Kulturpreis für Kulturvermittler - Sprachinstitut des Bundesheeres ist Träger des Kulturpreises Deutsche Sprache

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Am 10. Oktober 2015 fand in Kassel, Deutschland, die Verleihung des dreiteiligen „Kulturpreises Deutsche Sprache“ an die diesjährigen Preisträger statt. Den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache erhielt der gebürtige Äthiopier Prinz Asfa-Wossen Asserate, der Initiativpreis Deutsche Sprache wurde der Gesangsgruppe „Wortart Ensemble“ zuerkannt, und der Institutionenpreis Deutsche Sprache wurde dem Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) verliehen.
Das Sprachinstitut des Bundesheeres wurde aufgrund seiner umfassenden Initiativen zur sprachlichen Schulung und Weiterbildung von Wehrpflichtigen mit dem (undotierten) Institutionenpreis Deutsche Sprache ausgezeichnet. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die intensiven Bemühungen des Sprachinstitutes innerhalb des Bundesheeres um die sprachliche Schulung und Bildung von Wehrpflichtigen deutscher und anderer Muttersprache und um die sprachliche Vorbereitung und Begleitung von UN-Friedenseinsätzen österreichischer Soldaten in allen Weltteilen. „Die österreichischen Streit¬kräfte leisten Vorbildliches bei der Sprachvermittlung und bei der Förderung des Deutschen als Fremdsprache in einem Arbeitsfeld mit hohen sprachlichen Anforderungen“, führte der Sprecher der Jury, Prof. Dr. Helmut Glück, aus.
Den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache erhielt der Schrift-steller, promovierte Historiker und Wirtschaftsberater Prinz Asfa-Wossen Asserate. Der gebürtige Äthiopier gilt als Vermittler zwischen den Kulturen und den Religionen sowie als sorgfältiger Beobachter der Deutschen, ihrer Umgangsformen und ihrer Sprache.
Der mit 5.000 Euro dotierte Initiativpreis Deutsche Sprache wurde der Dresdner Gesangs-gruppe „Wortart Ensemble“ zuerkannt. Die Jury würdigte hier die großartige Idee, Dichtkunst und Vokalkunst zu vereinen und so einen neuen Zugang zu literarischen Texten in deutscher Sprache zu eröffnen.
Deutschförderung für Rekruten – einmalig in Europa
Die Deutschausbildung nimmt am SIB eine Sonderstellung ein: Die hier abgehaltenen Kurse dienen nicht nur der sprachlichen und fachlichen Vorbereitung von Angehörigen aus-ländischer Streitkräfte auf weiterführende militärische Kurse in Österreich, sondern es werden darüber hinaus auch österreichische Militärangehörige – und zwar beginnend beim einfachen Rekruten – für ihre weitere berufliche Laufbahn sprachlich qualifiziert.
So leistet das Bundesheer seit 2007 einen wesentlichen Beitrag zur Integration mehr-sprachiger Soldaten mit nichtdeutscher Erstsprache. In diesem Jahr wurde erstmals eine Deutschförderung als begleitende Maßnahme im Rahmen der Ausbildung angeboten, die sowohl von Berufssoldaten mit deutscher Erstsprache als auch von jenen mit Deutsch als Zweit- oder Drittsprache in Anspruch genommen wird. Das Besondere an dieser Ausbildung ist, dass hierbei nicht nur Sprache, sondern auch Interkulturelle Kompetenz vermittelt wird.
Seit 2014 wird auch für Grundwehrdiener eine Deutschförderung angeboten, die diese auf freiwilliger Basis und kostenlos nutzen können. Im Unterschied zur Deutschförderung für Berufssoldaten geht es hier um die Verbesserung jener Sprach¬fertigkeiten, die im zivilen Leben, insbesondere im künftigen Berufsleben, eine wesentliche Rolle spielen. Exemplarisch werden hier Textsorten behandelt, welche die Alltags- und Behördenkommunikation betreffen, wobei die Grundwehrdiener ein qualifiziertes persön-liches Portfolio mit diversen Mustertextsorten wie Lebenslauf, Bewerbungsschreiben etc. erstellen.
Diese berufsbezogene Deutschförderung während des Grundwehrdienstes verbessert also nicht nur die allgemeine Sprachkompetenz und vermittelt militärisches Sprachwissen und Sprachkönnen, sondern erhöht auch die Chancen im späteren Berufsleben. Somit ist dieses in Europa einzigartige Angebot eine Investition für die Zukunft, welche insbesondere die personale wie auch die sozial-kommunikative Kompetenz und somit das selbstorganisierte Handeln der Betroffenen optimieren hilft – kurz: eine integrative Gesamtmaßnahme für ein gedeihlicheres Miteinander.
Festakt in Kassel
Die Preise nahmen der zu diesem Zeitpunkt mit der Institutsleitung betraute ObstdhmfD Dr. Josef Ernst und der für das Deutsch-Förderprogramm verantwortliche OR Mag. Robert Rozinsky im Rahmen eines Festaktes im Kongress Palais der Stadt Kassel entgegen, dem rund 700 geladene Gäste beiwohnten.
In seiner Laudatio hob Prof. Dr. Walter Krämer von der Universität Dortmund die lange Tradition der Friedenseinsätze und der Sprachförderung in den österreichischen Streitkräften hervor. Doch dies alleine qualifiziere das Sprachinstitut noch nicht für diesen Preis, führte Prof. Krämer aus, sondern das, wodurch sich das Sprachinstitut von anderen zivilen Sprach-ausbildungsinstitutionen unterscheide: der zielgerichteten Anwendung Interkultureller Kompetenzen und Fähigkeiten, also insbesondere der Fähigkeit, Sprache und Kultur in jenen Räumen zusammenzuführen, in denen österreichische Soldaten im Rahmen von friedens-unterstützenden Operationen eingesetzt werden. Die für solche Einsätze erstellten Sprach-fibeln des Sprachinstitutes, mit denen alle am Einsatz teilnehmenden Soldaten beteilt werden, sind hierfür ein beredtes Beispiel. Diese Interkulturelle Kompetenz in einem internationalen militärischen Umfeld stelle bereits seit Jahrzehnten das Alleinstellungsmerkmal des Sprach¬institutes dar, betonte Prof. Krämer.
In seiner Dankesrede zeichnete der in Wiener Neustadt ansässige und aus Wiesmath in der Buckligen Welt stammende Oberst Dr. Ernst den langen und über weite Strecken immer wieder mühevollen Weg nach, wie dieses Deutsch-Förderungsprogramm beim Bundesheer letztlich doch zu einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte wurde – unter anderem als Teil des Maßnahmenpaketes zur Attraktivierung des Grundwehrdienstes, nachdem sich die österreichische Bevölkerung Anfang 2013 in einer Volksbefragung für die Beibehaltung der Wehrpflicht ausgesprochen hatte. Am Schluss bedankte er sich im Namen des Sprachinstituts bei der Jury für die Zuerkennung dieses renommierten Preises, die auch international auf breite Resonanz gestoßen ist. Neben der Wahrnehmung in über 280(!) deutschsprachigen Print- und Online-Medien haben neben der EU-Kommission und dem EU-Rat auch die Universitäten Yale, Dortmund und Wien, das Swedish National Defence College Stockholm sowie das ungarische Verteidigungsministerium dem Sprachinstitut ihre Glückwünsche übermittelt. Nach der im Jahr 2009 erfolgten Verleihung des Europäischen Sprachensiegels für innovative Sprachenprojekte ist die nun verliehene Auszeichnung ein weiterer Beweis für die hervorragende Arbeit des Sprachinstitutes des Bundesheeres.





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