Stadtgemeinde Pressbaum: Scharfe Kritik gegen neuen ÖBB-Fahrplan

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PRESSBAUM. Mit vergangenen Sonntag trat der neue ÖBB-Fahrplan in Kraft. Obwohl man sich von Wien weg bis hin zur Station Tullnerbach-Pressbaum über größtenteils deutliche Verbesserungen freuen darf, ist dies anders für Pendler der Haltestellen Dürrwien und Rekawinkel: "Für die Stadtgemeinde Pressbaum bringt der neue Fahrplan leider nicht die erhofften – und versprochenen – Verbesserungen", halten die Vizebürgermeister Alfred Gruber und Irene Wallner-Hofhansl fest. Alfred Gruber setzt fort: "Der unseren Gemeindevertretern noch im Herbst 2014 von VOR, Land NÖ und ÖBB zugesagte Schnellbahntakt zwischen Wien Westbahnhof und Neulengbach kommt jetzt leider nicht, sondern nur bis Tullnerbach-Pressbaum."

Verbesserungen versprochen

"Das sind keine Kleinigkeiten um die wir jammern. Der Fahrplan ist für einen Teil unserer Stadtgemeinde eine Katastrophe", hält Bahn-Experte Manfred Barta fest. Er und Gemeinderat und Bahn-Profi Peter Grosskopf setzen sich, gemeinsam mit dem Aktionskomitee "Unsere Westbahn, unsere Busse", bei ÖBB und VOR seit Jahren für einen Halbstundentakt der S-Bahn bis Neulengbach ein. Dieser sei ihnen vonseiten des Verkehrsverbunds Ost-Region (kurz: VOR) mit dem diesjährigen Fahrplanwechsel auch versprochen worden, erklären die beiden.

Reduktion der Halte um über 50 Prozent

Während man in der Haltestelle Dürrwien zuletzt noch 87 Halte pro Tag zählte, sind es nun nur noch 42 – immerhin eine Reduktion um 52 Prozent. Und das bei steigender Passagier-Frequenz, wie Manfred Barta in Zahlen veranschaulicht: In der Station Dürrwien zählte man im Jahr 2011 198 Aus- und Einstiege, im Jahr 2015 zählte man 222 Aus- und Einstiege (+12 Prozent). In der Station Rekawinkel zählte man 2011 228 Aus- und Einstiege, im Jahr 2015 waren es bereits 304 Aus- und Einstiege (+33 Prozent). "Die Tendenz wäre steigend, die Leute haben sich an die Züge gewöhnt. Wie kann es also zu so einer Reduktion kommen?", fragt sich Manfred Barta.

Fehler bei Ausschreibung

Eine solche zusätzliche Verkehrsdienstleistung wie jene der getakteten S-Bahn von Wien bis Neulengbach müsse mindestens ein Jahr vorher im Amtsblatt der EU öffentlich angekündigt werden. Dies habe der Verkehrsverbund im Dezember 2014 zwar gemacht, jedoch "schlecht und falsch", wie Peter Grosskopf erklärte. Dies zog einen Einspruch des Privat-Unternehmens Westbahn GmbH beim Verwaltungsgericht Wien nach sich, der für Restriktionen in der Planung sorgte. Ein von der Stadtgemeinde Pressbaum angefordertes Angebot der ÖBB über zusätzliche, von der Stadtgemeinde bestellten, Zugverbindungen wurde vonseiten der ÖBB nie gelegt, so Grosskopf.

Park- and Ride-Ironie

Eine Mobilitätsbedarfserhebung habe gezeigt, dass die Leute aus dem Westen Pressbaums, also aus Dürrwien und Rekawinkel, entweder direkt auf die Autobahn oder im Transit durch ganz Pressbaum bis zur Haltestelle Tullnerbach-Pressbaum "und dem dort bummvollen, überlasteten Park-and-Ride-Parkplatz und mit allem CO2-Ausstoß" fahren, so Grosskopf. Im Gegenzug dazu gäbe es die Möglichkeit von zusätzlichen P+R-Flächen in Dürrwien und auch in Rekawinkel habe man P+R-Flächen, "die nicht genützt werden, weil nicht genügend Züge dort stehen bleiben. Das ist bitte keine Verkehrspolitik des Landes, der ÖBB und des Verkehrsverbundes – dagegen wehren wir uns massiv und fordern die Gesellschaften und Körperschaften auf entsprechende Maßnahmen zu setzen!", so Grosskopf. Schon jetzt im Dezember solle daher die Ankündigung für den Schnellbahn-Halbstundentakt bis Neulengbach mit Fahrplanwechsel 2016 erfolgen, fordert er im Namen der Stadtgemeinde und betont, dass er dies dem VOR bereits mehrfach mitgeteilt habe ohne eine Reaktion bekommen zu haben.

Doppelter Schulweg

Auch aus Schülersicht berge der neue Fahrplan viele Nachteile, so Jugend-Gemeinderat Thomas Tweraser: "Wir haben in Pressbaum zwischen 1700 und 1800 Schüler inklusive Kindergärten und Kolleg. Davon sind ca. 1000 Schüler Oberstufenschüler. 40 bis 50 Prozent davon kommt mit den Öffis nach Pressbaum – für die verschlechtert sich der Fahrplan so massiv, dass sich für jene, die nicht in der Nähe von REX-Haltestellen wie Tullnerbach-Pressbaum oder Hütteldorf wohnen, der Schulweg verdoppelt."

Nachteile für Pensionisten

"Wir haben auch einen sehr hohen Anteil der Bevölkerung die schon in Pension sind und entweder kein oder nur noch ein Auto haben. Die wählen ihre Wohnsitze dann gerne so, dass die Verkehrsanbindung gut ist – so beispielsweise in den AURA-Bauten in Dürrwien", meint Vizebgm. Irene Wallner-Hohansl. Der neue Fahrplan sei, wenn man an Fahrten zum Flughafen Wien oder nach Tulln ins Krankenhaus oder ähnliches denke, für viele unzumutbar.

VOR: "Durchdiskutiert, aber nie versprochen!"

"Es wurden wohl immer wieder verschiedene Szenarien durchdiskutiert, aber ein Halbstundentakt mit kommendem Fahrplanwechsel wurde von unserer Seite nicht versprochen", meint VOR-Pressesprecher Georg Huemer gegenüber den Bezirksblättern. Man habe ein dem Bedarf gut entsprechendes Angebot, bestehend aus S-Bahn und REX, geschaffen. Langfristig würde das durch den neuen Taktfahrplan umgesetzte Gesamtsystem zu gesteigerter Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs in der Region führen, so Huemer abschließend.

Nachtrag: Mail-Verkehr bestätigt ausgeschriebene Leistung

Seit 17. Dezember liegt der Bezirksblätter-Redaktion ein Mail-Verkehr vor, welcher bestätigt, dass der Verkehrsverbund Ost-Region die "von der
Gemeinde Pressbaum gewünschte Leistung im Dezember 2014 im Rahmen der
Vorinformation veröffentlicht" hat, wie es in einer Stellungnahme des VOR an die Gemeinde Pressbaum heißt, und weiter: "Diese Vorinformation wurde vom
Verwaltungsgericht Wien für nichtig erklärt. Sollte nun direkt eine Leistung von der Gemeinde Pressbaum bestellt werden, so würde dies als Umgehungsstruktur gewertet werden."
In der Ankündigung des VOR für den Fahrplan 2015/2016 sei also sehr wohl der Halbstundentakt der S50 bis Neulengbach enthalten gewesen, ärgert sich GR Peter Grosskopf über die Stellungnahme des VOR gegenüber den Bezirksblättern.

ZUR SACHE:

Kurzdarstellung des Angebotes mit Fahrplanwechsel im Dezember 2015:

REX:
30-Minuten-Takt von St. Pölten nach Wien Westbahnhof (HVZ)
(mit den Halten: Wien Westbahnhof, Hütteldorf, Purkersdorf Zentrum (neu), Tullnerbach-Pressbaum, Pressbaum, Eichgraben-Altlengbach, Maria Anzbach (Neu), Neulengbach-Stadt, Neulengbach, Ollersbach, Kirchstetten, Böheimkirchen, Pottenbrunn und St. Pölten)

S-Bahn:
Stündliche Verbindung zwischen Wien Westbahnhof und Neulengbach (tagesdurchgängig) wird morgens durch zwei Verstärkerzüge verdichtet (Abfahrt in Rekawinkel Richtung Wien um Mo – Fr um 06:15 bzw. 07:15)
Verdichtung auf einen 30-Minuten Takt zwischen Wien Westbahnhof und Tullnerbach-Pressbaum (Mo. bis Sa.)
Zusätzliche Verdichtung auf einen ¼ Stunden Takt zwischen Wien Hütteldorf und Unter Purkersdorf (in der HVZ)

Stadt Pressbaum bittet Öffi-Fahrer zu Wort:
Bahnkunden werden gebeten ihre konkreten Verbesserungsvorschläge zum neuen Fahrplan bekannt zu geben: peter.grosskopf@tele2.at oder barta-general@gmx.at.

Foto: Kieseberg

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