Augustin-Verkäuferin Traude Lehner: Die gute Seele vom Naschmarkt

- Traude Lehner verkauft seit 2007 die Straßenzeitung Augustin.
- hochgeladen von Patrick Krammer
Traude Lehner ist seit elf Jahren eine von 450 Augustin-Verkäuferinnen. Sie verkauft ihre Zeitungen meistens am Siebenbrunnen- und Naschmarkt. Dort kennt sie schon jeder.
WIEDEN. Ideal ist es nicht, als Traude Lehner ihre Runde macht. Es ist zwar Abend, die Temperaturen sind aber immer noch hoch und es regnet. Traude macht das nichts, sie hat nur Angst, dass der Regen die Zeitungen beschädigt. Immer wieder greift sie in ihr Sackerl, ob sie eh nicht nass werden. Obwohl sie nur ein türkises Tanktop und Schlapfen trägt, ist ihr der Regen egal. „Das meiste ist unterdacht und es hört sicherlich bald auf zu regnen“, gibt sie sich optimistisch.
Das Schatzi vom Naschmarkt
Seit elf Jahren ist sie Augustin-Verkäuferin, ihr Revier ist der Naschmarkt und der Siebenbrunnen Markt. „Alle kennen mich hier und die meisten nennen mich einfach Schatzi.“ Zu fast jedem Restaurant hat sie eine Geschichte zu erzählen. Dort hinten sei mit ihr einmal ein Beitrag zur Sendung „Am Schauplatz“ gedreht worden, hier vorne würde ein Restaurantbesitzer immer zwei Ausgaben kaufen, erzählt sie stolz. An diesem Tag dauert es etwas länger, bis sie ihre erste Zeitung verkauft. In den ersten drei Lokalen finden sich einfach keine Käufer. Doch dann spricht Traude eine Gruppe von drei Männern an, die geschäftig über ihren Laptops sitzen und ihr trotzdem einen Augustin abkaufen.
Das Projekt Straßenzeitung
Üblicherweise verkauft sie um die 16 Zeitungen am Tag. Pro Zeitung bekommt Traude 1,25 Euro, also die Hälfte des Kaufpreises. Das ist bei Straßenzeitungen so üblich. Die Idee dahinter ist, Obdachlosen, Asylwerbern und Armutsbetroffenen ein Einkommen abseits der Bettelei zu geben. Die nach dem Wiener Straßenmusiker Marx Augustin benannte Straßenzeitung erscheint alle zwei Wochen und wurde 1995 gegründet. In Wien wird sie von rund 450 Personen verkauft.
"Negative Vorfälle werden zunehmen"
„Man bekommt ein Gespür dafür, wer kaufen könnte und wer nicht“, erklärt sie. Leute während deren Abendessen ansprechen ist für Traude kein Problem. „Wir entschuldigen uns ja zuerst immer für die Störung, das geht schon“, meint sie dazu. Mittlerweile hat es zu regnen aufgehört. Die Luft ist jetzt schwül. Normalerweise geht sie zweimal am Tag ihre Runde, bei Temperaturen über 30 Grad ist ihr das einerseits zu viel und andererseits animiere die Hitze nicht zum Kaufen. An diesem Tag hat sie neun Exemplare mit. „Schatzi, ich hab da einen für dich“, ruft ihr ein Kellner nach. Sie dreht um und verkauft ihren zweiten Augustin.
Schlechte Erfahrungen habe Traude so gut wie nie gehabt. „Nur vor zwei Wochen wurde ich hier von einer alten Dame beschimpft, da ist mir kurz die Luft weggeblieben“, erinnert sich die Zeitungsverkäuferin. Sie befürchtet, dass solche Vorfälle mit der schwarzblauen Regierung zunehmen werden. Mit Kellnern oder Besitzern habe sie nie Probleme, einmal wurde sie sogar zum Essen eingeladen. Am Ende ihrer Runde hat sie fast keine Ausgaben mehr, die letzten Exemplare wird sie am Siebenbrunnen Markt verkaufen. Eine der letzten Zeitungen bietet sie einer Frau an. „Die neue Ausgabe hab ich schon gestern gekauft“, sagt diese.




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