Harmoniegasse 10
Eine Alsergrunder Immobilie als politischer Zankapfel
Die Grünen werfen der Stadt Wien vor, ein Gründerzeithaus am Alsergrund verfallen zu lassen. Das Haus stammt aus der frühen Zeit von Otto Wagner.
WIEN/ALSERGRUND. Rote Ziegel, gelber Stuck und raumhohe Fenster – das Gründerzeithaus in der Harmoniegasse 10 wirkt von außen eigentlich wie ein Prunkbau, dessen Wohnungen weggehen wie warme Semmeln. Doch eigentlich steht es ganz anders um das Otto-Wagner’sche Frühwerk, denn 13 der insgesamt 16 Wohnungen stehen leer und das Haus selbst ist innen in einem desolaten Zustand, heißt es seitens der Grünen.
Das Gründerzeithaus ist als Erbe der Kaufmann’schen Armenstiftung in die Verwaltung der Stadt gekommen. Die Stiftung selbst wird auch durch die Stadt, genauer gesagt, die MA 40 Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht, verwaltet.
Eine Stiftung muss immer einen Zweck erfüllen und im Falle des Hauses in der Harmoniegasse ist es der, hilfsbedürftigen Familien, die an der Armutsgrenze leben, zu helfen. Inzwischen seien diese Wohnungen jedoch scheinbar länger schon leer und das Gebäude selbst in einem schlechten Zustand.
Stadt ist Verwalter
"Die Wohnungen in der Harmoniegasse sind für soziale Zwecke gestiftet worden. Es ist nicht akzeptabel, dass sie leer stehen, während viele am Alsergrund nach einer leistbaren Wohnung suchen", erklärt Josefa Molitor-Ruckenbauer von den Alsergrunder Grünen. "Wenn ein solcher Wohnraub über Jahrzehnte in einem Gebäude im Eigentum der Stadt Wien passiert, dann ist das ein besonderer Skandal. Wir fordern die Verantwortlichen auf, diesen Missstand so rasch wie möglich zu beseitigen."
Die zuständige Magistratsabteilung klärt gleich auf: Dass das Gebäude der Stadt gehört, ist ein Irrtum. Es kann vorkommen, dass der Stadt Immobilien zur Verwaltung übertragen werden. Als Verwalter versucht die Stadt, den Stiftungszweck so gut wie möglich zu erfüllen. Eine umfassende bauliche Weiterentwicklung beziehungsweise Sanierung des Gebäudes würde die finanziellen Mittel der Stiftung übersteigen. Diese Aussage stößt bei den Grünen auf Unverständnis: "Der Zweck des Hauses ist nicht obsolet. Für ein Chancenhaus oder ähnliches lassen sich sicherlich Gelder finden", so Molitor-Ruckenbauer. Wie es mit dem Haus in der Harmoniegasse weitergeht, ist ungewiss.
Derzeit wird die bestmögliche Verwertung der Liegenschaft der Stiftung im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit eruiert, um den Stiftungszweck zu erfüllen. Gerade geprüft wird die Vergabe eines Baurechts im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung. Die erzielten Einnahmen sollen dann dem Stiftungszweck zugutekommen.
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