Flüchtlingskrise: Train of Hope wird winterfest
Flüchtlinge reisen über Slowenien nach Österreich ein - die Situation in der Hauptstadt hat sich dadurch beruhigt. 13.000 Asylwerber sind in Wien derzeit in der Grundversorgung.
"Insgesamt haben etwa 400 Transitflüchtlinge die Nacht zum Dienstag in Wien verbracht", sagt ein Sprecher des Wiener Flüchtlingskoordinators Peter Hacker. Dementsprechend ruhig ist es an den bisherigen Hotspots für Durchreisende, den Bahnhöfen: Am Westbahnhof ist die Lage entspannt, sagt Michaela Sieger von der Caritas Wien: "Es sind durch die geänderte Fluchtroute merklich weniger Menschen als in den letzten Wochen auf der Durchreise in Wien. Manchmal kommen Sonderzüge aus Graz, aber die Situation ist entspannt." Auch am Grenzübergang Nickelsdorf ist es ruhig.
Bereits 10.000 Menschen in den Pfarren
In den Pfarren Wiens haben bereits 10.000 Menschen in Notschlafstellen übernachtet. Diese aufrecht zu erhalten, ist derzeit nicht nötig, sie könnten aber jederzeit wieder aktiviert werden. "Die Lage kann sich stündlich, täglich ändern," beschreibt Sieger - für diesen Fall seien die tausenden Freiwilligen aber wieder einsatzbereit. "Bei uns arbeiten nach wie vor bis zu 150 Freiwillige am Westbahnhof mit. Einen Einbruch in der Hilfsbereitschaft konnten wir noch nicht bemerken." Insgesamt haben sich in Wien in den letzten Wochen 3.500 Menschen an die Caritas und an die Pfarren gewandt, um mitzuhelfen und mitanzupacken.
Train of Hope wird winterfest
Auch am Hauptbahnhof spürt man die geschlossene ungarische Grenze und die daraufhin geänderten Fluchtrouten über Kroatien und Slowenien - gerade zur rechten Zeit, denn die Kräfte der freiwilligen Helfer der Privatinitative Train of Hope, die ankommende Flüchtlinge mit Nahrung, Kleidung und medizinisch versorgt, beginnen zu schwinden. "Es ist sehr ruhig,", sagt Initiator Julian Pöschl. "Jetzt können wir uns konsolidieren und beginnen, unsere Lager winterfest zu machen." Es sollen Container aufgestellt werden, die Bahnhofshalle mit Decken vor der Zugluft abgeschirmt werden. "Wir sammeln weiterhin Sachspenden - vor allem warme Kleidung und Schuhe, viele Flüchtlinge kommen mit Sandalen an", sagt Pöschl. Bei Train of Hope glaubt man nicht, dass die Ruhe Bestand hat: "Es gab zuvor schon Einbrüche, und auf einmal waren wieder viele Menschen da."
Während weniger Flüchtlinge auf der Durchreise sind, werden neue Quartiere für jene in Betrieb genommen, die in Österreich um Asyl angesucht haben, etwa im ehemaligen Kurier-Haus in der Lindengasse. "In Wien sind aktuell rund 13.000 Asylwerber in Grundversorgung", heißt es vonseiten der Stadt. Die private Unterbringung liege derzeit bei zwei Drittel - die Stadt setze auf eine Strategie vieler kleinstrukturierter Unterkünfte, fair über die Bezirke verteilt.
Viele freiwillige Hilfsangebote
Auch über die Online-Plattform der Stadt Wien, www.flüchtlinge.wien, seien bereits 350 Angebote für privaten Wohnraum eingegangen. Die Seite, die der Koordination freiwilliger Hilfsangebote dient, wird laut Auskunft der Stadt auch sonst gut angenommen: Sie verzeichnete seit dem Start im August über 90.000 Zugriffe. Seit Mitte September haben sich rund 1.700 Freiwillige dort angemeldet.
Sachspenden - vor allem Winterkleidung - werden an den Bahnhöfen gerne entgegengenommen. Über Aktuelles informiert Train of Hope am Hauptbahnhof über Facebook, die Caritas am Westbahnhof ebenfalls.
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