So griechisch ist der Wienerwald
Die Griechenland-Krise geht uns nichts an? Irrtum – die Region ist griechischer, als man denkt.
REGION PURKERSDORF. Ganz Europa zittert mit den Griechen, ob sie die Krise meistern können. Die Krise könnte auch Auswirkungen auf unsere Heimat haben. Denn ein Lokalaugenschein zeigt: Die Region Purkersdorf ist griechischer, als man denkt.
"Ich importiere alle meine Waren aus Griechenland", erklärt Michalis Kokokyris, selbst gebürtiger Grieche und Inhaber des Ladens "Biogrieche" in Gablitz. Als Unternehmer bekommt auch er die Krise entfernt zu spüren: "Wir wissen zum Beispiel nicht genau, wie das Geld-Überweisen von hier nach Griechenland jetzt abläuft. Und wir haben Waren einer Firma, der die Produkte langsam ausgehen, denn für die Firmen in Griechenland ist es jetzt schwierig, finanziell alles zu regeln."
Schwierig, aber hoffnungsvoll
Doch auch von Erzählungen der Verwandtschaft, unter anderem seiner Eltern und seiner Schwester, weiß Michalis Kokokyris über die Situation in Griechenland Bescheid: "Meine Eltern haben dieses Monat keine Pension bekommen, weil die Banken zu sind – und so geht’s Millionen Menschen." Auch das arbeitende Volk wird teils vor harte Proben gestellt, erzählt er: "Ich kenne Leute, die studiert haben, gute Jobs hatten und sich ein Haus geleistet haben. Von einem Tag auf den anderen standen sie ohne Job und mit einem Kredit da."
Ungewissheiten bleiben
Langjähriger Griechenland-Fan ist auch Wolfsgrabens Bürgermeisterin Claudia Bock, die den Bezirksblättern live aus dem Urlaub im Ferienhaus in Griechenland schilderte: "Eins der derzeit wichtigsten Worte ist 'dýskolos', also es ist 'schwierig'. Ansonsten hoffen die Leute hier, dass es irgendwie aufwärts geht." In Geschäften sei kein Mangel zu merken und auch die Touristen blieben nicht aus, lediglich die Menschenschlange vor Bankomaten sei nun meist länger als gewöhnlich, berichtet Bgm. Bock. Ungewissheiten gäbe es jedoch schon: "Wir wissen zum Beispiel auch nicht, wie’s mit der Grundsteuer weitergeht."
Globales Problem
Dies bestätigt Michalis Kokokyris ebenfalls: Insgesamt merke man die Krise vor allem in Athen, weniger in kleinen Orten und Touristengebieten. Wirtschaftliche Probleme erkennt der "Biogrieche" jedoch nicht nur in Griechenland selbst: "Ich glaube, das ist kein rein griechisches Problem. In der ganzen Welt geht’s wirtschaftlich seit 2007 bergab." Für den Ausgang der Krise drückt der gebürtige Grieche jedoch hoffnungsvoll die Daumen: "Ich hoffe, das geht positiv weiter, denn viele Leute haben wirklich ein Problem."
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