Flötenkonzert in der St. Georgs-Kathedrale der Theresianischen Militärakdemie
Wiener Neustadt (Red.).
Jahrzehntelang ertönt bereits das Flötenkonzert in der St. Georgs-Kathedrale am Freitag nach Ostern. Die Flötenmusik in vielfältiger Besetzung unter der Leitung von Mag. Claudia Kirnbauer, Lehrerin am Neunkirchner Gymnasium und an der Musikschule Ternitz, agierte präzise, virtuos und mit offensichtlicher Spielfreude: eine Solidargemeinschaft von Musikerkollegen aus verschiedenen Musikschulen der Umgebung, deren fortgeschrittenen Schüler und Studenten, die zu familiärem Spiel zusammengefunden hatten, wobei vor allem die Stimmführer untereinander in engem Blickkontakt blieben, sich visuell zu unterhalten schienen.
Ein Flötenkonzert ist normalerweise eine Form des Solokonzerts, bei dem eine Flöte einem größeren Instrumentalensemble gegenübergestellt wird. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Blockflöte von der Querflöte völlig verdrängt. Bei diesem Flötenkonzert am 6. April 2018 versuchte man eher die Querflöte in verschiedenster kammermusikalischer Besetzung vorzustellen: im Duett mit der Violine, begleitet von der Orgel, solistisch sowie im Ensemble bis zu acht Flöten. An der Orgel wirkte Daniela Mohr, Instrumentallehrerin an der Musikschule Neunkirchen und Kirchenorganistin der Pfarre Pottschach.
Nach einer festlichen Orgelentrada begrüßte Claudia Kirnbauer das zahlreich erschienene Publikum, vor allem den Rektor der St. Georgs-Kathedrale, MMag. Stefan Gugerel und den Bildungsgemeinderat Mag. Christian Filipp. Höchstinteressant waren die Erklärungen der Leiterin zwischen den verschiedenen hochexpressiven und emotionalen Darbietungen.
Die Werke gingen vom barocken Giuseppe San Martino mit seinem dreisätzigen Divertimento für fünf Flöten über Wolfgang Amadeus Mozart mit einem Allegroduett und das Adante der Sonate KV 13. Von der Aversion Mozarts gegenüber der Flöte war nicht im geringsten etwas zu spüren.
Das Erscheinungsbild des Flötisten veränderte sich drastisch, als Gardemusiker Gfr Christoph Schauer „Syrinx“, eine Komposition für Querflöte solo des französischen Impressionisten Claude Debussy in Uniform darbot. Von Jean-Baptiste Loeillet de Gant, Komponisten und Flötisten des Barock, erklang die Sonate a-Moll op.1/1, gespielt von Claudia Kirnbauer und Daniela Mohr.
Johann Adolph Hasse war ein einflussreicher deutscher Komponist des Spätbarock, der Persönlichkeiten wie Maria Theresia, Friedrich II. von Preußen und Voltaire – der ihn den „Helden des Jahrhunderts nannte – zu seinen Bewunderern zählte. In der Triosonate G-Dur mit zwei Flöten und Orgel im tempo di Minuetto spiegelt sich das musikalische Schönheitsideal seiner Zeit.
Mit einem Sprung ins 20. Jahrhundert ging das Konzert zu Ende mit dem ungarischen Komponisten, Musikpädagogen und Musikethnologen Zoltán Kodály. Aus seiner Volksliedsammlung ertönte „Topfen der Zigeuner kaut“ „Túrót eszik a cigány“ mit vier Flöten und einer Altflöte. Schließlich hörte man das „Notenbüchlein für Tamino“ (1990) für acht Flöten von Wilfried Hiller. Ausgefallene Instrumentenkombinationen hätten den Komponisten immer gereizt.
Während die prächtige Orgelconclusio von der Kaufmann-Orgel alles abverlangte, bekamen alle Mitwirkenden Blumen und Schokolade als sympathischer Dank von Claudia Kirnbauer. Ihr Dank ging an die Geistlichkeit für die Möglichkeit, an diesem feierlichen Ort zu musizieren und auch an den Bereich Kunst und Kultur in Wr. Neustadt für die administrativen Tätigkeiten rund um dieses Konzert. Das ausdrucksstarke Flötenkonzert an der Militärakademie ging tief unter die Haut und erfreute das anwesende Publikum, das sich mit einem Riesenapplaus bedankte.
Es bleibt zu wünschen, dass dieses wunderbare Konzert nächstes Jahr in der neu gestalteten Kathedrale traditionsmäßig zu hören sein wird.
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