One-Woman-Show über die Kunst des Lebens

Hildegard Reitberger in ihrer Rolle als Shirley Valentine, die mit Selbstironie dem Alltagstrott zu entfliehen versucht.
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  • Hildegard Reitberger in ihrer Rolle als Shirley Valentine, die mit Selbstironie dem Alltagstrott zu entfliehen versucht.
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

KUFSTEIN (bfl). Es wird wahrscheinlich eine der letzten Premieren in den alten Gemäuern des Stadttheaters Kufstein sein, denn spätestens im Herbst wird wohl der neue Schauplatz für das Theater das Kultur Quartier werden. Gekommen sind viele zur Premiere des Stückes "Shirley Valentine" von Willy Russel am 20. Jänner, sodass sich der Theaterraum des Stadttheaters Kufstein bis auf den letzten Platz füllte.
Kulturreferent Klaus Reitberger kündigte in seinen einleitenden Worten nicht nur das Stück des Abends, sondern einige weitere Highlights im Kalenderjahr des Stadttheaters an. Allen voran das Stück „Ein Käfig voller Narren – La Cage aux Folles“, welches im Oktober bereits im Kultur Quartier aufgeführt soll. Nicht zuletzt aber auch eine Einzelvorstellung von Klaus Reitbergers Stück "Rettungsboot für unbekannt" im April, da es sich als einziger österreichischer Beitrag für die 33. "Theatertage am See" in Friedrichshafen qualifiziert hat.
Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stand am vergangenen Freitag die Obfrau des Stadttheaters Kufstein, Hildegard Reitberger, selbst im Rampenlicht. Der Vorhang öffnete sich und führte den Zuseher in die Welt von Shirley Valentine – die Haupt- und auch einzige Figur im gleichnamigen Stück. In der Rolle von Shirley spielt Reitberger dabei niemanden an die Wand, denn sie ist die einzige Akteurin auf der Bühne. Ganz im Gegenteil, sie spricht als Shirley sogar mit der Wand, und vor allem mit dem Publikum. In einer One-Woman-Show, die knappe zwei Stunden andauert, unterhält Reitberger den ganzen Publikumssaal.
Shirley Valentine lebt ein Leben gefangen im Alltagstrott und in Einsamkeit, welche ihr zu Hause keine Gesprächspartner außer der Wand übrig lassen. Sie spricht von ihrem Mann, Joe, der genervt von der Arbeit kommt und, ganz nach dem klassischen Bild des Alleinverdieners, daheim bedient werden will. Sie erzählt von den beiden Kindern, die Tochter längst ausgezogen, ebenso der Sohn, der wegen sprachlich rauen und eigens inszenierten Poetry Slams schon mal mit der Polizei in Konflikt gerät. Und dann ist da noch die von Shirley als Emanze bezeichnete Freundin Jane, welche plant nach Griechenland zu reisen, Shirley kurzerhand dazu einlädt und ihr das Flugticket bezahlt.

Das Stück ist eine Komödie der anderen Art und versteht es in gekonnter Weise ernste Themen, die jeden auf irgendeiner Ebene ansprechen, mit lustigen Elementen zu verbinden. Sie hält dem Publikum einen Spiegel vor, der die Miseren einer Gesellschaft reflektiert, die im Alltagsrhythmus und einem veralteten Ideal eines klassischen Familienbildes langsam aber sicher, ohne es auch nur zu merken, umkommt.
Es ist ein Stück über die, ja, man könnte fast sagen über die Leichtigkeit des Seins und des Potentials das ein jeder in sich trägt. Es thematisiert das ungebrauchte, nicht gelebte Leben, das jeder wie eine zweite Haut mit sich zu tragen scheint.
Obfrau Reitberger hat sich mit dem Stück „Shirley Valentine“, als einzige Darstellerin und gleichzeitig Regisseurin, so einiges vorgenommen und dabei auch Mut bewiesen. Es ist bemerkenswert, dass eine einzige Person die unglaublich langen Passagen ohne jeglichen „Gegenakteur“ bewältigen kann – eine Herausforderung, die Reitberger dennoch meistert und es dabei versteht den Zuschauer in die Welt von Shirley zu führen und sich selbst darin wieder zu finden.

Weitere Termine im Kulturhaus Kufstein:
Sonntag 29. Jänner und 5. Februar, Beginn jeweils um 18:00 Uhr
Freitag, 17. Februar um 20:00 Uhr
Karten: Buchcafe im Lippott-Haus, Unterer Stadtplatz, sowie Raiffeisen Bezirksbank Kufstein, Oberer Stadtplatz oder unter www.stadttheater-kufstein.at
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