Einmal durch ganz Europa: Unsere Seeadler sind Könige der Lüfte

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WIEN/ORTH AN DER DONAU. Das Forschungsprojekt Seeadler geht heuer in sein viertes Jahr. „Die gewonnenen Daten liefern wichtige Informationen über die Ausbreitungswege und das Flugverhalten junger Seeadler. So haben wir unter anderem herausgefunden, dass die Jungen auf ihren Wanderungen bis zu 500 Kilometer von ihren Elternhorsten abwandern“, erklärt WWF-Projektleiter Christian Pichler. In Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Donau-Auen erhielten heuer fünf junge Adler einen kleinen, ultraleichten GPS-Senderrucksack, von dem sie mehrmals täglich ihren Aufenthaltsort funken.

Ebenso spannend wie die ersten Streifzüge der noch ungeübten Jungadler ist deren weiterer Lebensweg, der durch die Besenderung drei Jahre lang – danach fallen die Sender von selbst ab – individuell verfolgt werden kann. Wenn die Vögel so lange am Leben bleiben, geben die GPS-Daten Aufschluss über deren Aufenthaltsorte und Wanderrouten, bis hin zur Partnersuche. Doch bis es so weit ist, lauern viele Gefahren.

Die Ergebnisse der letzten Jahre zeigen, dass Seeadler noch mehr Herausforderungen zu meistern haben, als bis dato vermutet wurde - natürliche wie Verhungern ebenso wie vom Menschen verursachte. Von insgesamt 19 bisher besenderten Adlern leben nur noch 14. Umso wichtiger ist daher eine österreichweite und internationale Zusammenarbeit, damit Gefahrenquellen eliminiert und Schutzmaßnahmen bestmöglich abgestimmt werden können.

Die Donau-Auen unterhalb von Wien sind für heimische Seeadler einer ihrer wichtigsten Lebensräume. Fünf der 35 österreichischen Brutpaare lebten bisher im Nationalpark. Heuer hat sich ein weiteres angesiedelt. „Dass der Nationalpark nunmehr geeignete Reviere für sechs Brutpaare des österreichischen Wappenvogels bietet, beweist die ökologische Qualität des Schutzgebiets und den Erfolg unserer Renaturierungs-Maßnahmen. Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung“, sagt Stefan Schneeweihs, Bereich Natur & Wissenschaft im Nationalpark Donau-Auen.

Sendersignale zeigen die beeindruckenden Flugrouten

Im Folgenden einige exemplarische Beispiele für die Streifzüge unserer Seeadler:

Adler 8 bevorzugt den Süden
Der etwas mehr als zwei Jahre alte, aus dem Nationalpark Donau-Auen stammende Adler mit der Sendernummer 8 legte hunderte Kilometer zurück. Es zog ihn Richtung Süden, er flog über Ungarn nach Kroatien. Dort hielt er sich in den Save-Auen, einem wichtigen Rastgebiet für Zugvögel auf. Die letzten Monate verbrachte der Adler in der Gegend um den Plattensee in Ungarn.

Adler 12 mag Tschechien
Eine größere Distanz legte auch dieser Seeadler, der aus einem Horst im Waldviertel stammt und derzeit 16 Monate alt ist, hin. Ihn zog es nach Tschechien bis an die Grenze zu Polen und dann nach Bayern. Im Moment hält er sich wieder in Tschechien in der Gegend um Budweis auf.

Adler 6 schätzt die heimischen Gefilde
Dieser 2016 geborene und besenderte Adler blieb vorerst lange in Horstnähe, um danach ein beeindruckendes Tempo an den Tag zu legen: In wenigen Tagen durchflog er die Slowakei, Tschechien und Bayern. Nun ist er wieder in den Nationalpark Donau-Auen zurückgekehrt. Dort fühlt er sich offenbar besonders wohl.

Adler 1 und 3 erkunden die Donau-Auen
Die beiden heuer im Frühjahr im Nationalpark geschlüpften Seeadlerweibchen mit den Nummern 1 und 3 halten sich immer noch in der Nähe des Horstes auf.

Das ist jedoch nicht ungewöhnlich: Wie sich durch die Telemetrie zeigte, bleiben Jungvögel nach dem Ausfliegen oft noch wochen- oder sogar monatelang im Bereich des elterlichen Horstes. Erst danach brechen sie zu ihren „Langstreckenflügen“ auf – manche weiter, andere „nur“ ins Nachbarland. Beim Zug werden die Alpen übrigens stets ausgespart: Im Gegensatz zum Steinadler ist der Seeadler ein Bewohner des Tieflandes und meidet Gebirgsregionen. Auch dafür brachte die Telemetrie die Bestätigung.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass sich Seeadler sehr häufig in Natura 2000 - Gebieten aufhalten. Dies unterstreicht die große Bedeutung des europäischen Schutzgebiets-Netzwerks als Lebensraum. Wie beim „Inselhüpfen“ verwenden Seeadler und viele andere Arten diese intakten Naturräume als Trittsteine, um zu rasten und auf Nahrungssuche zu gehen.

Der Seeadlerbestand hat in Österreich in den letzten Jahren dank vieler verschiedener Schutzmaßnahmen zugenommen. Heuer wurden 33 Jungvögel in 21 Horsten aufgezogen. „Natürlich sind nicht alle Bruten erfolgreich, und immer wieder gibt es auch Rückschläge, weil skrupellose Täter Seeadler vergiften oder abschießen“, erklärt Christian Pichler vom WWF. Aufklärung über die illegale Verfolgung ist deshalb ein fixer Bestandteil des Schutzprojekts.

Eine weitere Bedrohung stellt die Kollision mit Stromleitungen dar. So wurde 2017 ein im Nationalpark besenderter Vogel in Tschechien tot unter einer Stromleitung gefunden und die Todesursache konnte eindeutig Stromschlag zugeordnet werden. „In unserer Kooperation mit anderen Reservaten entlang der Donau, dem Schutzgebietsnetzwerk DANUBEPARKS, gibt es daher aktuell Bemühungen, die Betreiber von Stromnetzen für die Markierung von Leitungen zu gewinnen. Davon würden neben dem Seeadler auch zahlreiche andere Vogelarten profitieren!“, ergänzt Nationalparkmitarbeiter Stefan Schneeweihs.

Insgesamt scheint das Ziel, das langfristige Überleben des Seeadlers in Österreich zu sichern, nun jedenfalls erstmals in Reichweite. „Wenn man bedenkt, dass dieser majestätische Vogel lange Zeit gnadenlos verfolgt wurde und bis 2001 in Österreich ausgestorben war, ist das ein wirklich schöner Erfolg des Naturschutzes“, unterstreichen Pichler und Schneeweihs abschließend.

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