Salzburgs SPÖ-Klubobmann Walter Steidl will beim Essen in der Schule umrühren
Steidl: "In den kommenden zehn bis 15 Jahren sollten unsere Schulen soweit mit eigenen Schulküchen ausgerüstet sein, dass jedem Schulkind ein frisch zubereitetes warmes Mittagessen angeboten werden kann."
Dass eine warme Mahlzeit aus frischen Zutaten gesundheitsfördernd ist, leuchtet jedem ein. Je regelmäßiger Kinder warme Speisen essen, desto weniger oft leiden sie unterAdipositas, also Fettleibigkeit, erklärt Ernährungswissenschaftler Manuel Schätzer. Dennoch: In jeder Klasse sitzen durchschnittlich zwei adipöse Kinder.
"Schulen sukzessive mit Schulküchen aufrüsten – Ja, wir schaffen das"
Der zunehmenden Fettleibigkeit unter Kindern und Jugendlichen will SPÖ-Klubobmann Walter Steidl entgegenwirken. Seine Wunschvorstellung: "In den kommenden zehn bis 15 Jahren sollten unsere Schulen soweit mit eigenen Schulküchen ausgerüstet sein, dass jedem Schulkind ein frisch zubereitetes warmes Mittagessen angeboten werden kann." Und frei nach Bob, dem Baumeister, ist er auch sicher: "Ja, wir schaffen das – wenn wir es nur wollen." Detail am Rande: In Finnland gibt es diese Art von Essensverpflegung an den Schulen seit 60 Jahren. Anders als dort spricht sich Steidl aber für einen Kostenbeitrag für Eltern aus. "Bevor wir über die Höhe oder eine allfällige soziale Staffelung diskutieren, müssen wir aber erst die Voraussetzungen an den Schulen schaffen."
Schüler schätzen gutes Essen
Steidl schwebt freilich kein verpflichtendes MIttagessen in den Schulen vor, aber zumindest ein möglichst flächendeckendes Angebot. Dass gutes Schulessen auch angenommen wird, bestätigt Ernährungsexperte Manuel Schätzer. Er hat einen Essenslieferanten bei der Umstellung seiner Kost auf frische und gesunde Zutaten – das Essen kommt bei den Kindern frisch aus dem Topf – warm – an. Und seither seien die Anmeldungen für das Mittagessen in die Höhe gegangen, so Schätzer.
Vorbild Bildunsgcampus Gnigl
Auch in Salzburg gibt es Vorzeigemodelle: So entsteht beim Bildungscampus Gnigl derzeit eine Schulküche, die nicht nur die hauseigenen Schüler, sondern bei Bedarf auch Kinder benachbarter Einrichtungen wir Kindergarten und Hort mitversorgen kann. "Diese Küche kostet zwei Millionen Euro. Das ist viel Geld, aber gut angelegtes Geld", ist Steidl überzeugt. Und: "Eine Küche, in der angeliefertes Essen 'nur aufgewärmt wird, würde eine Million Euro kosten."
Schulen sollen mit Nachbareinrichtungen kooperieren
Möglichst viele Salzburger Schulen sollten in den kommenden zehn bis 15 Jahren bei Sanierungen oder Neubauten mit Schulküchen ausgestattet werden, fordert Steidl. Dabei brauche sicher nicht jede Schule eine eigene Küche, sondern könnte mit Nachbar-Schulen kooperieren. "Die Nachfrage nach Mittagessen ist ja jetzt auch da. Weil es dafür aber keine einheitlichen Standards gibt, retten sich viele Gemeinden mit Essen aus den Seniorenheimen drüber. Nur: Kinder haben andere Ess-Bedürfnisse als alte Menschen. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen."
Finanziell ist das Land gefordert
In der politisch-finanziellen Verantwortung sieht Steidl das Land Salzburg, das die Gemeinden bei den Kosten unterstützen müsste. Außerdem denkt er an Patenschaften, die Unternehmer und Wirtschaftstreibende übernehmen könnten. Dass er politisch Unterstützung der Landesregierung für das Projekt bekommen wird, damit rechnet Steidl. "Auf Initiative der Grünen wurde im Landatg vor drei Monaten ein einstimmiger Beschluss gefasst, das Jahr der Kindergesundheit auszurufen." Steidl will nun einen entsprechenden Initiativantrag für das frisch gekochte Schulessen im Landtag einbringen.
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Kochlöffel und Rezepte
Präsentiert hat Walter Steidl seine Kampfagne im "Kulinarium" – einem Betrieb, in dem Menschen mit Behinderungen frische, gesunde Mahlzeiten für andere zubereiten. "Ein gesundes, frisches Mittagessen für alle Schüler hat auch einen integrationspolitischen Hintergrund", so der SPÖ-Politiker.
Den anwesenden Journalisten hat Steidl nicht nur einen Kochlöffel samt Holzbrett überreicht – "Darauf kann man Gemüse schneiden, aber natürlich auch einen guten Pinzgauer Speck" – sondern auch gleich noch zwei Rezepte mitgegeben:
Power-Smoothie
1/4 Wassermelone
250 g frische Himbeeren
6-8 Minzeblätter
Eiswürfel
Zutaten im Mixer oder mit dem Stabmixer gut durchmixen, fertig.
Gesunde Gemüselasagne
500 g Faschiertes
1 Zwiebel
4 EL italienische Kräuter
500 g passierte Tomaten
1 TL Gemüsebrühepulver
Paprikapulver
2 Zucchini
200 g Créme fraiche
200 g Käse, gerieben
Zubereitung: Zwiebel würfelig schneiden, in Öl anbraten, Faschiertes hinzufügen; mit Salz, Pfeffer und Kräutern würzen; passierte Tomaten und Tomatenmark beigeben, mit Suppenwürze und Paprika würzen; Zucchini waschen; Enden abschneiden und längs in feine Scheiben schneiden. Zucchini, Créme fraiche und Tomaten-Faschiertes-Sauce abwechselnd in eine Auflaufform schlichten. Die letzte Schicht besteht aus Zucchini und Créme fraiche. Mit Käse bestreuen und bei 200 Grad im Ofen rund 30 bis 40 Minuten garen.
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