Pendler: Öffis hinken nach
Fast 80 Prozent aller Pendler fährt mit dem Auto. Dabei wären Öffis billiger. Nur: Das Netz im ländlichen Raum ist schwach.
BEZIRK BADEN. "Ich fahre gern Zug, nutze die Zeit, um zu lesen oder meine E-Mails zu checken", sagt Markus Riedmayer, SPÖ-Stadtrat in Baden. Täglich pendelt er zu einem Arbeitsplatz in Wien 6. "In einer Stunde ist der Weg zu schaffen", erzählt der den Bezirksblättern. Er weiß aber auch, dass er in einer privilegierten Stadt wohnt, wo "jede viertel Stunde ein schneller Zug nach Wien hält."
Wenn Markus Riedmayer einen Sitzplatz hat, ist für ihn das Pendeln also kein Problem. Wenn. Denn die Züge frühmorgens sind oft sehr, sehr voll. Und freilich: einen Parkplatz rund um den Badener Bahnhof zu finden, ist derzeit immer noch schwierig.
Dennoch nützen - laut aktueller Pendleranalyse der Arbeiterkammer NÖ - nur etwa 20 Prozent der Pendler in unserem Bezirk ein öffentliches Verkehrsmittel. Der Rest ist mit dem Auto unterwegs. Das liegt daran, dass etwa ein Drittel unserer rund 30.000 Auspendler nicht nach Wien, sondern ins Badener Umland fährt. Und das ist mit Öffis weniger gut versorgt. "40 Prozent aller Pendler haben dabei Wege unter 10 Kilometer - da wäre noch ein Potenzial für ein dichteres Öffi-Netz oder für Radwege," heißt es in der Pendleranalyse. Doch anstatt in deren Ausbau zu investieren, wird lediglich im Autobahnen- und Schnellstraßenbau Geld ausgegeben, während Nebenbahnen eingestellt werden.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung wäre die Nutzung von Öffis auch besser fürs persönliche Geldbörsel. Die AK bringt ein Beispiel für Pendler von Baden nach Mödling: Alle Autokosten für den 11 Kilometer-Weg (220 Arbeitstage im Jahr, hin und retour) belaufen sich auf 1.162 Euro, während die Jahreskarte im VOR nur 398 Euro kostet.
Insgesamt ist der Bezirk Baden ein Auspendlerbezirk. 29.309 Auspendlern stehen 13.836 Einpendler gegenüber. D. h.: Mehr als 15.000 verlassen täglich den Bezirk am Weg in die Arbeit. Die meisten fahren nach Wien (14.646), nach Mödling (8.049) und nach Wr. Neustadt (2.270).
Zur Sache:
Die Zahl der Auspendler hat sich von 2009 bis 2014 um 9,2 % gesteigert, die Zahl der Einpendler (die meisten kommen aus Wiener Neustadt, Wien, Mödling und dem Burgenland) um 8 %.
Der Frauenanteil bei den Pendlern steigt: 55 % der Frauen pendeln aus Baden aus. 63,5 % der Männer. Beim Führerscheinbesitz in der Altersklasse 18 - 34 haben die Frauen die Männer erstmals überholt. 95 % der Frauen haben einen "Schein" gegenüber 92 % der Männer dieses Alters.
Im Schnitt geben Niederösterreicher fürs Auto 583 Euro pro Monat aus. Wiener nur 279 Euro. 40 % der Wiener haben kein Auto, in NÖ gibt es fast keine Haushalte mehr ohne mindestens ein Auto.
Der durchschnittliche Weg zur Arbeit ist 21 Kilometer oder 30 Minuten lang.
Details zur Pendleranalyse der Arbeiterkammer NÖ findet man auf www.pendleranalyse.at
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