"Heutige Tracht ist keine Tracht mehr"
Goldhaubenobfrau Friederike Knechtl weiß, wie traditionelle Dirndln aussehen sollten.
BRAUNAU (penz). Die Tradition, sich volkstümlich zu kleiden, besteht schon über 200 Jahre. Dirndln und Lederhosen werden nach wie vor gerne von Groß und Klein aus den Kleiderschränken gekramt, um auf Festen in einheitlicher Kleidung den trachtigen Brauch zu erhalten. Als herkömmliche Tracht versteht man eine bodenständige Kleidung, welche einer Region zugeordnet werden kann. In den vergangenen zehn Jahren wurden in ganz Oberösterreich über 600 neue Trachten kreiert. Fast jeder Ort hat eine solche erneuerte Tracht mit typischen, regionalen Merkmalen.
Hergestellt werden diese aus natürlichen Materialien wie Leinen, Baumwolle, Wolle oder Seide. Die traditionelle Trachtenmode ist maßgeschneidert – sie soll der Körperform und -größe angepasst werden. "Für ein Dirndl muss man schon Geld in die Hand nehmen. Die Maßanfertigung und Qualität der Stoffe verteuern ein Dirndl. Dafür kann man es auch in vielen Jahren noch anziehen. Eine herkömmliche Tracht gerät nie außer Mode", weiß Goldhaubenobfrau Friederike Knechtl. Nachforschungen ergaben, dass es um 1880 im bayrischen Raum und in unserer Region schon Goldhauben und Kopftücher mit den dazu passenden Kleidern gab.
Tracht ist nicht gleich Tracht
"Was jedoch heute auf dem Markt ist, ist oft nur eine billige Nachahmung. Solche 'Dirndln' können bestenfalls als eine, an die Tracht angelehnte, Mode bezeichnet werden. Diese Kleidung hat auch seine Berechtigung, leider wird sie aber von vielen als 'Tracht' angeboten. Diese kurzlebigen Kleider sind heutzutage nur für Oktober- und Wiesenfeste ausgelegt. Ich bin mir sicher, dass die Zeit der Trachtenmode wieder vorbei geht, wie auch alle anderen Modetrends", so Knechtl. Heutige Dirndln werden, um sie verbilligt anbieten zu können, nicht mehr aus den qualitativen Leinen oder Seide produziert, sondern aus Kunststofffaser.
Fotos: Knechtl
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