St. Pölten: "Bunker" für unser Fleisch und Bier
Der Wunsch nach Sicherheit betrifft auch unsere Lebensmittel: So schützen sich Tann und Egger vor Sabotage-Akten.
ST. PÖLTEN (jg). Die Besucher – allesamt Mitarbeiter von Spar – bekommen weiße Mäntel. Über ihre Schuhe müssen sie vorbereitete Plastiksäcke stülpen. Hauben sollen dafür sorgen, dass keine Haare herunterfallen, ehe es durch die Hygieneschleuse geht. Diese Maßnahmen bei Tann in St. Pölten sind Teil eines ausgeklügelten Konzepts, das dafür sorgen soll, dass keine Keime die Produktion gefährden. Schließlich verarbeiten hier 160 Mitarbeiter pro Woche 1.700 Schweine und 150 Rinder zu Fleisch- und Wurstspezialitäten und versorgen damit nicht nur die Spar-Filialen in St. Pölten.
Penibel auf die Hygiene im Betrieb zu achten, ist aber nur ein Teil der Maßnahmen, die für Lebensmittelsicherheit sorgen sollen: Der Begriff "Food Defense" umfasst präventive Schutzmaßnahmen zur Sicherung von Lebensmittelbetrieben vor möglicher Sabotage, also vor absichtlichen Eingriffen.
Großkunden fordern Schutz
Die diesbezüglichen Anforderungen hätten laut Bernhard Prosser in den letzten Jahren eklatant zugenommen: "Konsumenten legen höchsten Wert auf Sicherheit", sagt der Geschäftsführer von Egger, wo jährlich 820.000 Hektoliter Bier und 140 Millionen Limonade-Flaschen abgefüllt werden. "Seitens unserer Großkunden wird eingefordert, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen."
Meterhohe Zäune mit Stacheldraht umgeben daher die Brauerei und den Tann-Standort. In beiden Betrieben lassen sich Zugänge nur mit einer Chipkarte öffnen. Selbst Mitarbeitern bleibt manche Tür ohne entsprechende Berechtigung verschlossen. "Wir haben vor zwei Monaten den Eingangsbereich umgebaut, weil es uns wichtig ist, zu wissen, wer auf unser Gelände kommt", sagt Prosser. Auch bei Tann wird weiter in Sicherheitssysteme investiert: Die Zutrittskontrollen wurden laut Spar-Geschäftsführer Alois Huber von einer externen Firma kontrolliert und verbessert. Neben Zäunen und Schrankenanlagen sowie des extra gesicherten Hausbrunnens soll bei Tann künftig auch eine Videoanlage für Sicherheit sorgen.
Der "verärgerte" Mitarbeiter
Anlassfälle für diese Maßnahmen habe es keine gegeben. Es werde schlichtweg regelmäßig überprüft, wo man in puncto Sicherheit etwas verbessern könne. Und hier spielt nicht zuletzt jeder Mitarbeiter eine entscheidende Rolle: Recherchiert man zum Thema "Food Defense", stößt man schnell auf den "verärgerten, gerade gemaßregelten Mitarbeiter", der der Produktion schaden könnte. Auch an diesen wurde bei Tann und Egger gedacht: Hier arbeiten Mitarbeiter stets in Teams. "Sie kontrollieren sich innerhalb einer Schicht selbst", sagt Prosser. "Unsere Mitarbeiter sind soweit sensibilisiert, dass man als betriebsfremde Person sofort angesprochen wird", erklärt Huber.
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