Zweiter Lockdown
Die Kulturbranche wird abermals hart getroffen
Christa Berger und Erich Buchebner im Interview über abgesagte Kabarettes, Konzerte und die weitgreifenden Einschnitte von Kulturschaffenden, die nicht auf der Bühne stehen. Als letzte gestartet, sind sie jetzt wieder die ersten, die völlig schließen.
WIENERWALD. "Verschoben-Kleber und Tipp-Ex sind meine am meisten verwendeten Requisiten zur Zeit", so Christa Berger, Schauspielerin, Sängerin und Betreiberin der Theaterei St. Christophen.
"Und Tipp-Ex über Tipp-Ex hält dann irgendwann nicht mehr, bin ich drauf gekommen", so die Erkenntnisse aus den Termin-Streichungen im Kalender.
Dass sie jetzt zwei gut gebuchte Veranstaltungen für November absagen musste tut weh. "Zwei weitere wurden bereits vor dem Lockdown abgesagt, da der Vorverkauf schon sehr schleppend war", so Berger. Vor eineinhalb Jahren hat sie sich dazu entschlossen, sich zu 100 Prozent der Kunst und Kultur zu widmen. Wegen der Nachfrage und um sich ein weiteres Standbein zu schaffen, hat sie Schauspielkurse für Kinder ins Leben gerufen, die mit Anfang dieser Woche gestartet wären. "Das trifft mich natürlich voll, aber ich hoffe ganz stark, dass es im Dezember losgehen kann", so Berger.
Ist die Kultur wieder das Schlusslicht?
Ein Satz der Bundesregierung macht sie jedoch stutzig, nämlich der, wo es um das langsame Hochfahren – so die Zahlen es erlauben – im Dezember geht.
"Ich fürchte, dass die Kulturbranche beim Hochfahren wieder das Schlusslicht machen wird", so Berger.
"Noch geht es halbwegs, nur bis über das Frühjahr hinaus darf sich das nicht ziehen. Die Gedanken kommen halt unweigerlich, ob sich das ausgeht und ob ich mir etwas Anderes suchen muss." Aber noch ist sie trotz allem zuversichtlich. Und was tun kreative Menschen in schwierigen Zeiten? "Ich feile am Programm, schreibe Lieder und glaube daran, dass die Leute das soziale und kulturelle Leben wieder stark suchen werden, wenn es irgendwann vorbei ist mit den Einschränkungen."
Opus, Watzmann und Co
"Für die Leute in der Musikbranche ist es eine Katastrophe", so Musiker und Produzent Erich Buchebner aus Ollersbach. Mit Katharina Straßer wäre er im November mit dem Programm "Keine Angst – 50 Jahre Austropop" im Rabenhoftheater auf der Bühne gestanden. "Man kann die Vorstellungen ja nicht einmal auf Dezember verschieben, weil auch das nicht sicher ist", so der Musiker, der normalerweise im Dauereinsatz ist. "Ich sehe jeden Tag im Kalender, wo ich gerade wäre – derzeit täglich mit Wolfgang Ambros und der 'Watzmann-Tour' in Deutschland unterwegs." Dass es nicht nur die Musiker auf der Bühne, sondern meist das ganze Netz rundherum noch viel schwerer trifft, ist ihm wichtig zu sagen:
"Um die 40 Leute sind zum Beispiel bei der Watzmann-Tour beschäftigt. Die Rowdies, Beleuchter, Tontechniker, Fahrer etc., alle leben davon und große finanzielle Pölster können da nicht immer aufgebaut werden. Die Situation ist für viele katastrophal."
Dass er jedes Jahr auch zu seinem Geburtstag Ende Oktober auf der Bühne steht, ist nichts Neues. Dass sich das im Corona-Jahr zu seinem 66er mit seiner Lieblingsband "Opus" ausgegangen ist, freut ihn besonders. Die Aufzeichnung des Opus-Features bei "VERA" wird übrigens am 13. November um 21.20 Uhr auf ORF 2 ausgestrahlt.
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