Eine Hauptstraße als Zeitzeugin
Schlendern Sie mit uns die Wiedner Hauptstraße entlang – ein Besuch der Einkaufsmeile lohnt sich.
WIEDEN/MARGARETEN. Die Wiedner Hauptstraße ist mehr als nur eine Straße. Sie ist ein wichtiger Verkehrsweg durch ein gutbürgerliches Grätzel und durchzieht zwei Bezirke: die Wieden und Margareten. Beim Benutzen der Straße lohnt sich der Blick nach rechts und links; die "Wiedner" legt an jeder Ecke Zeugnis von ihrer bedeutenden Vergangenheit ab.
Bereits die Römer waren auf der Wiedner Hauptstraße unterwegs: Die Verkehrsachse Kärntner Straße – Wiedner Hauptstraße – Triester Straße war die Route in den Süden. Im Mittelalter gelangte man über Brücken von der "Wiedner" zur Stadtmauer, wie Aufzeichnungen aus dem Jahr 1211 bestätigen.
Vor 155 Jahren erhielt die Straße nicht nur ihren heutigen Namen, sondern war bereits eine gehobene Vorort-Adresse. Ein Spaziergang die Straße hinauf lädt zu einer Zeitreise ein, auch wenn viele prachtvolle Biedermeierhäuser und spätjosephinische Gebäude inzwischen verschwunden sind. Auch der Wienfluss beim Karlsplatz fließt seit über hundert Jahren unterirdisch und es gibt keine Hinweise mehr auf die Brücken, die vor 1900 von der Wiedner Hauptstraße zur Kärntner Straße führten.
Einst spazierten wohlhabende Bürgerinnen aus Alt-Wien die Straße entlang, um in exklusiven Geschäften einzukaufen, bevor sie im Freihaustheater einer Mozartoper lauschten. Die Bewohner der Wiedner Hauptstraße sind bürgerlich-elegant geblieben und auch Angebote der Läden und Lokale heben sich durch ihre Exklusivität wohltuend von modernen Einkaufstempeln ab.
Persönlich und entspannt
So findet man immer noch Boutiquen mit einem außergewöhnlichen Angebot, kann sich in gemütlichen Restaurants an der traditionellen Wiener Küche erfreuen und bekommt in Geschäften und Apotheken zusätzlich zu einem umfassenden Angebot auch noch eine persönliche Beratung. Wer nach einem Bummel auf der Wiedner Hauptstraße Entspannung sucht, kann in Massagestudios einkehren und nicht nur sein körperliches Wohlbefinden stärken, sondern auch sein seelisches.
Mit neuer Energie geht es weiter Richtung Margareten – vorbei an Baujuwelen wie dem Hotel Goldenes Lamm, dem Habig-Hof und dem historistischen Wohnhaus von Otto Wagner auf Nummer 65. Hier sticht die Matzleinsdorfer Pfarrkirche zum Heiligen Florian ins Auge, die Anfang der 1960er-Jahre errichtet wurde. Auf gleicher Höhe befand sich einst die alte Florianikirche, auch Rauchfangkehrerkirche genannt. Als Verkehrshindernis wurde die barocke Kirche aus dem Jahr 1725 im August 1965 trotz einer noch nie dagewesenen Protestaktion mit über 13.000 Unterschriften abgerissen.
Ebenfalls auf gleicher Höhe befindet sich in den ehemaligen Räumlichkeiten des Atlantis-Kinos das Scala-Theater des "Theaters zum Fürchten" in einem bemerkenswerten Haus des Architekten Friedrich Kleibl. Egal auf welcher Höhe, auf der Wiedner Hauptstraße gibt es viel zu entdecken und ein Bummel lohnt sich 2017 noch genauso wie vor 155 Jahren.
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