Öffis in Währing & Döbling
Nein zu Querverbindungen in den Randbezirken
Die Kommunalpolitik von Währing und Döbling fordert geschlossen neue Öffi-Linien. Sei es innerhalb des Bezirks, sei es über die Bezirksgrenzen hinweg – es gibt jedoch immer wieder die Absage von den Wiener Linien.
von Johannes Reiterits und Miriam Al Kafur
WIEN/WÄHRING/DÖBLING. Während sich Wien – oft zu Recht – als Öffi-Stadt bezeichnet sieht man die Lage in Randbezirken wie Währing und Döbling doch etwas anders. Das Netz ist im großen und ganzen so aufgebaut: Linien führen von den Rändern der Stadt in die innenstädtischen Bezirke. Oft muss zwar umgestiegen werden, jedoch ist eine rasche Verbindung von Außen nach Innen meist möglich.
Anders sieht es hingegen aus, wenn man sich zwischen den Randbezirken bewegen möchte. Hier gibt es nur vereinzelt Anbindungen, etwa durch die S-Bahn. Es fehlt an öffentlichen Verkehrsmitteln in und zwischen Währing und Döbling, so die meisten Bezirkspolitiker der benachbarten Hiebe unisono. Vorschläge für neue Routen, auch über die Bezirksgrenzen hinweg, gibt es dazu aus der lokalen Politik genug.
Nein zum Rufbus
Ein Beispiel aus dem 18. Bezirk: Im Jänner 2022 stellte die ÖVP Währing einen Antrag für einen sogenannten Rufbus. Dieser solle im Bereich äußeres Gersthof und Pötzleinsdorf als Verbindung zwischen den Linien 41, 40 und 42A mit eventueller Erweiterung zu den Linien 40A und/oder 35A und/oder 43 verkehren. Alle Parteien im Bezirksparlament stimmten dem zu, der Vorschlag ging also weiter an die Stadt.
Es folgte die Absage: Es gebe genügend Verbindungen, das "Fahrgastpotential" sei nicht gegeben, es müsse zwischen Steuerkosten und Nutzen abgewogen, zwischen urbanem und gering besiedeltem Gebiet – dies wäre hier der Fall – eben unterschieden werden, so der Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) sinngemäß in der Antwort an die Kommunalpolitik.
"Für jede Idee der Verbesserung des öffentlichen Verkehrs – egal ob es Querverbindungen oder Taktverdichtungen sind – hagelte es Absagen der Stadt Wien", zeigen sich Währings Bezirksvize Oliver Möllner und Bezirksrat Michael Richter (beide ÖVP) enttäuscht.
Liebesgrüße aus Döbling
Das solche Vorschläge nicht nur dem eigenen Bezirk gut tun würden, zeigt auch ein neueres Vorhaben von den politischen Kollegen aus dem 19. Bezirk. Die dortige FPÖ bringt schon seit längerem das Anliegen ein, dass es eine Verbindung zwischen dem Kuchelauer Hafen und Pötzleinsdorf benötigt – und damit eine neue Direktverbindung in den 18. Bezirk. Bei der Bezirksvertretungssitzung Döbling im April schlossen sich jetzt auch zwei weitere Fraktionen dem an: FPÖ, ÖVP und Neos brachten gemeinsam einen entsprechenden Antrag ein.
"Für die Gesamtstrecke von Pötzleinsdorf bis zum Kuchelauer Hafen benötigt man mit den Öffis teilweise gar 90 Minuten. Durch den neuen Bus würde man nur noch ein Viertel der Zeit benötigen", teilen die Fraktionsspitzen dieser Parteien mit. Der Antrag wurde damals einstimmig im Parlament angenommen, jetzt kommt erneut eine Absage der Wiener Linien.
"Im Verlauf der im Antrag vorgeschlagenen Linienführung sind bereits, bis auf die kurze Daringergasse, alle Straßenzüge durch bestehende Linien abgedeckt", so die Wiener Linien auf Nachfrage der BezirksZeitung. "Ebenso ist das erwartbare Fahrgastpotential einer direkten Verbindung zwischen Neustift am Walde und dem Kahlenbergerdorf vergleichsweise gering. Es gebe bereits ein "ausreichendes Angebot an Querverbindungen im 19. Bezirk."
Fahrtzeiten werden relativiert
Im gestellten Antrag selbst wird als Beispiel auch die Strecke zwischen Neustift am Walde bis zum Kuchelauer Hafen mit 60 Minuten als zu lang bemessen. Dem widersprechen die Wiener Linien: "Selbst an einem Sonntagvormittag beträgt die Reisezeit - trotz zweimaligem Umsteigen - in der Regel rund 30 bis 40 Minuten."
Bei den Bezirksspitzen von ÖVP, Neos und Grüne Döbling versteht man diese Einschätzungen nicht. „Die Wiener Stadtregierung handelt entgegen den Mehrheiten im Bezirk, schlussendlich zu Lasten der Döblingerinnen und Döblinger. Wir werden dennoch hartnäckig bleiben“, so der Bezirksvorsteher im 19. Bezirk, Daniel Resch (ÖVP).
Auch Währing würde profitieren
Die Parteien kamen zu einem gemeinsamen Fototermin zum Thema zusammen. Alle waren dabei, bis auf die SPÖ Döbling. Beim Termin brachte NEOS-Döbling-Klubobfrau Evelyn Shi es auf den Punkt: „Die Begründung, es gäbe keinen Bedarf, ist völlig unverständlich. Die Bürger_innen Währings und Döblings würden von dieser Querverbindung enorm profitieren." “Wenn das Angebot einmal da ist, wird es auch genutzt werden. Die im Bezirk vertretenen Parteien kennen den lokalen Bedarf wohl am besten“, so Maren Gröning, Bezirksrätin der Grünen Döbling.
Initiator Klemens Resch, geschäftsführender Bezirksparteiobmann der FPÖ Döbling, freut sich dennoch über die neuen Mehrheiten: „Seit vielen Jahren fordern wir diesen Bus und ich freue mich, dass diese Idee nun auch bei den anderen Parteien Anklang findet. Es ist Zeit, dass sich bei Döblings Öffis endlich was tut“, so Resch.
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