Fürstlicher Groll erreicht Ortschef
Zwei "Fürsten" toben. Der Abriss eines Teils des Burgruine bringt ein heftiges Wortgefecht.
SCHWARZENBACH. Gebüsch, Geröll, Steine und Mauerreste. Die denkmalgeschützte Burgruine Schwarzenbach präsentiert sich ziemlich ramponiert. Die im 11. Jahrhundert erbaute Burg verfällt. Der Torbogen gilt als einsturzgefährdet. Immer wieder rollen Steine vom Burgberg bis auf die Straße.
Für die Domänen Privatstiftung (eigenständig in der Esterhazy Betriebe GmbH) ist dies Grund genug, um klar Schiff zu machen. Sicherungszäune und "Betreten verboten"-Schilder sollen Schlimmeres bzw. Personenschäden verhindern. Es herrscht Gefahr im Verzug. Dabei sind sich die Esterházy Betriebe um Karl Wessely (Teil der Geschäftsleitung) und Bürgermeister Johann Giefing einig. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.
Denn nun wird der Torbogen der Ruine abgerissen. Das Bundesdenkmalamt hat sein "Okay" gegeben. "Hierbei wird so gering wie möglich in die noch verbleibende Gesamtanlage der Ruine Schwarzenbach eingegriffen, sodass die wesentlichen Denkmaleigenschaften erhalten bleiben. Die Veränderungen in einem ganz kleinen Teilbereich der Ruine, von dem eine gravierende und aktuelle Gefahr für Personen ausgeht, sind letztlich unbedingt erforderlich", begründet Wessely. Doch soweit hätte es laut Wessely gar nicht kommen müssen. Am Teilabriss ist laut Wessely Giefing mitschuldig. "Die Gemeinde hat uns anfänglich mehrmals kommuniziert, dass sie ein Erhaltungs- und Aufwertungsprogramm anstrebt. Bürgermeister Giefing wollte schon 2012 eine Lösung für eine stärkere touristische Nutzung erarbeiten. Anlässlich einer Besprechung im Mai 2014 teilte Bürgermeister Giefing - für uns recht überraschend - mit, dass weder die Gemeinde noch der zuständige Tourismusverband ein Interesse an einem gemeinsamen kulturtouristischen Projekt haben. Es wurde auch klargestellt, dass sich die Gemeinde an keinerlei Finanzierungen beteiligen kann. Man sei nicht einmal in der Lage, eine ausreichende Versicherung gegen Personen- und Sachschäden für den Fall von Arbeiten durch Freiwillige zu tragen", so Wessely.
Ihm stoßen diese Vorwürfe sauer auf. "Das lass ich so nicht stehen. Uns jetzt den schwarzen Peter zu zuschieben ist unterste Schublade und entbehrt jeden Tatsachen. Wir waren sehr wohl an einer touristischen Zusammenarbeit interessiert. Sowohl die Gemeinde als auch der örtliche Tourismusverband. Wir haben sogar ein Konzept und einen 5-Jahresplan zur Revitalisierung der Burgruine Schwarzenbach vorgelegt", ärgert sich Giefing und legt das sechsseitige Papier auf den Schreibtisch.
"Das Desinteresse liegt vielmehr bei Esterhazy, da in unmittelbarer Nähe angrenzend ein lukratives Jagdgebiet von Esterhazy betrieben wird. Zu diesem Zweck wurde im Ruinenbereich ein Hochstand errichtet, wobei die Burgruine als Kugelfang missbraucht wird", ergänzt Giefing. "Die Ruine wäre, wenn man sie regelmäßig gepflegt hätte, heute nicht in diesem erbärmlichen Zustand. Dann müssten wir aktuell auch nicht um den Erhalt des Torbogens streiten", legt Giefing nach und stellt auch in Sachen Finanzen klar: "Den Esterházy Betrieben wurde eine 50-prozentige Förderung von Seiten des Bundesdenkmalamtes zugesichert - das hat es in Österreich noch nie gegeben. Aber nicht einmal das reichte."
In den kommenden Tagen wird Giefing in einem offenen Brief ans Bundesdenkmalamt seine Enttäuschung über diese Entscheidung kundtun.
Wessely auf die Finanzierung angesprochen: "Die Gemeinde will den touristischen Nutzen für sich, zahlen jedoch sollen andere. Esterhazy engagiert sich immer dort, wo Gemeinde und Land auf allen Ebenen Partner sind. Das ist hier nicht gegeben. Das jagdliche Argument ist völlig absurd."
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