Ort des Lernens & der Begegnung
In Gedenken an NS-Opfer: Haus am Roßmarkt 29 wurde in "Charlotte Taitl-Haus" benannt.
RIED (lenz). Offiziell starb Charlotte Taitl am 16. Oktober 1944 an einer Lungenentzündung. In Wahrheit wurde sie ermordet. Die Riederin jüdischer Herkunft fiel einem der schlimmsten Verbrechen unserer Menschheit zum Opfer: dem Nationalsozialismus. Bis zu ihrer Verhaftung im Jänner 1944 wohnte sie im Haus Roßmarkt 29 in Ried im Innkreis. Am 7. Mai wurde dieses in Gedenken an die zahlreichen NS-Opfer in "Charlotte Taitl-Haus" benannt. Im ersten Stock des Gebäudes, über der Stadtbücherei, soll ein Lern- und Gedenkort (Bericht siehe hier: Am Ende wollte keiner mehr den Krieg) eingerichtet werden. Ziel ist, der NS-Opfer in der Region zu gedenken und über die NS-Zeit im Bezirk zu informieren. Denn "wer Vergangenheit und Gegenwart entzweit, hat keine Zukunft", erklärte Mitinitiator Andreas Hofinger, Deutsch- und Geschichtelehrer am Gymnasium Ried, in seiner Ansprache. Der Lern- und Gedenkort soll ein Raum der Begegnung und des Austausches sein, in dem Initiativen vernetzt werden und Schüler ihre Arbeiten präsentieren können. In den nächsten Wochen und Monaten soll gemeinsam das Konzept dafür erarbeitet werden. "Alle sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen", appellierte Hofinger (Infos siehe unten).
"Beitrag zum Verstehen der Geschichte"
Für Bezirkshauptmann Franz Pumberger setzte die Stadt Ried mit dem Charlotte Taitl-Haus ein Zeichen für eine ehrliche Erinnerungskultur. "Wer die Erinnerung an diese Untaten verweigert, raubt den Opfern ein weiteres Mal ihre Namen", mahnte er. Landtagsabgeordnete Maria Wageneder (Grüne) sieht in dem Lern- und Gedenkort einen wichtigen Beitrag für das Innviertel: "Es ist wichtig die Jugend zu befähigen, Demokratie zu leben und Verantwortung übernehmen zu können." Mit dem Lern- und Gedenkort werde zudem in Erinnerung gerufen, dass auch hier – mitten in Ried und vor unser aller Haustüre – solch schreckliche Verbrechen passiert sind. "Lernen aus dieser traurigen Geschichte heißt, heute überall dort mit Zivilcourage und Mut entgegenzutreten, wo auch nur Ansätze dieses Gedankengutes auftreten", meinte SPÖ-Landtagsabgeordneter Christian Makor.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.