Bankkundinnen teils uneinsichtig
"Love Scamming" wird auch zum Problem für die Banken

- Die Liebe im Internet - in vielen Fällen Produkt von Betrügerbanden.
- Foto: Pixabay
- hochgeladen von Peter Zezula
Problem für Banken: Irre geleitete Kundinnen überweisen Geld an ihre vermeintliche große Liebe ...
WIENER NEUSTADT. Ein Bankangestellter aus Wiener Neustadt (er will anonym bleiben) wandte sich an die Redaktion der BezirksBlätter. Er habe eine Kundin, die offensichtlich einem Liebes-Betrüger auf den Leim gegangen ist, dies jedoch trotz mehrfacher Warnungen nicht wahrhaben will. Was dem Banker dabei wirklich auf den Magen schlägt: Während er zusehen muss, wie die Frau (60) dabei ist, ihre eigene Ehe zu zerstören, kann er auch nicht oder nur unzureichend in deren Finanztransaktionen eingreifen. Zwei Tausender im vergangenen Monat, 5.000 Euro diese Woche - es bleibt ja der Bankkundin überlassen, was sie mit ihrem Geld macht.
"Ist das Opfer liquid, so fallen kleinere Geldabhebungen nur selten auf."
Jur. Michael Sedlak
Offensichtlicher Betrug
Und machtlos ist sowohl der "kleine" Bankangestellte, als auch die Bankdirektion. Im Gespräch versicherte die offensichtlich Irregeführte immer wieder: "Nein, es ist wahre Liebe, es handelt sich um keinen Betrug."
Und die Masche ist immer ähnlich: Ein falsches Profil auf Facebook oder Instagram (in diesem Fall eines "Arztes aus Amerika") mit Foto eines feschen Mannes - und damit der arme Mediziner aus der heimischen "Ehefalle" und gleich auch aus einem komplizierten Militärverfahren rauskommt, benötigt er Geld. Denn auf seines kann er aus erwähnten Gründen nicht zurückgreifen...
Je näher ein versprochenes Treffen in Europa oder gar Wien rückt, desto vehementer werden die Geldforderungen. Und das bis über beide Ohren verliebte Opfer überweist und überweist.
Auch seitens der Wiener Neustädter Sparkasse weiß man über dieses in der Branche bezeichnete "Love Scamming" Bescheid, es wurde sogar ein Schreiben diesbezüglich auf die Bank-Homepage gesetzt. Michael Sedlak, Leiter der Rechtsabteilung: "Durch die emotionale Abhängigkeit überweisen die Opfer eines Love-Scams oftmals über lange Zeit sehr viel Geld an die Täter." Mit ein Problem: Ist das Opfer liquid, so fallen viele kleine Beträge nur sehr selten auf.
Schwer ist es auch, eine Kontosperre durchzubringen, dies ginge, so Sedlak, wenn der Verdacht bestünde, dass mit diesem Geld eine terroristische Vereinigung finanziert werde, "in einem Fall haben wir mit der Kundin das Gespräch gesucht und ihr das erfolgreich klar gemacht."
Auf der Sparkasse-Homepage ist auch die Telefonnummer einer Beratungsstelle zu finden, an die sich einsichtige Opfer vertraulich wenden können.


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