Purkersdorf: Kein Platz für Flüchtlinge
In Purkersdorf sieht man keine Möglichkeiten zur Flüchtlingsunterbringung und erntet dafür Kritik. In Gablitz wiederum geht man als gutes Beispiel voran, bald beherbergt die Gemeinde insgesamt neun Flüchtlinge.
PURKERSDORF/GABLITZ. Die aktuelle Flüchtlingsthematik lässt auch den Teilbezirk Purkersdorf nicht kalt. Während in Tullnerbach eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen wird, wurde ein Privat-Projekt zur Flüchtlingsaufnahme in Pressbaum abgelehnt (die Bezirksblätter haben berichtet). Eine Möglichkeit zur Flüchtlingsunterbringung sehen zudem weder die Stadtgemeinde noch die Pfarre in Purkersdorf – und ernten dafür nun herbe Kritik.
Niemand hat Platz
"Ich finde, jede Gemeinde ist momentan dazu aufgefordert, einen Beitrag zu leisten, sei er noch so klein", meint die ehemalige Liste Baum&Grüne-Kandidatin Sabine Aicher. Via E-Mail wollte sich die Purkersdorferin bei Stadtgemeinde und Pfarre erkundigen, ob Flüchtlingsunterbringung geplant ist. Die Antwort: Vonseiten der Stadtgemeinde wurde Aicher, falls sie selber Flüchtlinge aufnehmen wolle, auf die Wohnberatung NÖ und die Unterstützung der Gemeinde verwiesen. Auch in der Pfarre Purkersdorf habe man keine Raum-Möglichkeiten zur Flüchtlingsunterbringung.
Gemeinde will unterstützen
"Die Stadtgemeinde besitzt keine geeigneten Räumlichkeiten, die man dazu nutzen könnte", erklärt Bgm. Karl Schlögl, der 1993 selbst eine bosnische Flüchtlingsfamilie ein Jahr lang beherbergte. Auch in den pfarrlichen Räumlichkeiten habe man derzeit keine Möglichkeit, erklärt Pfarrer Marcus König. Auf privater Ebene seien jedoch Flüchtlinge in der Stadt untergebracht, erzählt Schlögl: "Ich kenne zum Beispiel eine sechsköpfige Familie aus dem Irak. Wir bemühen uns, sie bestmöglich zu unterstützen."
"Verantwortung wird abgewälzt!"
"Die Verantwortung wird auf Privatpersonen abgewälzt, aber das ist vor allem eine Aufgabe der Kommune!", zeigt sich Aicher empört. Für sie hat die Stadt ihre Möglichkeiten nicht ausgeschöpft: "Wenn der Stadtgemeinde selbst nichts zur Verfügung steht, könnte man zum Beispiel über das Amtsblatt nach freien Privat-Räumlichkeiten fragen, aber das wurde nicht mal probiert."
Nachbargemeinde als Vorbild
Anders ist die Lage in Gablitz: "Fünf der insgesamt neun Flüchtlinge sind bereits eingezogen, darunter ein Kind. In den nächsten Tagen folgen noch vier Personen, darunter zwei weitere Kinder", erklärt Bgm. Michael Cech. Der gesamte Prozess habe, auch dank Zusammenarbeit mit SamLa und Caritas, gut funktioniert. "Integration und Verständigung laufen perfekt, da der Pächter der Pizzeria Antonello, Herr Chikh, ein Bindeglied bildet", so Cech. Weitere Aufnahmen seien, mangels Platz, nicht geplant.
ZUM NACHLESEN:
Pressbaum: Nein zu 40 Flüchtlingen
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