Brigittenau
Kellnerin wird zur Lebensretterin
„Süßes Eck“: Kellnerin konnte einen Stammgast und seinen Hund vor dem Schlimmsten bewahren.
BRIGITTENAU. Das „Süße Eck“ in der Robert-Blum-Gasse 5 ist der Grätzel-Treffpunkt im Kornhäuselviertel. "Wir haben viele Stammgäste, die hier ihren Kaffee trinken, sich das Mittagsmenü oder die neuesten Nachrichten holen", erzählt Wirt und Bezirksrat Karl Spath.
Wie in einer ländlichen Gemeinde kennt auch hier jeder jeden. Als der ältere und gehbehinderte Stammgast Franz Brunner (Name von der Redaktion geändert) längere Zeit nicht ins Café kam, begann Kellnerin Gabriela Tichy, sich Sorgen zu machen.
Nicht ins Spital
Schon öfter hatte Tichy für ihren Stammgast eingekauft und ihm die Lebensmittel nach Hause gebracht. So ging sie auch dieses Mal zu seiner Wohnung. „Durch die Tür habe ich mit ihm gesprochen und er hat mir gesagt, dass ich das Sackerl vor die Tür stellen soll“, erzählt die Kellnerin.
Als Tichy am nächsten Tag noch einmal nach ihrem Stammgast sah, stand die Einkaufstasche noch immer da. Die Kellnerin verständigte die Rettung und die Polizei, die die Wohnungstür öffnete. Brunner sei auf dem Boden gelegen, offensichtlich gestürzt und geschwächt gewesen, beschreibt Paul Eidenberger, Pressesprecher der Polizei, den Einsatz. Allerdings verweigerte der Brigittenauer die Mitfahrt ins Krankenhaus. "Da Brunner mündig und nicht besachwaltet ist, wurde sein Wunsch respektiert", so Eidenberger. Amtsarzt zog man keinen hinzu, da der Gestürzte weder verwirrt noch psychisch belastet schien.
Kein Lebenszeichen
Sowohl Tichy als auch Spath sorgten sich jedoch weiterhin um ihren Stammgast und besuchten diesen regelmäßig. Als eines Tages kein Lebenszeichen mehr aus der Wohnung zu hören war, alarmierte man erneut die Polizei und die Rettung.
In seiner Wohnung lag Brunner auf dem Boden. "Die Polizisten kümmerten sich um den ansprechbaren, offensichtlich unverletzten, aber geschwächten Brigittenauer bis zum Eintreffen der Rettung", erzählt Eidenberger.
Jedoch wurde Brunner aufgrund seiner geschwächten Verfassung dieses Mal von der Rettung als spitalspflichtig eingestuft und nach der Erstversorgung vor Ort ins Krankenhaus gebracht, wo er sich derzeit noch erholt.
Hund nicht versorgt
Als die Einsatzkräfte eintrafen, war auch Brunners Hund, ein Dackelmischling, geschwächt und musste von der Tierrettung versorgt werden. Bereits seit längerer Zeit konnte der gehbehinderte Mann nicht mehr mit seinem Haustier Gassi gehen, was ihm Nachbarskinder abnahmen. Doch auch dies war zuletzt nicht mehr möglich, da Brunner seine Wohnungstür nicht mehr öffnen und seinen Hund nach draußen lassen konnte. Zudem bekam das Haustier zu wenig zu trinken.
Bei mehreren Stellen, wie dem Stadtservice, Soziales Wien, der Caritas, dem Hilfswerk und Vier Pfoten, suchten Tichy und Spath um Hilfe an. Mittlerweile ist der Hund versorgt und hat eine Unterkunft gefunden.
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