"Fühlen uns überhaupt nicht sicher"
Zwentendorfer Polizeiposten wird – voraussichtlich per 1. Juli – geschlossen.
ZWENTENDORF / BEZIRK TULLN. Lokalaugenschein in der Gemeinde: Tagesthema in der Trafik ist die Schließung des Polizeipostens. "Man fühlt sich überhaupt nicht mehr sicher. Es ist jetzt nichts mehr wie früher", sagt Ingrid Kellner gegenüber dem Bezirksblatt.
Gestern, Mittwoch, 28. Jänner, wurde das Gerücht bestätigt: Die Liste der zu schließenden Polizeiposten wurde in St. Pölten von Landespolizeidirektor Franz Prucher und Stellvertreter Franz Popp, präsentiert: Und darauf steht auch Zwentendorf.
Die Kriterien, warum die Entscheidung auf Zwentendorf und die anderen 19 in Niederösterreich zu schließenden Inspektionen gefallen ist, waren die Entfernung der Dienststellen zueinander, die sicherheitspolizeiliche Versorgung sowie die Möglichkeiten der Unterkunft.
Die Bediensteten sollen für die nächsten Jahre besoldungsrechtlich abgesichert werden, die Anzahl der Polizisten in der Region erhalten bleiben. Erhöht werden soll jedoch die Außendienstpräsenz, die Anzahl der Streifen bei Tag und Nacht sowie die Nähe zum Bürger.
Für die Zwentendorfer ist die Schließung trotz allem besorgniserregend: "Schade ist das schon", sagt Maria Höchtl, "Die Polizeistelle in Atzenbrugg ist doch kleiner als unsere – wie geht das bitte?", fragt Herr Josef und Wilhelm Reisinger ist erzürnt über die Situation: "Ich könne darüber mehr als eine halbe Stunde reden", sagt er gegenüber dem Bezirksblatt. "Wenn jetzt bei der Sicherheit gespart wird, wo bitte soll das noch hinführen", fügt er hinzu. "Sicher fühle ich mich zwar schon. Man kann es eh nicht verhindert, doch wie wirkt sich das jetzt im Straßenverkehr aus? Da fehlt dann auch die Verkehrsregelgung für unsere Kinder", ist Carmen Blauensteiner besorgt. Dora Kaiser erinnert sich: "Als meine Tochter von einem Typen überfallen wurde, waren die Beamten sofort da. Künftig kann das nicht so schnell gehen, wenn die aus Atzenbrugg rüberfahren müssen", kritisiert sie.
Das Projekt
Trotzdem bleibt man bei der Neuerung – wie sie von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner präsentiert wurde. Das Projekt INNEN.SICHER "Moderne Polizei" – bringe eine Anpassung der Dienststellenstruktur, mit einem Grundgerüst für Fach- und Führungskarrieren, ein leistungsgerechtes Bewertungssystem und ein Bürokratieentlastungskonzept, heißt es.
Die Ziele
Steigerung der Außendienstpräsenz und Konzentration auf die eigentlichen Aufgaben; Reduktion von Bürokratie und vor allem der Selbstverwaltungstätigkeiten; Polizei näher an den Bürger – mehr vor Ort und direkt ansprechbar; Spezialisten – Tatortsicherer, Cyberspezialisten oder auch Verkehrsfachmänner in allen Regionen Niederösterreichs; Steigerung der Eigensicherung unserer Polizisten; weitere Professionalisierung der Ausbildung
Sicherheitsstammtisch im Donauhof
"Mehr Sicherheit ohne Polizei in unserer Gemeinde?" Unter diesem Titel lädt Bürgermeister Hermann Kühtreiber (SPÖ) heute, 29. Jänner 214, um 19 Uhr zum Sicherheitsstammtisch in den Donauhof ein. "Die Information über persönliche und betriebliche Sicherheitsfragen werden besonders spannend, weil wir ja bald keine Polizei in der Gemeine haben sollen", heißt es in der aktuellen Ausgabe der Rathauspost.
Zur Sache: In Niederösterreich sind folgende Dienststellen von einer Zusammenlegung betroffen:
Bezirk Amstetten: Aschbach-Markt, Ardagger und Hollenstein/Ybbs
Bezirk Gänserndorf: Neusiedl an der Zaya
Bezirk Horn: Weitersfeld
Bezirk Korneuburg: Harmannsdorf und Großmugl
Bezirk Lilienfeld: Mitterbach/Erlaufsee
Bezirk Melk: Klein Pöchlarn und St. Leonhard/Forst
Bezirk Mistelbach: Stronsdorf, Wilfersdorf und Gnadendorf
Bezirk Mödling: Gaaden
Bezirk Neunkirchen: Puchberg/Schneeberg
Bezirk St. Pölten/Land: Eichgraben und Statzendorf
Bezirk Tulln: Zwentendorf
Bezirk Wien-Umgebung: Klosterneuburg-Weidling
Bezirk Wiener Neustadt: Gutenstein
Die Außenstelle der Polizeiinspektion Schwechat-Wiener Straße in Mannswörth wird an diesem Standort nicht weiter betrieben werden.
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