Bund kürzt Mittel für Migrantinnenberatung
Verein muss Angebot auf Notbetrieb kürzen.
SPITTAL (ven). Angelika Hinteregger muss kräftig durchatmen: Für die Migrantinnenberatung gibt es ab sofort keine EU-Förderung mehr und vom Bund nur mehr ein Drittel des angesuchten Budgets.
Beträge rigoros gekürzt
"Bisher hatten wir eine Förderung über den AMIF (Asyl-, Migrations-, Integrationsfonds) der EU, die Mittelzuweisung in Österreich erfolgt über den Bund", erklärt Hinteregger. Ab 2015 wurden die Förderprioritäten anders gesetzt, Hinteregger musste die so wichtige Migrantinnenberatung auf rund 15 Stunden pro Woche kürzen. Sozusagen der Notbetrieb. "Vom Landesflüchtlingsreferat gab es keine Kürzung. Die Beträge sind zwar nicht hoch, aber sehr verlässlich", ergänzt sie.
Bedarf vorhanden
Bereits im zweiten Halbjahr 2015 musste Hinteregger mit Kürzungen zurechtkommen, damals wurde die Beratung bereits auf 20 Stunden in der Woche reduziert. "Der Bedarf ist aber mehr als vorhanden, wir hatten 2014 um ein Drittel mehr Beratungen", sagt sie. 2014 waren 85 Frauen in 1.243 Beratungen. "Sie müssen nun schauen, dass sie einen Termin bekommen. Es geht ja auch um die Mitarbeiter", so Hinteregger. Was sie nicht verstehen kann: "Für den Ironman gibt es genug Geld. Der wurde nun für weitere fünf Jahre gesichert, aber wir kämpfen jedes Jahr ums Neue."
Kultur näherbringen
Die Hauptaufgaben der Migrantinnenberatung liegt in Sprachausbildung und Alltagscoaching. "Wir möchten ihnen ihre neue Heimat näherbringen, so wie Kultur, Religion und auch Umgangsformen", erzählt sie. Auch bei Behördenwegen werden die Migrantinnen vom Verein begleitet.
Kommunikationszentrum
Die Migrantinnenberatung gibt es seit November 2009 in Spittal. "Besonders Frauen sind durch Flucht und Migration psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt", erklärt Hinteregger. Sie tragen die Verantwortung für ihre Kinder und die Familie in einer Umgebung, in der sie von ihren familiären, sozialen und kulturellen Wurzeln abgeschnitten seien. "Viele Frauen haben über Jahre hinweg keinen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Die Gründe dafür sind Angst, fehlende Sprachkenntnisse und Selbstbewusstsein sowie patriarchale Familienstrukturen. Die Migrantinnenberatung soll eine Einrichtung zur Bildung und Unterstützung zur Integration sowie Kommunikationszentrum sein. 2015 nahmen 58 Frauen (Erstkontakt) in insgesamt 893 Beratungen (1.196 Beratungsstunden) das Angebot in Anspruch.
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