Leesdorf ist „Stadt in der Stadt“

Die prunkvoll-barocke Decke im Festsaal von Schloss Leesdorf (Malerschule) trägt die Handschrift des Stiftes Melk. | Foto: Malerschule
  • Die prunkvoll-barocke Decke im Festsaal von Schloss Leesdorf (Malerschule) trägt die Handschrift des Stiftes Melk.
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  • hochgeladen von Barbara Zedlacher

1113 wurde Leesdorf zum ersten Mal urkundlich erwähnt und gehörte den Rittern von Leesdorf. Um 1200 verlor es seine Selbständigkeit und gehörte nun zur Herrschaft der Veste Rohr. 70 Häuser standen in dem Ort – und damit war Leesdorf damals sogar größer als das heutige Zentrum Baden (Padun, erstmals 869 erwähnt).
Im Gezerre um Macht, Besitztum und Einflussnahme verschiedener Ritter lag Leesdorf allerdings nach den „Rohrern“ 300 Jahre im Chaos, ehe es 1617 vom Stift Melk aufgekauft und zu einer wahren Blüte getrieben wurde. Unter anderem wurde das Schloss Leesdorf (heute Malerschule) mit einem barocken Prunksaal ausgestattet, der heute noch Betrachter in Erstaunen versetzt (und um gutes Geld gemietet werden kann).

1800 kam die Industrie
Mit der Erbauung des Wiener Neustädter Kanals um 1800 kam die Industrie nach Leesdorf. „Damals wurde die Großstadt Wien mit Holz aus dem Wienerwald versorgt. Das Holz wurde bis zum Holzrechenplatz geschwemmt – daher sein Name. Von dort wurde es per Fuhrwerk zum Kanal in Leesdorf gebracht und am Wasser nach Wien transportiert“, weiß der Historiker Dr. Rudolf Maurer, Leiter des Badener Rollettmuseums. Dann kam noch der Anschluss an die Südbahn und die Industrialisierung schritt voran. Im Bereich der heutigen Fabriksgasse befanden sich die Leesdorfer Maschinenfabrik, eine Autofabrik und ein jüdischer Großbetrieb. Es gab hunderte Arbeitsplätze und die gesamte Infrastruktur dazu.

Das Ende der Industrie
Der jüdische Unternehmer wurde in der Nazi-Zeit vertrieben, die Fabrik war ein Uniformen-Lager und brannte in den letzten Kriegstagen ab. Baulich sieht man von all dem heute nur noch ein Fachwerkhaus im englischen Cottagestil hinter dem Eislaufplatz, das einst den Fabriksherren gehörte. Reste der Arbeiterwohnungen sind auch noch erhalten.
Die Bewohner galten bis in die 60er-Jahre hinein als „echte Proletarier“ mit durchaus rauen Sitten, an die sich Dr. Maurer selbst noch erinnern kann. In der Folge wurden die Arbeiterfamilien ins Asyl in der Haidhofstraße ausquartiert. Das Asyl selbst wurde erst vor 20 Jahren aufgelassen.

Leesdorf wächst weiter
Heute ist Leesdorf - durch die Erschließung der Melkergründe in der Ära von Altbürgermeister Breininger - ein wachsender, junger Stadtteil.

Zur SACHE
Historische Entwicklung von Leesdorf: Erste Erwähnung 1113. Nach Baden (Padun, 869) ist Leesdorf somit der älteste Stadtteil von Baden. Leesdorf gehörte Rittern, später dem Stift Melk und ist heute Badener Katastralgemeinde. Wirtschaftlich entwickelte sich die Stadt vom Ackerbau zum Industrie-Standort und ist heute neues Siedlungsgebiet, das auch die Bezirkshauptmannschaft Baden beherbergt. EinwohnerInnen sprechen von Alt-Leesdorf und Neu-Leesdorf (Melkergründe).

Weit verbreiteter Irrtum: Wer glaubt, Leesdorf beginnt östlich des Bahndamms, irrt. Die Grenze verläuft im Bereich Flamminggasse/Wilhelmsring.

Broschüre: Wer über das alte Leesdorf alles und noch mehr wissen will, dem sei die Broschüre „Große Herren – kleine Leute. Das alte Leesdorf 1114 – 1800“ von Rudolf Maurer empfohlen – erhältlich im Rollettmuseum und in den Buchhandlungen.

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