„Die Überalterung ist ein großes Problem“

- Viele ehrenamtliche Helfer und hauptamtliche Laien, darunter auch Frauen wie Aspachs Pastoralassistentin Christine Gruber-Reichinger, unterstützen die Pfarrer bei der Betreuung der Pfarrgemeinde.
- hochgeladen von Linda Lenzenweger
Zu wenig Nachwuchs: Auch im Bezirk wird der Pfarrermangel zum Problem.
BEZIRK. Lange musste die Pfarre Braunau-St. Stephan nach einem geeigneten Nachfolger für Monsignore Stefan Hofer suchen. Jetzt hat die Suche ein Ende: Mit September wird Wolfgang Schnölzer, derzeit noch Pfarrer in Aspach und Höhnhart, St. Stephan übernehmen. Ihm wiederum wird Franz Gierlinger, derzeit noch Pfarrer in Taufkirchen an der Pram, nachfolgen. „Die Stelle in St. Stephan wurde bereits zwei Mal ausgeschrieben, aber ohne Erfolg. Das ist schon sehr bedenklich, dass sich niemand für so eine bedeutende Pfarre bewerben wollte“, erzählt Schnölzer. Dieses Beispiel zeigt: Auch im Bezirk Braunau ist der Pfarrermangel ein Problem. „Wenn man das Thema ehrlich und sachlich betrachtet, muss man es zugeben. Es gibt leider immer wieder Realitätsverweigerer, die meinen, dass weniger Leute in die Kirche gehen und wir deshalb auch nicht so viele Pfarrer brauchen. Man kann den Glauben aber nicht an Kirchenbesuchen messen“, sagt Schnölzer.
Veraltetes Kirchenbild
Viele könnten den Glauben heute nicht mehr mit der Kirche verbinden, zum Teil lege das an einem veralteten Kirchenbild. Das Durchschnittsalter sei ohnehin ein Grund für den Pfarrermangel: „Wenn wir uns umschauen, wie alt unsere Pfarrer sind, und wie viele junge nachkommen, kann man sich das Problem ausrechnen.“ Martin Füreder, Leiter der Personalstelle für Priester und Diakone in der Diözese Linz, bestätigt diese Aussage: „Die Überalterung ist durchaus ein Problem, viele Priester arbeiten noch im hohen Alter als Aushilfe in den Pfarren mit.“ Nicht selten betreuen einzelne Pfarrer auch mehrere Pfarren gleichzeitig.
„Wobei es gerade im Innviertel viele kleine Pfarren mit nur ein paar Hundert Katholiken gibt. Da hat die überpfarrliche Zusammenarbeit nicht allein mit dem Pfarrermangel zu tun“, erklärt Füreder. Trotzdem hat sich die Zahl der Pfarrer, die nur eine Pfarre betreuen, in den letzten Jahren halbiert. „Es gibt viele gute Laien und ständige Diakone, die für das Priesteramt durchaus geeignet wären. Die Zugangsbedingungen sollten geöffnet werden – auch für Frauen“, meint Schnölzer. In Sachen Zölibat gibt er sich weltoffen: „Man sollte es nicht streichen, aber freistellen. Ich bin überzeugt, dass wir dann mehr Pfarrer hätten.“ Mit dieser Forderung ist Schnölzer nicht allein: „Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit für solche Änderungen ist. Aber es ist schwierig, Lösungen zu versprechen, wenn einem die Hände gebunden sind. Denn die Entscheidungen trifft die Weltkirche in Rom“, so Füreder.
Umfrage unter den Pfarrern im Bezirk:
Stefan Hofer, Regionaldechant Innviertel: „Manche Pfarrer müssen mehrere Pfarren betreuen. Der Pfarrermangel ist eine Tatsache, mit der wir leben müssen. Wir sollten jetzt die Zugangsbedingungen zum Priestertum weiten. Es gibt viele gute Diakone, die sich bereits bestens bewährt haben. Die vielen Helfer sollten nicht nur ehrenamtlich, sondern auch als bezahlte Kräfte eingesetzt werden.“
Franz Strasser, Pfarrer in Altheim: „Es ist bedauerlich, aber der Pfarrermangel ist ein Problem. Wir sollten dieses Problem jedoch nicht nur nach oben delegieren. Die Pfarrgemeinde sollte selbst aktiv werden und selbstständig Gottesdienste zelebrieren können. Denn eine Pfarre muss auch von unten mitgetragen werden. Nicht nur der Pfarrer, sondern auch eine lebendige Gemeinde ist wichtig für eine Pfarre.“
Markus Menner, Pfarrer in Ostermiething: „Speziell auf dem
Land ist der Pfarrermangel ein Problem. Es steht außer Frage, dass er in den nächsten zehn Jahren dramatisch wird. Unsere Lebensform und das Zölibatsthema machen den Beruf unattraktiv. Es gibt andere Lebensverwirklichungen, die für viele attraktiver sind. Dabei ist Pfarrer sein ein schöner Beruf, weil man den Menschen so vieles geben kann.“





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