habe weder die Arbeit der Volksanwaltschaft kritisiert noch in Frage gestellt - im Gegenteil, ich begrüße und unterstütze Kontrollen jeglicher Art. Was ich kritisiere, ist Wortwahl der Volksanwaltschaft, die völlig überzogen ist.Die hervorragenden Arbeit der MitarbeiterInnen, die Tag für Tag geleistet wurden, blieb – jedenfalls medial – weitestgehend verborgen. Ich nehme zur Kenntnis, dass solche Aussagen in Bezug auf unsere Pflegeheime für Kollegen Dornauer in Ordnung sind. Für mich gilt das weiterhin nicht. Im Gegenteil, unsere Heime arbeiten höchst professionell und bieten für die Bewohner Hervorragendes und sind für viele „ihr Zuhause“. Natürlich gilt es Fehler zu vermeiden und die Qualität laufend zu evaluieren und zu verbessern sowie die Personalsituation in den Pflegeheimen zu verbessern. Kollege Dornauer kann sich hier ja politisch einbringen. Apropos „türkiser Landbürgermeister“: Er sollte sich nicht in politischen Farbenspielen verlieren und nicht versuchen, Kollegen, die einer anderen Partei angehören, in herabwürdigender Weise darstellen. Das ist ein schlechter Stil!

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