Das Herbstsymposium 2014

Brigadier Mag. Karl Pichlkastner und der Extremsportler Wolfgang Fasching
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Der Fachhochschul-Bachelorstudiengang Militärische Führung (FH-BaStg MilFü) veranstaltete vom 5. bis 7. November das Herbstsymposium 2014 mit dem Titel „Tugenden und Kompetenzen“ und „Stress, Schmerz, Erschöpfung und Erholung“. An den drei Veranstaltungstagen konnten ca. 200 Vertreter verschiedener Pädagogischer Hochschulen, Fachhochschulen und Universitäten, aus der Privatwirtschaft sowie des Bundesministeriums für Inneres (BM.I) und dem eigenen Ressort begrüßt werden.
Im Rahmen des Symposiums wurde am ersten und zweiten Veranstaltungstag die Entwicklung von Tugenden und Kompetenzen in der hochschulischen Berufsausbildung aus pädagogischer, psychologischer, theologischer, physiologischer und biologischer Sicht betrachtet und anschließend diskutiert. Am finalen Veranstaltungstag wurde über die Möglichkeiten zur Unterbindung von chronischem Stress, welcher zur Erschöpfung führt, referiert und diskutiert. Den Abschluss des Symposiums bildete der Vortrag des Extremsportlers Wolfgang Fasching, welcher sein persönlich entwickeltes Stressmanagement für außergewöhnliche Herausforderungen wie das „Race across America“, das Bezwingen des Mount Everest oder seine nonstop Radfahrt durch Russland von Wladiwostok nach St. Petersburg vorstellte.
Als erstes Resümee lässt sich sagen, dass das Herbstsymposium 2014 eine hochwertige Veranstaltung war, bei der wertvolle neue Erkenntnisse präsentiert und diskutiert wurden. Diese Erkenntnisse können nun in die Lehre am FH-BaStg MilFü sowie an den teilnehmenden Bildungseinrichtungen in die Lehre integriert werden. Darüber hinaus wurde mit dieser Veranstaltung ein hervorragender Rahmen für die Schaffung von Kontakten für mögliche neue Kooperationen geboten.

"Tugenden und Kompetenzen"

Das Herbstsymposiums 2014 wurde durch den Akademiekommandanten, Bgdr Mag. Gerhard Herke, eingeleitet. Univ.-Prof. Dr. Jörg Henning Schluss von der Universität Wien referierte über die klassischen Tugenden wie Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung sowie die christlichen Tugenden. Die Zusammenfassung und den Abschluss dieses Vortrages bildete die Vorstellung des Kompetenzatlas nach Heyse & Erpenbeck.
Die Aktualität und die Bedeutung dieser klassischen Werte in der Gegenwart erläuterte Univ.-Doz. HS-Prof. Dr. Johann Pehofer von der Pädagogischen Hochschule Burgenland in seinem Vortrag mit dem Titel „Tugend - Eine interdisziplinäre Annäherung an wieder aktuelle historische Werte“.
„Kompetent und zu allem fähig, aber charakterlich mangelhaft!“ wurde durch Univ.-Prof. Dr. Alfred Schirlbauer vermittelt, brachte das Publikum zum kritischen Nachdenken, wobei vor allem die Differenzierung zwischen „Wissen“ und „Bildung“ hervorgehoben wurde.
Dr. Günther Fleck von der LVAk setzte mit seiner Präsentation „Kritische Selbstreflexion des eigenen Denken und Handelns“ die Anregungen zum selbstständigen Denken fort. Dabei wurde auch auf die Besonderheiten der soldatischen Lebensweise eingegangen und die Reflexion des eigenen Gewaltpotentials näher gebracht.
Im Anschluss demonstrierte Mag. Michael Ungersböck, wie diese Aspekte der Selbstreflexion, Selbstentwicklung und Selbständigkeit im neuen Lernmodell des Masterstudienganges „Wirtschaftsberatung und Unternehmensführung“ der Fachhochschule Wiener Neustadt bereits verwirklicht wurden.
Univ.-Doz. DDr. habil. Karl Klement brachte mit seinem Vortrag „Aneignung von Kompetenzen und Haltungen im Prozess des Lehrens und Lernens“ den Hörern die Tatsache näher, dass es sich bei „Vermittlung“ und „Aneignung“ keinesfalls um gleiche, sondern um sehr unterschiedliche geistige Prozesse handelt. So scheitert jede noch so gute Vermittlung meistens an der Kompetenz der Aneignung.
Den Abschluss des ersten Tages bildete Univ. Doz. Dr. Ralph Sichler von der Fachhochschule Wiener Neustadt. Er demonstrierte, dass es sich bei effektiver Führung nicht unbedingt um „Gute Führung“ handelt. Umgekehrt stellt sich aber jede Form von schlechter Führung als unethisch und ineffektiv dar.

Der zweite Veranstaltungstag des Herbstsymposiums 2014 ermöglichte den Teilnehmern ihr Bild über „Kompetenzen und Tugenden“ um wichtige Punkte zu ergänzen bzw. zu vervollständigen. Der Tag wurde mit einem Vortrag über „Das Theresianische Führungsmodell“ von Bgdr Mag. Karl Pichlkastner, dem Studiengangsleiter des FH-BaStg MilFü, eingeleitet. Das Theresianische Führungsmodell ist das zeitgemäße System zur Vermittlung von Tugenden und Kompetenzen im Rahmen der Truppenoffiziersausbildung am FH-BaStg MilFü.
Militärsuperintendent DDr. Karl-Reinhart Trauner erklärte die „Tyrannei des Prinzips“, das eine plurale Gesellschaft, die Co-Existenz und Akzeptanz mehrerer Werte unterschiedlicher Kulturen verlangt, jedoch aufgezwungene oder befohlene Tugenden ihren Wert verlieren.
Anschließend präsentierten die Vertreter der Sicherheitsakademie des BM.I, Bgdr Thomas Schlesinger und Mag. Andreas Nagl, mit der Präsentation des „Kompetenzmanagement bei der Österreichischen Bundespolizei“ ein anderes, jedoch ähnliches Modell der im sicherheitspolizeilichen Sektor angewandten Kompetenzen sowie dessen Entwicklung und Umsetzung. „Der Grundauftrag von Bundesheer und Polizei, nämlich Menschen zu schützen, ist der gleiche“. Daraus resultiert ein ähnliches Anforderungsprofil hinsichtlich Kompetenzen.
Der Höhepunkt dieses Tages war der Begründer des Kompetenzmodells nach Heyse & Erpenbeck, Prof. Dr. phil. habil. Volker Heyse. Mit seinem Vortrag „Wissen ist noch keine Kompetenz“ stellte er dar, dass eine „Emotionalisierung“ des Wissens ausschlaggebend sei, um Wissen kompetent vermitteln zu können. „Man muss aus dem Wissensstand ein Kompetenzgold schaffen“, so Heyse. Denn erst „die Frage, wie Wissen umgesetzt wird, geht in Richtung Kompetenz“. Weiters ist der Prozess der Aneignung von Kompetenzen niemals abgeschlossen. Vielmehr handelt es sich dabei um eine „permanente Baustelle“.
„Fähigkeiten zur Selbstorganisation des Handelns in Bezug auf mentale und physische Stärke“, präsentierten Obst Mag. Horst Stocker und Mag. Christina Lechner. Die geistigen und körperlichen Anforderungen und die damit verbundene notwendige Leistungsfähigkeit des Soldaten, insbesondere aber die des Kommandanten, wurden dabei dargestellt. Dabei sind Wissen, Können und körperliche Leistungsfähigkeit unmittelbar miteinander verbunden. Auch bedarf es situationsbezogen „Mentaler Stärke“ bzw. „Mentaler Fitness“, um das individuelle Leistungspotential ausschöpfen zu können.
Obst Ewald Lichtenauer stellte „Kompetenzentwicklung im Rahmen eines Auslandssemesters“ und Obst MMag. Dr. Alexander Kastner die Bedeutung von „Lob und Tadel im Einsatz“ dar. Nach diesen Ausführungen wurden in „Disziplinäre Würdigungen und deren Nachhaltigkeit in den moralischen Haltungen“, von Brigadier Mag. Alexander Klecatsky, anhand ausgewählter Fallbeispiele disziplinäre Wiederholungstäter samt deren „Motivlage“ dargestellt. Der anschließende Vortrag von Herrn Univ.-Prof. iR. Dr. phil. Sepp Porta behandelte das Thema „Physiologische Perspektive der Tugenden und Kompetenzen“. Dabei wurde vor allem die Überkompensation nach gebrachter Leistung behandelt, welche bei folgenden Herausforderungen im Bereich Bewältigungsmanagement zu erheblichen Erleichterungen führt. Eine ständige Überkompensation im Berufsalltag, also ein „permanentes Ärgern“, kann jedoch zu einer negativen Sauerstoffbilanz im Blut führen – und somit zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko.
Mag. Michael Ungersböck bezog sich mit „Leadership into the Wild“ auf ein Wahlpflichtfach des Masterstudiums „Wirtschaftsberatung und Unternehmensführung“, bei dem die Studierenden die Möglichkeit erhalten Führungskompetenzen zu entwickeln. So sollen die Studierenden in herausfordernden Situationen selbstständig handeln, Führung sowie Verantwortung übernehmen und die daraus folgenden Konsequenzen der Entscheidung tragen.
Zusammenfassend erklärte Obst MMag. Dr. Reinhard Slanic, dass Kompetenzen Selbstorganisationsdispositionen physischen und psychischen Handelns bezeichnen, wobei der Einsatz von Wissen und Fähigkeiten genauso eingeschlossen wird wie soziale und Verhaltenskomponenten. Ergänzt durch die Tugenden, unter denen besondere moralische Haltungen verstanden werden, gelten „Tugenden und Kompetenzen“ als Fähigkeiten zur erfolgreichen Bewältigung komplexer Anforderungen in spezifischen Situationen.

"Stress, Schmerz, Erschöpfung und Erholung"

Seinen Höhepunkt fand das Herbstsymposiums am dritten Tag mit dem Vortrag von Extremsportler Wolfgang Fasching. Zuvor referierte Bgdr Mag. Karl Pichlkastner über Führung, Sieg und Niederlage, gefolgt von Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar über die Entstehung von chronischen Schmerzen, wie diese zu diagnostizieren sind und die Behandlungsmöglichkeiten. Dr. Harald Stossier und Univ.-Prof. Dr. Sepp Porta präsentierten ihre Erkenntnisse zu Stress und dessen Entstehung sowie Vorbereitung auf Belastungen und Erholung von diesen. Wolfgang Lauterbach referierte über die möglichen Folgen von unzureichenden Stressmanagement, wie Burnout, Boreout, Erschöpfung bis zum „Chronical Fatigue Syndrom“.
Dr. Alois Kogler präsentierte im Anschluss noch die mentalen Einflüsse auf die menschliche Wahrnehmung und Leistung.
Den krönenden Abschluss des Symposiums bildete der Vortrag des Extremsportlers Wolfgang Fasching. Der dreifache Gewinner des „Race across America“ präsentierte dem Publikum die Stärken und aber auch die Grenzen seines persönlichen Stressmanagements, welche ihm die Absolvierung seiner enormen sportlichen Leistungen ermöglichten.

Ein erstes Resümee unmittelbar nach dem Herbstsymposium 2014 ergibt, dass ideale organisatorische und infrastrukturelle Rahmenbedingungen die Voraussetzung für hochwertige Veranstaltungen dieser Art sind. Diese Veranstaltungen ermöglichen einerseits die Präsentation von Forschungs- und Entwicklungsleistungen des Lehr- und Forschungspersonals des FH-BaStg MilFü einem Fachpublikum zu präsentieren. Andererseits können durch den ebenfalls angestrebten Austausch in der Community die Erkenntnisse in die Lehre am FH-BaStg MilFü und an den teilnehmenden Bildungseinrichtungen in die Lehre einfließen sowie in diesem Rahmen Raum für mögliche neue Kooperationen geschaffen werden.
Denn nur so kann für die Berufsoffiziersanwärterinnen und Berufsoffiziersanwärter, bei eingeschränkt verfügbaren finanziellen Ressourcen, die bestmögliche Ausbildung für die einsatzwahrscheinlichsten Aufgaben der Führungskräfte des ÖBH im multinationalen Verbund sichergestellt werden.

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