Die Schwächsten werden überfahren
Wieder ein Mal wurden zu Fuß Gehende am Zebrastreifen getötet.
Wie viele Tote brauchen wir noch auf Österreichs Straßen?
Dieser Artikel beginnt mit zwei journalistischen No-Gos: Die Überschrift stammt nicht von mir, ich möchte sie mir jedoch klauen, da ich mit dem Autor des gleichnamigen Artikels (Peter K.) befreundet bin und der nachfolgende Text gewissermaßen eine Antwort darauf darstellt. Das zweite No-Go ist die von Ihnen bereits gelesene Formulierung "wurden getötet" im Untertitel. Denn ein so konkreter und dramatischer Vorfall darf meiner Meinung nach nicht mit Floskeln wie "jemand geriet in einen tödlichen Unfall" abgespeist werden. "Es ist halt passiert" und "Man kann es nicht ändern" ist zwar zutreffend, aber mit den Folgen zurechtzukommen, ist für die Angehörigen, aber auch für alle am Unfall Beteiligten äußerst schwierig. Den Sachverhalt klar und deutlich anzusprechen, ist daher schon aus Respekt vor den Angehörigen und Betroffenen ein Muss, denn dass sie es nicht ändern können wissen sie selbst. Wenn wir das Töten eines Menschen als etwas beschreiben, das sich "bloß so ergeben hat", obwohl es vermeidbar gewesen wäre, so macht man das Opfer letzten Endes sogar ein weiteres Mal zum Opfer.
Im genannten Artikel geht es in erster Linie um einen konkreten tödlichen Unfall bei der Grinzinger Allee, der sich am Dienstag, den 12. September ereignet hat. Dieser Artikel und die Tatsache, dass auch eine mir sehr nahe stehende Person, aufgrund eines gänzlich unverschuldeten Unfalls, seit bald einem halben Jahr das Gehen, Reden und Essen unter größten Anstrengungen und Schmerzen wiedererlernen muss, sind für mich Anlass, das Thema Verkehrssicherheit wieder einmal in Erinnerung zu rufen und dafür zu plädieren, dass verstärkt Maßnahmen getroffen werden müssen - und zwar auch auf Bundesebene!
Es wird nahezu unmöglich sein, dass es in ganz Österreich nie wieder Verkehrstote geben wird. Auch in Wien und Döbling wird es weiterhin Verkehrsunfälle geben. Damit werden wir leben müssen. Allerdings ist jeder einzelne Unfall, der vermieden werden kann, quasi unbezahlbar. Unbezahlbar für die Überlebenden und die Angehörigen.
Man stelle sich das Leid vor, dass die Angehörigen nun haben und womöglich auch die Gewissensbisse des Autofahrers, der wohl kaum vorsätzlich getötet hat.
Man stelle sich das Leid vor, einen geliebten Menschen früh zu verlieren, ein Kind, das vor seinen Eltern stirbt, Menschen, die ihr ganzes Leben umstellen müssen, weil etwa ihr Lebenspartner nach einem Umfall das Gehen nicht mehr erlernen konnte oder gar querschnittsgelähmt ist, nicht mehr ordentlich reden kann, oder nur noch künstlich ernährt werden kann.
Das alles sind keine Horrorszenarien, sondern es ist unter Umstände unsere Zukunft, wenn wir es nicht schaffen, die regelmäßige Erneuerung der Führerscheine an ärztliche Kontrollen der Führerscheintauglichkeit zu binden!
Es wird Zeit, politisch aktiv zu werden. In regelmäßigen Abständen lesen wir davon, dass in irgendeiner Stadt in Europa irgendein Terrorist in eine Menschenmenge gerast ist und es löst immer heftige politische Reaktionen aus.
Doch wo bleiben die politischen Reaktionen bei Unfällen, wie dem erst unlängst geschehenen in Döbling?
427 Verkehrstote gab es laut österreichischem Innenministerium im Jahr 2016. Und da sind keine Personen miteingerechnet, die sich im Koma befinden, die sich im künstlichen Tiefschlaf befinden, die nicht mehr sprechen, nicht mehr schlucken oder nicht mehr gehen können.
Das Innenministerium schreibt dazu: "Als vermutliche Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle gelten Unachtsamkeit/Ablenkung (30,3 %), nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (27,3 %), Vorrangverletzung (12,9 %) [...]." (Quelle: http://www.bmi.gv.at/.../BMI.../jahresstatistik/start.aspx )
Insbesondere die Hauptunfallursachen Ablenkung und unangepasste Geschwindigkeit ließen sich leicht stärker kontrollieren. Während die Maßnahmen gegen überhöhte Geschwindigkeit mit baulichen Maßnahmen (Fahrbahnverschwenkungen, -einengungen, durchgezogene Gehsteige usw.) und technischen Maßnahmen (Geschwindigkeitsüberwachung, Gelbblitzlichtanlage, Ampeln für Fußgänger usw.) eher kostenintensiv und lokal begrenzt sind, wären Maßnahmen gegen Unachtsamkeit bereits durch eine einzige rein rechtliche Maßnahme bundesweit umsetzbar: durch eine an die Führerscheinverlängerung gekoppelte Tauglichkeitsprüfung, welche sowohl Sehvermögen, Hörvermögen, Reaktionsvermögen, als auch den körperlichen Zustand (Beweglichkeit, Kraft, auftretende Krämpfe, Gefühl in den Beinen, Feinmotorik usw.) in regelmäßigen Abständen streng kontrolliert und die im Zweifelsfall zum sofortigen Führerscheinentzug führen müssten.
Wer das für eine drastische Maßnahme hält, der möge sich die genannten Szenarien in Erinnerung rufen und vergegenwärtigen, wie viel Unfälle und wi viel Leid damit verhindert werden könnte und danach entscheiden, ob es nicht schon längst ein Gebot der Stunde wäre zu handeln?
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