Friseure im Ausnahmezustand
Tests waren "einzige Chance auf Öffnung"
BEZIRK BADEN. Schlange stehen heißt es, wenn man nach sechs Wochen Lockdown endlich zum Friseur wollte. Auf den Teststraßen der Region war die Hölle los. Die Schlangen reichten vom Zöchlingtrakt im Wasserschloss bis zur Renngasse, von der Thermenhalle in Vöslau bis zum Bahnhof oder von der Karl Adlitzerstraße in Traiskirchen bis zur Hofmühlgasse. Berichtet wurden bis zu eineinhalb Stunden Wartezeiten, und der Ärger war mancherorts auch groß, weil sich Bürger anderer Gemeinden in die "eigene" Teststraße drängten. Dabei sind die Teststraßen so organisiert, dass man jederzeit wenn man es braucht, einen Möglichkeit zum Testen findet.
"Viele sagen, ich komm wieder wenn der Spuk vorbei ist!"
Einer von vielen Friseuren, die mit der neuen Regelung zu kämpfen haben, ist Wolfgang Rosensteiner. Er betreibt mit sechs Angestellten die Haarklinik in Bad Vöslau. Er berichtet zwar von starken ersten Arbeitstagen nach Ende des Lockdown 3, doch mit dem Ansturm nach Lockdown 1 sei das nicht zu vergleichen. Rosensteiner: "Viele sagen ab, weil die Warteschlangen zu lang waren und weil sie es nicht rechtzeitig geschafft haben, sich zu testen. Viele sagen auch 'Ich komm wieder, wenn der Spuk vorbei ist' oder 'Ich lass mir die Haare wachsen'. Wochenkundinnen reduzieren ihre Besuche und viele sagen auch 'Wozu soll ich auf meine Frisur achten, wenn eh keine Events sind, wo ich hingehen könnte? Und klar gibt es auch Anfragen auf Hausbesuche, wo man ja nicht getestet sein muss. Das will ich aber meinen Mitarbeitern nicht zumuten. Aber die Schattenwirtschaft wird blühen, sicher. Das ist unfair." Staatliche Unterstützungen bekommt Rosensteiner jetzt keine mehr, da er ja eh "offen haben kann". Sein Unmut richtet sich nicht gegen die Gemeinden, die ihr Bestes geben, sondern gegen schädliche Verordnungen von ganz oben, und es werde weitere Arbeitslose geben. Rosensteiner: "Ich kann auch nicht riskieren, jemanden ohne Test dranzunehmen, die Strafen sind geschmalzen: 4000 Euro bis hin zum Gewerbeentzug."
Landesinnungsmeisterin: "Bundesheer soll helfen"
Landesinnungsmeisterin Silvia Rupp kennt ähnliche Klagen aus allen Regionen des Landes. "Es braucht viel mehr Teststraßen, und wenn die Gemeinden das mit ihrem freiwilligen Personal nicht schaffen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das Bundesheer einspringt. Niemand ist mit der Testregelung glücklich, aber es war die einzige Möglichkeit für die Friseure, überhaupt aufzusperren. Sonst wären wir bis Ostern zu gewesen."
Job-Offensive
Ab 19. Februar stehen nun über die NÖ-Initiative "Jobchance" 150 zusätzliche Personen als Hilfspersonal an den Teststraßen zur Verfügung. Sie werden vom Land an die Gemeinden vermittelt. "Dafür stellen wir gemeinsam mit dem AMS 1,6 Millionen Euro für die Löhne zur Verfügung", verkündete Landesrat Eichtinger am Montag via APA.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.