»Dynamit und Edelschrott« live – Sigi Maron entert wieder die Bühnen
Zu seinem 70er im Mai schenkte sich Sigi Maron das Album »Dynamit und Edelschrott«. Die Konzerte dazu blieben (bis auf den Auftritt beim Volksstimmefest) aus, da wieder einmal das Krankenhaus rief. Aber nachdem die Gesundheit wieder die Oberhand gewonnen hat, werden die neuen Songs nun auch auf den Bühnen von Baden, Oberwart, Graz und Linz strahlen.
Sigi Maron war in diesem Jahrhundert eine langsam verblassende Legende. »Geh no net furt« wurde ab und zu auf Radio Wien gespielt, und die Tantiemenabrechnung für ein Jahr hatte den Gegenwert eines Kinobesuchs am Montag. Treue Besucher des Volksstimmefests im Wiener Prater schwelgten in Erinnerungen und befanden, dass so ein Fest ohne die »Ballade von ana hoatn Wochn (Leckts mi am Oasch)« zwar nett, aber doch nicht wirklich vollständig sei. Ganz Mutige meinten, dass sie im Sog der Mainstreamgedanken den Maron besonders vermissten, da der sture Dickschädel es wagt Worte wie »Solidarität« in den Mund zu nehmen und das sogar noch ernst meint. Eine Minifraktion vermisste einfach Marons Sprache, die große Liebeslieder wie »Spuren im Sand« erschuf. Die ewigen Nostalgiker weinten einer Zeit nach, wo Maron zwar mit Ausnahme der »Mizzitant« vom Staatsradio so gut wie ausgeschlossen wurde, aber Gegenstand der öffentlichen Diskussion war. Und da er jede Frage gern auch ausufernd beantwortete, durchaus für heftige Auseinandersetzungen sorgte. Aber die 1970er sind vorbei und modern auf dem Misthaufen der Geschichte vor sich hin.
Das alles änderte sich 2008, als Maron plötzlich wieder auf dem Volksstimmefest auftrat und die Jesuitenwiese aus vielen Gründen zum Beben brachte. Die »Hoate Wochn« wurde sowohl zur kollektiven Therapiestunde, als auch zu einem vielkehligen Ausdruck, wie sehr Sigi Maron vermisst wurde. Im Jahr darauf folgte die CD »Es gibt kan Gott« (Monkey Music). Und spätestens beim Titelsong war klar, dass hier einer mit poetischer Kraft Gnackwatschen verteilte und schon ein Song fähig ist, mehr emotionale Tiefe und Klarheit zu haben als stundenlange Dokumentationen, Podiumsdiskussionen und unzählige Leitartikel zusammen.
Auf dem neuen Album »Dynamit und Edelschrott « lässt sich Maron darauf erstmals gratulieren, so steuern etwa Attwenger mit dem »Maronlandler« eine mehr als verdiente Verbeugung bei. Und da er jeder Wahrheit, wie den nicht verhandelbaren Tatsachen des Alterns, der Schlaganfälle und des geistigen Verfalls, ins Auge schaut, wird auch daraus ein Lied. »Waun I di Leit do siach« ist ausweglos, aber zum Mitsingen großartig geeignet. Wahrlich kein Fehler ist auch, dass er als Duettpartner den Jahrgangsgenossen Peter Turrrini gewonnen hat. Maron schafft hier abseits seiner musikalischen Liebe für Rocksteady einen folklastigen Klassiker der Moderne, den ihm viele nicht zugetraut hätten - aber was scheren einen Maron schon die Leit?
Nach sieben Jahrzehnten Maron ist klar: hier ist einer, der sich nie verbiegen wird, einer, der seine Allergie für Unmenschlichkeiten aller Art nie ablegen wird, und einer, der das, was er zu sagen hat, in seiner Sprache sagen wird.
Hier sind Sigi Maron & The Rocksteady Allstars endlich wieder live in voller Pracht zu erleben:
31.10.2014 Baden, Theater am Steg 19.30
21.11.2014 Oberwart Oho 20.00
5.12.2014 Graz, Bildungszentrum der KPÖ, Volkshaus
(mit Ernst Molden Walter Soyka) 20.00
13.12.2014 Linz, Stadtwerkstatt, 20.00
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