Mit "Clairisa" den Klimawandel im Blickfeld haben

Hinterstoder zeigt sich heuer bereits in weißer Pracht. | Foto: geh
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BEZIRK. Ein neues Infosystem des Landes OÖ namens "Clairisa" beschäftigt sich mit den Folgen des Klimawandels in Oberösterreich. Für jeden Ort kann man eine Fülle von Daten abfragen. Grundlage sind die Aufzeichnungen von mehr als 200 Wetter- und Luftmessstationen. Informationen liefert auch der Dachsteingletscher. Darauf aufbauend hat die Universität für Bodenkultur Zukunftsszenarien berechnet. Klimaschutz-Landesrat Rudi Anschober: „Damit können wir uns in allen Landesteilen besser auf die zu erwartende Klimaveränderung einstellen und Anpassungsmaßnahmen verwirklichen. Und gleichzeitig wird der Blick in die Zukunft auch die Motivation für erfolgreichen Klimaschutz verbessern. Denn wir brauchen beides: mehr Klimaschutz und mehr Anpassung an jede Klimaveränderung, die nicht mehr zu verhindern ist. Clairisa bietet uns für beide Ziele mehr Transparenz und damit Handlungsmöglichkeiten."

Ein Beispiel ist die Veränderung der Lufttemperatur im Zentrum der Gemeinde Vorderstoder. Bis 2010 betrug hier die mittlere Winter-Lufttemperatur minus 1,9 Grad Celsius. 2100 soll sie bei plus 1,49 Grad liegen.

Anschober: „Die Erstellung eines Klima-Luft-Informationssystems wurde in der Oö. Klimawandel-Anpassungsstrategie verankert. Damit stellen wir sicher, dass wichtige Basisdaten über das aktuelle Klima sowie den Klimawandel zur weiteren Planung von Klimawandel-Anpassung frei zugänglich zur Verfügung stehen. Zum Beispiel für Gemeinden, aber auch Landwirte erfahren, wie sich die Vegetationsperiode verändern wird. Forstwirte können abfragen, wo trotz Klimaerwärmung etwa noch Fichten gedeihen. Das sind nur einige Beispiele, wie Clairisa genutzt werden kann.“

Die Daten sind in digitalen Karten und Informationsblättern mit Tabellen, Grafiken und textlicher Analyse dargestellt. Viele klassische Klimaparameter wie Lufttemperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer sind bereits abrufbar. Die Karten und Analysen werden laufend erweitert. Online unter:www.doris.at

"Pyhrn-Priel bleibt schneesicher"

"Wir ziehen seit Jahren Klimastudien von renommierten Universitäten und Forschern als Entscheidungsgrundlage heran", sagt Herbert Gösweiner, Obmann des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel. Aus der jüngsten Boku-Studie leitet er ab: "Pyhrn-Priel ist neben dem Krippenstein in OÖ als einziges Skigebiet auch in Zukunft schneesicher. Viele Destinationen können nur davon träumen, den Gästen so eine Schneegarantie bieten zu können." Neue Infrastrukturprojekte, so Gösweiner, werden einem "Sommer- und Wintercheck“ unterzogen. "Wir stellen sicher, dass Gästen die Investitionen auch im Extremfall, bei zehn Monaten Sommer, zur Verfügung stehen."

"Wir müssen ehrlich bleiben: Schlechte Winter gab es früher auch. Wir führen genaue Aufzeichnungen", sagt Vorstandsdirektor Helmut Holzinger von den Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen. Er sieht die Diskussion "entspannt". "Eigentlich reden wir über Wetterveränderungen. Skigebiete unter 1000 Metern Seehöhe haben alle drei bis fünf Jahre einen schlechten Winter. Das war immer schon so. Jedes Jahr hat seine Facetten. Pyhrn-Priel liegt nordseitiger, daher haben wir oft Wettervorteile. Wir kennen aber die Probleme und haben darauf reagiert." Und zwar, indem man stark in die Beschneiung investiert habe, "aber vor allem, weil der Gast kompakte Pisten will", so Holzinger. "Wir müssen schnell und effizient beschneien, weil wir damit die Wertschöpfung der ganzen Region sichern."
Den Naturschnee brauche man im Skigebiet heute nicht mehr in dem Ausmaß wie früher. Holzinger erklärt: "Wir als Betreiber brauchen keine zehn Meter Schnee, denn das führt zu Lawinen und zu schlechter Sicht. Ein Meter Schnee und 100 Sonnentage wären mir lieber. Was mich am meisten an der Diskussion stört: Früher ist man ab Weihnachten bis April, Mai Ski gefahren. Mit Jänner/Februar ist der Schnee gekommen. Heute wird im Oktober schon die Weihnachtsbeleuchtung montiert. Der Handel diktiert, wirtschaftliche Interessen dominieren. Wir sperren so früh wie möglich auf. Allerdings bewirbt der Handel ab Februar/März schon wieder Rad und Golf. Wenn der Schnee am schönsten wäre, interessiert das Skifahren niemand mehr." Die wirklich Leidtragenden, so der Bergbahn-Vorstand, seien die Tourengeher. "Die müssen auf den Pisten gehen. Das wird ein langfristiges Problem werden."

Ausführliche Stellungnahmen:

Johann Kammleitner, Forstmeister und Leiter des Nationalparkbetriebs Kalkalpen der österreichischen Bundesfoste:
"Die Klimawissenschaftler sind sich einig, dass die alpinen Ökosysteme und damit auch der Nationalpark Kalkalpen durch die Klimaerwärmung besonders stark betroffen sind. Während global eine Temperaturerhöhung von 1,8 Grad Celsius prognostiziert wird, liegt die Vorhersage für den Alpenraum bei 2,5 – 5° C. Die Niederschläge bleiben in Summe zwar gleich, verschieben sich aber vom Sommer in den Winter. Stürme, Hochwasser und Dürreperioden werden häufiger (Klimastudie der Universität für Bodenkultur im Auftrag der Österreichischen Bundesforste und des WWF).

Was kann das für den Nationalpark Kalkalpen bedeuten?
Fichten verlieren Lebensräume und wandern nach oben: Die Fichte leidet als Flachwurzler besonders unter der Temperaturerhöhung und der Verlagerung der Niederschläge in den Winter. Zusätzlich zu diesem Trockenstress werden Stürme und Borkenkäfer der Fichte arg zusetzen. Der potenzielle Lebensraum der Fichte wird damit im Nationalpark Kalkalpen geringer. Unter einer Seehöhe von 1000 Metern wird sich die Fichte nur auf frischen, wasserzügigen Böden nachhaltig behaupten können. Andere Baumarten wie Eichen, Kiefern oder Buchen werden Lebensraum gewinnen, weil sie auch mit weniger Niederschlägen auskommen.
Der natürliche Anpassungsprozess des Waldes ist jedoch langsamer als der Klimawandel. Die Fichten könnten in tieferen Lagen schneller ausfallen als andere Baumarten ihren Platz übernehmen können. Die dadurch mögliche Zunahme von Kahlflächen hat wiederum Einfluss auf Hochwasserereignisse und Lawinengefahr.

Gewinner und Verlierer im Tierreich: Die Tiere bei uns sind großteils mobil und können mit den Vegetationszonen nach oben mitwandern. Zu den Verlierern zählen zweifelsohne jene Tierarten, die bereits auf höhere Lagen spezialisiert sind und nicht weiter ausweichen können. Das Schnee– und Birkhuhn werden ebenso Lebensraum verlieren wie der Schneehase. Der Schneefink, im Nationalpark schon jetzt sehr selten, wird aus diesem Gebiet verschwinden. Zu den Gewinnern zählen die Schalenwildarten Rot-, Reh-, Gams- und Schwarzwild. Höheres Nahrungsangebot durch Bucheckern und Eicheln sowie geringere Schneehöhen im Winter erhöhen ihren Lebensstandard. Keinen Einfluss dürfte der Klimawandel auf den Bären, den Luchs, das Haselhuhn und die Mehrheit unserer Spechte im Nationalpark haben.

Bäche werden wärmer und unberechenbarer: Bei den Bächen wird eine Erwärmung um 2°C prognostiziert. Eine wesentliche Änderung des Artenspektrums (Bachforelle, Koppe) ist nicht wahrscheinlich. Möglicherweise wandern Äschen und Nasen in die jetzige Forellenregion ein. Stärkere Einflüsse als die Temperatur dürften die Schwankungen in der Abflussdynamik auf den Fischbestand haben. Niedrigwasserstände und Hochwasserereignisse werden häufiger.

Maßnahmen und Empfehlungen: Zum Schutz der Nachbarn werden durch den Nationalparkbetrieb der Österreichischen Bundesforste im Randbereich des Nationalparks, auf 28 Prozent der Fläche, verstärkt Maßnahmen gegen Massenvermehrungen des Borkenkäfers gesetzt. Um die Schutzgüter des Nationalparks Kalkalpen zu erhalten, müssen diese im Rahmen von Artenschutzprojekten aktiv gefördert werden. Stressfaktoren, wie Verbissdruck durch unnatürliche Wildtierdichten oder Störungen durch Erholungssuchende, sind zu minimieren. Den Wildtieren sollen durch Erweiterung des Nationalparks oder durch Lebensraumvernetzung Wanderungen in für sie günstigere Gebiete ermöglicht werden. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind weiterhin durch Langzeituntersuchungen zu beobachten. Wildnisgebiete und Nationalparks sind dazu bestens geeignet.

Zum Borkenkäfer (Buchdrucker): Der sechs Millimeter große Buchdrucker ist auf ältere Fichten spezialisiert. Er legt seine Eier unter der Rinde ab. Daraus schlüpfen Larven, die bis zur Verpuppung Larvengänge anlegen. Viele Larvengänge unterbrechen im Baum den Nährstofftransport von den Nadeln zu den Wurzeln. Die Fichte stirbt ab. Die kleinen Käfer haben gegen den großen Baum aber nur bei trockener und warmer Witterung eine Chance. Unter diesen Bedingungen können sich die Borkenkäfer bis zu drei Mal pro Jahr vermehren. Der Baum wiederum ist mit dem Trockenstress beschäftigt und hat keine Energie zur Produktion von genügend Harz als Abwehr. Geschwächte Abwehr und viele Käfer sind für den Baumriesen letal. Vom Wind geworfene Bäume bekommen weniger Wasser, können dadurch weniger Harz produzieren und sind damit anfälliger gegen den Borkenkäfer. In diesen Bäumen können sich die Buchdrucker ungehindert vermehren und danach gesunde Bäume abtöten. Da sich der Borkenkäfer nicht an die Nationalpark Grenzen hält und sich über diese auf die angrenzenden Wälder ausbreiten kann, werden auch im Nationalpark Maßnahmen gegen den Borkenkäfer gesetzt."

Erich Weigand, Biologe im Nationalpark Kalkalpen:
"Die Sache mit der Klimaerwärmung wird innerhalb der Experten nicht mehr angezweifelt. Es ist nur eine Frage, ob es 2 Grad oder bis zu 5 Grad sein werden. Klar ist auch, dass ab 4 Grad die Menschheit katastrophal betroffen ist. Absolut todernst die Sache! Selbst wir Biologen sehen überall schon Veränderungen.
Eine Erhöhung der Temperatur von 2 Grad bedeutet, dass die Waldgrenze langfristig um 400 Höhenmeter nach oben wandert."

Herbert Gösweiner, Obmann Tourismusverband Pyhrn-Priel:
"Der Tourismusverband Pyhrn-Priel zieht seit Jahren Klimastudien von renommierten Universitäten und Forschern als Grundlage seiner Entscheidungen heran. Diese waren auch Grundlage für den Masterplan Pyhrn-Priel 2020. Hier vor allem Arbeiten der Universität für Bodenkultur, die erst kürzlich mit ihren Wissenschaftern ortsgenaue Prognosen für Sommer und Winter für ganz Österreich erstellt hat.

Es stellt sich in diesem Zusammenhang die naheliegende Frage, warum hier ein Grüner Landesrat und unsere Beamtenschaft der Umweltabteilung ein eigenes System erfinden, obwohl die dazu berufenen Unis und ihre Wissenschafter bereits Daten und darauf basierende Prognosen unter strengen wissenschaftlichen Maßstäben am laufenden Band erarbeiten.
Wir stützen unsere Entscheidungen auf Basis eingangs erwähnter Prognosen der Wissenschafter.

Die neueste BOKU Studie zeigt für Pyhrn-Priel zwei klare Trends:
1) Die Bergsommer werden noch wichtiger für unsere Gäste, weil sommerliche Warmwetterperioden die Menschen dazu veranlassen, oft mit Aufstiegshilfen, höhere Bergplateaus zu erreichen, um dann dort unter klimatisch günstigen Bedingungen zu wandern. Die neuesten Sommerzahlen in Pyhrn-Priel (8% Nächtigungen, Beförderungsrekord der Bergbahnen) scheinen diesen Trend zu bestätigen.
2) Der Winter in Pyhrn-Priel wird auch in Zukunft der Winter sein, den unsere Gäste kennen. Mit Schneefall in ergiebigen Mengen und absoluter Naturschneesicherheit bis in Tallagen. Pyhrn-Priel ist neben dem Krippenstein in OÖ als einziges Skigebiet auch in Zukunft schneesicher. Auch österreichweit, können viele bekannte Skidestination nur davon träumen, eine derartige Schneegarantie seinen Gästen anbieten zu können.

Wir verfolgen daher konsequent zwei Dinge, die auch die Grundlage des Masterplans bilden:
>> Konsequente Verbindung unserer beiden Skigebiete, die allesamt nur über 1000 Höhenmeter neue Entwicklungen brauchen. Gleichzeitig wird die Verbindung so gestaltet, dass sie zur Wander- und Skischaukel wird, das heißt, dass unsere verbundenen Wintersportgebiete in der schneelosen Zeit zu einem Hotspot für Wanderer werden, dich sich dann, wie eingangs erwähnt, eines Bergklimas erfreuen können, das in Tallagen vielleicht nicht mehr vorhanden sein wird! Dabei denken wir auch an Menschen mit Beeinträchtigungen, die dann mittels Aufstiegshilfen, das Bergerlebnis im Sommer genießen können.
>> Wir bejammern den Klimawandel oder, das was die Wissenschaft voraussagt, nicht, sondern setzen aktiv auf Klimaschutz, indem wir unser Geld in 16 E- Tankstellen, in die E- Rallye, in ein Buskonzept (Tälerbus in Hinterstoder), in ein neues E- Carsharingsystem oder auch in Vorträge mit dem Klima- und Energiefonds in Zukunft stecken. PP ist Vorreiter in Sachen Klimaschutz durch die Energieautarke Region Pyhrn-Priel und erzeugt seinen Strom mittlerweile zu weit über 100% ohne die Emission von CO2, rein aus erneuerbaren Energieträgern! Wer kann das noch von sich behaupten?

Alle neuen Infrastrukturprojekte in Pyhrn-Priel werden einem Pyhrn-Priel Sommer- und Wintercheck unterzogen, sodass wir sicherstellen, dass diese Investitionen auch im Extremfall (10 Monate Sommer) unseren Gästen zur Verfügung stehen und sie einen Mehrwert für unsere Gäste haben. Im Konkreten, sollte der Schneefall irgendwann ausbleiben, dann können unsere neuen und bestehenden Liftanlagen dazu benutzt werden, um Höhenwandern zu allen Jahreszeiten für Jung, Alt und auch Menschen mit Beeinträchtigung anbieten zu können.
Durch diesen Check sind unsere Investitionen auch auf Klimaschwankungen hin abgesichert! So arbeiten wir aufgrund des Masterplans mit dem Klimawandel, setzen aber auch konkrete Akzente für einen aktiven Klimaschutz."

Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes:
"Der Alpenraum ist vom Klimawandel besonders stark betroffen. In den letzten 100 Jahren stieg die Temperatur im globalen Vergleich überdurchschnittlich stark an. Diese Erwärmung äußert sich unter anderem durch einen dramatischen Gletscherschwund. So hat die Pasterze als größter Gletscher Österreichs seit dem Jahr 1856 fast die Hälfte ihrer Fläche eingebüßt. Noch in diesem Jahrhundert könnte der Großteil der Alpengletscher vollständig verschwunden sein. Eine Entwicklung, die zusammen mit dem Abtauen von Permafrostböden dramatische Folgen nach sich zieht: Erhöhte Schmelzwassermengen führen vermehrt zu Überschwemmungen, abgetaute und aufgeweichte Böden zu Muren und Erdrutschen und das Verschwinden der Frischwasserspeicher könnte in Folge sogar Trinkwasserengpässe auslösen. In Oberösterreich wird das Verschwinden der Gletscher noch viel schneller gehen: Die Dachsteingletscher schmelzen im Rekordtempo. Wenn es so weitergeht, sind sie in 20 Jahren, spätestens Mitte des Jahrhunderts Geschichte!

Auch in der Pflanzen- und Tierwelt der Alpen machen sich die klimatischen Veränderungen schon bemerkbar. Seit einigen Jahrzehnten ist – national wie auch weltweit – ein Anstieg der Waldgrenzen im Gebirge zu beobachten, da ja die Vegetationsperioden länger werden. Stark an ihre Umgebung angepasste Pflanzen- und Tierarten sind gezwungen, in höhere Lagen abzuwandern. Für fast 50 % der europäischen Gebirgspflanzen besteht ein hohes Aussterberisiko. Weitere direkte menschliche Eingriffe in den Alpenraum sind in jedem Fall nur unter Wahrung des Naturschutzes umzusetzen. Das gilt sowohl für zweifelhafte touristische Projekte, wie die Erschließung neuer Skigebiete und den Ausbau von Beschneiungsanlagen, als auch für die Errichtung neuer Wasserkraftwerke und den Bau von Windrädern in Höhenlagen. Die Fichte wird in unserer Region zwar keinesfalls aussterben, allerdings wird sich verstärkt zeigen, dass sie im Alpenvorland und im voralpinen Lagen nichts verloren hat. Auch die Anfälligkeit für Sturmschäden oder Borkenkäferbefall geht damit einher. Hier werden sich die Fehler der Vergangenheit - Fichtenmonokulturen auf Buchenwald-Standorten - rächen. Aussterben werden nicht Bäume, sondern Gebirgspflanzen, die quasi von den aus tieferen Lagen nach oben nachrückenden Arten verdrängt werden.

Jedenfalls stärker betroffen vom Klimawandel und seinen Folgen sind Skigebiete unter 2000 Metern. In einer Studie der OECD werden 91 Prozent der heute bestehenden Skigebiete in den Alpen als natürlich schneesicher (ohne Einbezug der technischen Beschneiung) bezeichnet. Bei einer durchschnittlichen Erwärmung von +1°C würde dieser Wert auf 75 % sinken. Bei + 2°C wären noch 61%, bei +4°C nur noch 30% der Skigebiete natürlich schneesicher. Dass gerade Gebiete wie Hinterstoder und die Wurzeralm mit Pisten deutlich unter 2000 m eher zu den Verlierern gehören werden, liegt auf der Hand. Das Wegener Center der Universität Graz geht von einem Ansteigen der mittleren Temperatur um 4 Grad bis 2100 aus, sollten keine weiteren Klimaschutzmaßnahmen gesetzt werden. Schnee wird im Gebirge zu Regen und Skigebiete in relativ geringer mittlerer Höhe werden aufgrund der erhöhten Temperaturen auch keine künstliche Beschneiung mehr einsetzen können.

Daher jetzt in teure Infrastrukturen zu investieren, welche die Landschaften für den künftig wichtiger werdenden Sommertourismus verschandeln, ist widersinnig. Und selbst wenn investiert wird, ist das Investment ebenfalls gefährdet, wenn nicht massiv gegen die Klimakatastrophe gearbeitet wird, um die Erhöhung der Temperatur unter 1,5°C zu halten. In der Tourismusbranche bedarf es vor allem für den Wintertourismus aufgrund des Klimawandels einer grundlegenden Änderung des Geschäftsmodells. Wegen der Schneeunsicherheit in der Pyhrn-Priel-Region müssen Alternativangebote entwickelt werden, die dafür sorgen, dass die Abhängigkeit vom Skitourismus reduziert wird und die Angebote in Richtung Ganzjahrestourismus flexibilisiert und diversifiziert werden. Diese Maßnahmen stärken darüber hinaus die Vor- und Nachsaison.

Wichtig ist aber auch zu sagen, dass es im Bereich des Klimaschutzes Fortschritte gibt. Das Übereinkommen von Paris sieht die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2°C, möglichst 1,5 °C im Vergleich zu vorindustriellen Levels vor. Dieses Übereinkommen wird jetzt Zug um Zug von allen einzelnen Nationalstaaten ratifiziert. Jetzt liegt es daran dem Klimaschutz endlich in Österreich auf die Sprünge zu helfen. Dazu braucht es eine zielgerichtete Vorgehensweise. Klimaschutz darf nicht mehr, wie in er Vergangenheit dem Zufall überlassen werden. Dazu sind seine möglichen Folgen viel zu gravierend. Öffentliche Mittel sinnvoll einzusetzen, wäre ein erster wichtiger Schritt. Wir sollten nicht mehr länger für unsere Arbeit besteuert werden, sondern für unseren Energieverbrauch. Das wäre eine wichtige Richtungsentscheidung. Umweltschädliche Praktiken wie die Bevorzugung von Diesel gegenüber Benzin oder die Förderung von Ölheizungen gehören ebenfalls abgestellt. Die Maßnahmen liegen in allen Bereichen auf dem Tisch. Wir brauchen nur den Willen, es endlich anzugehen."

Hinterstoder zeigt sich heuer bereits in weißer Pracht. | Foto: geh
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