Rundgang
Votivkirche nach 25 Jahren Umbau endlich fertiggestellt
Was lange währt, wird endlich gut. Bei der Votivkirche sollten es 25 Jahre sein, bis die Sanierung fertiggestellt ist. MeinBezirk.at hat sich mit Pfarrer Joseph Farrugia über die zweitgrößte Kirche in Wien unterhalten.
WIEN/ALSERGRUND. Die Fassade der imposanten Votivkirche haben viele Wienerinnen und Wiener im Frühling dieses Jahres wohl zum ersten Mal, oder zum ersten Mal seit Langem gesehen, war sie doch jahrelang hinter einem Baugerüst samt Werbebanner versteckt.
Joseph Farrugia hat sich die Zeit genommen, MeinBezirk.at durch die Kirche am Rooseveltplatz zu führen und über die Höhepunkte und Überraschungen aus den vergangenen 25 Jahren zu plaudern: "Als ich die Kirche übernommen habe, war innen und außen alles total schwarz. Deshalb habe ich Verhandlungen mit der Diözese, der Stadt Wien sowie dem Denkmalamt angefangen, dass die Kirche endlich mal renoviert wird."
Gestartet wurde mit der Sanierung der Außenmauern. "Das Dach war damals undicht. Solange das noch so war, konnten wir innen nichts machen", erinnert sich der studierte Theologe. Sobald das Dach instand gesetzt wurde, begann man damit, auch innen parallel zu renovieren.
Ende einer Etappe
"Wir hatten großes Glück, dass wir mit der Renovierung außen und innen praktisch gleichzeitig fertig geworden sind", so Farrugia. Die Belohnung für die jahrelangen Umbauarbeiten war der erste Gottesdienst in der frisch renovierten Kirche – die Messen wurden aber auch während der Renovierung abgehalten: "In dem Gottesdienst habe ich nicht von einer Wiedereröffnung, sondern einer Auferstehung gesprochen. Es war ein schönes Gefühl, dass so eine große Etappe endlich fertig wurde." Die Stimmung war an dem Tag ausgesprochen gut, erinnert er sich.
Überraschungen gab es während des Umbaus an fast jeder Ecke. "Wir haben zum Beispiel bemerkt, dass nach dem Krieg sehr viel gestohlen wurde." Auch als vor etwa zehn Jahren Geflüchtete in der Kirche beherbergt wurden, war das eine besondere Herausforderung, die man schlussendlich aber gut meistern konnte. Die Pandemie war in Farrugias Augen eine weitere Herausforderung für die Glaubensgemeinde: "Zwei Jahre lang konnten wir nur für den Gottesdienst aufsperren."
Renoviert wurde der neugotische Bau bei laufendem Betrieb. Während des gesamten Renovierungsprozesses wurde darauf geachtet, den ursprünglichen Charakter und die kulturelle Bedeutung der Votivkirche zu erhalten. Historische Elemente wurden restauriert und rekonstruiert, in hervorragender Zusammenarbeit mit der Angewandten, so Farrugia.
Neugotischer Baustil
Der Bau der Votivkirche begann im Jahr 1856 als Dank für das Überleben von Kaiser Franz Joseph I. nach einem fehlgeschlagenen Attentat. Der Architekt Heinrich von Ferstel entwarf die Kirche im neugotischen Stil, der von mittelalterlichen gotischen Kathedralen inspiriert ist. "Ferstel hat so jung mit dem Bau der Kirche begonnen, dass er die ganze Bauphase betreuen konnte. Die Bauzeit betrug 23 Jahre", sagt Farrugia mit einem Blick auf ein Modell, das der Architekt auch selbst gebaut hatte. Das Modell ist so detailgetreu, dass man sogar die Kirchgänger im Inneren des Gotteshauses sieht.
Die Votivkirche ist aus der Skyline Wiens nicht mehr wegzudenken. Farrugias liebster Ort in seiner Kirche ist das Hoforatorium, wo der Kaiser und sein Hof hätten Platz nehmen sollen. Die besuchten den Ringstraßendom aber nur einmal. Heute befindet sich dort das Museum der Votivkirche, das auf Farrugias Anstoß hin errichtet wurde. "Von hier hat man einen guten Überblick über die ganze Kirche."
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