Adoption: So läuft's im Bezirk
Die Nachfrage an Adoptivkindern ist hoch: Zehn zu eins ist das Verhältnis.
TULLN / NÖ. Es war ein Schock für alle, als bekannt wurde, dass ein Baby in einer Mülltonne in Klagenfurt gefunden wurde. Jetzt hat sich ein Paar gefunden, das den Buben adoptieren will. Wie ein solches Verfahren in Niederösterreich abläuft, welche Pflichten Adoptiveltern haben und wann sie ihr Kind endlich in die Arme schließen können – die Bezirksblätter haben nachgefragt.
Informationen aus erster Hand gibt's beim Verein Peter Pan – Pflege und Adoption in Niederösterreich. Und zwar anonym, kostenlos, persönlich oder auch per Telefon. "Nach dem Termin fällt oftmals erst die Entscheidung, ein Kind aufzunehmen", so Gabriele Wied, Peter Pan-Chefin. Gestartet muss das sogenannte Eignungsverfahren jedoch bei der Bezirkshauptmannschaft werden. "Dokumente wie Auszug aus dem Strafregister, Verdienstnachweis, Meldezettel und auch eine Bescheinigung des Amtsarztes sind vorzulegen", informiert Gerald Trofeit, Leiter der Kinder- und Jugendwohlfahrt. Danach geht's für alle Niederösterreicher nach Langenlebarn zum Grundkurs, der von Peter Pan durchgeführt wird, wo 54 Unterrichtseinheiten auf das Paar warten. "Neben rechtlichen Grundlagen und dem Leben als Adoptivfamilie, werden aber auch Fachreferate in Psychologie und Sozialarbeit näher gebracht", so Obfrau Ingrid Aigner.
Die Qual der Wahl
Nach der Absolvierung des Kurses liegt die Entscheidung bei den angehenden Adoptiveltern, ob es ein Kind aus dem Inland, oder ein internationales Kind adoptieren will. Der Zeitfaktor ist nicht zu unterschätzen: "Schnapp und mein Kind gehört mir – so ist es nicht", klärt Wied auf. Im Bezirk Tulln wird "alle zwei Jahre ein Kind adoptiert", so Trofeit. Doch die Nachfrage ist – in Niederösterreich – höher, weiß Reinfried Gänger, Abteilungsleiter der Kinder und Jugendwohlfahrt beim Land NÖ: "Das Verhältnis liegt bei 10:1, auf zehn Eltern kommt ein Kind das adoptiert werden kann". Die Wartezeit könne "für ein Paar sehr zermürbend sein", stellt Wied fest. Etwa 50 NÖ-Paare pro Jahr absolvieren hier den Grundkurs, es gibt aber kein Feedback darüber, wie viele der Ausgebildeten schlussendlich ein Adoptivkind bekommen.
Zur Sache:
Die Anzahl der anonymen Geburten ist gering: Vier waren es im Jahr 2015 (2 in Wiener Neustadt, 1 in Hollabrunn und 1 in St. Pölten), je fünf in den Jahre 2014, 2013 und 2012, wie Abteilungsleiter Reinfried Gänger vom Land NÖ mitteilt.
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