Indoorplantagen im Bezirk Eisenstadt
4 Jahre Haft für Haupttäter nach Handel mit 400 Kilo Drogen
Hunderte Kilo Drogen. Tausende Cannabispflanzen. Rund ein Dutzend Indoor-Plantagen. Blühend die Suchtgift-Produktion, lukrativ der Verkauf. Über Monate hinweg. Alles im Rahmen einer kriminellen Organisation. Gemanagt von drei serbisch/bulgarischen Tätern. Jeder einzelne vorbestraft. Echte „Kaliber“, die im Bezirk Eisenstadt ihr „Unwesen“ trieben. Seitens der Staatsanwaltschaft angeklagt waren auch Betrug und Besitz eines halbautomatischen Sturmgewehres. Der mit Spannung erwartete Prozess im Landesgericht mündete in einer großen Überraschung. Eingefädelt vom Wiener Staranwalt Dr. Rudolf Mayer.
EISENSTADT. Ein doppelbödiger Rollwagen, voll mit Aktenbergen. Abgestellt im großen Schwurgerichtssaal. Symbolträchtige Erklärung für die festgesetzte Verhandlungsdauer von 6 Stunden. Mit der Option einer Vertagung. Begründet damit, dass sich zwei der Täter in den Polizei-Verhören nicht geständig gezeigt hatten. Ergo einer gar nichts sagte, der andere leugnete. Deshalb auch großes Zeugenaufgebot. Alle Vorzeichen deuteten auf einen „juristischen Kampf“ zur Reinwaschung der Drogendealer hin. Um deren Schuldlosigkeit zu proklamieren.
Staranwalt sorgte für Überraschung
Doch dann erschien Dr. Rudolf Mayer im Landesgericht Eisenstadt. Die Koryphäe im Strafrecht schlechthin. Marschierte zu den beiden Beschuldigten. Nach einem Ein-Minuten-Gespräch mit den in Handschellen vorgeführten Männern war alles geklärt. Schwupp - und der Anwalt verschwand im Saal 1. Kurz darauf der Aufruf zur Verhandlung. Die beiden in U-Haft befindlichen Delinquenten nahmen auf der Anklagebank Platz. Neben einem Mittäter, der sich aktuell nicht im Gefängnis befand und von einem anderen Advokaten vertreten wurde.
400 Kilo "Stoff" und tausende Indoor-Pflanzen
Die serbisch/bulgarischen Täter, alle verheiratet, Väter minderjähriger Kinder, wohnhaft in Wien, sind jeder für sich bereits einschlägig durch Suchtgiftdelikte vorbestraft. Also keine unbeschriebenen Blätter. Erkennbar beim Vortrag der Staatsanwältin, die im Rahmen der Anklageschrift jeden einzelnen Beschuldigten mit Produktion und Handel von Cannabis in Verbindung brachte. In Mengen von mehr als 400 Kilo „Stoff“. Tausenden Indoor-Pflanzen. Alles im Bezirk Eisenstadt. Abgerundet wurde die Verbrechens-Auflistung durch den verbotenen Besitz eines Steyr-Sturmgewehrs sowie eines Autoverkaufs-Betruges.
Sturmgewehr gab es nur auf Fotos
Von Beginn an geständig zeigte sich der erste Angeklagte im Zusammenhang mit den Suchtgift-Taten. Nicht aber zum Vorwurf der Waffe. „Ich hatte nie ein Sturmgewehr. Nur Fotos davon“. Tatsächlich fand die Richterin kein Protokoll über eine Sicherstellung. Deshalb gab es in späterer Folge - für diesen Punkt - einen Freispruch. Dann war Dr. Rudolf Mayer für seine beiden „schweigenden“ Mandanten am Wort. Und verkündete: „Meine beiden Klienten werden sich heute voll geständig verantworten. Aber von ihrem Recht Gebrauch machen, keine weiteren Aussagen zu tätigen!“
"Ich will ihre Lebenszeit nicht verschwenden!"
Großes Erstaunen im Saal. Keine Floskeln. Keine Schönrederei. Keine stundenlangen Leugnereien. So gehts auch. Daher reduzierte sich die Befragung der Angeklagten durch die Richterin auf „Bekennen sie sich schuldig“. Alle drei Männer antworteten unisono mit „Ja“. Das war es im Wesentlichen. Im Abschlussplädoyer verkündete Staranwalt Mayer in Richtung Schöffen und Richterinnen: „Ich möchte ihre Lebenszeit nicht unnötig verschwenden. Daher übernehmen meine Mandanten volle Verantwortung für ihre Handlungen. So kürzen wir den Prozess ab. Denn im Regelfall könnten wir hier eine Woche lang prozessieren.“
Haupttäter bekam 4 Jahre Haft
Nach kurzer Beratung verkündete Vorsitzende Karin Knöchl die Urteile: Der Erstangeklagte bekam 2 Jahre Haft. Bei ihm sichergestellte 10.000 Euro werden konfisziert. Die Gefängnisstrafe ist demnächst anzutreten. Für den Haupttäter gab es 4 Jahre Haft und die Beschlagnahmung von 50.000 Euro. Zudem muss er 20.500 Euro an einen Autokäufer bezahlen, den er um diese Summe betrogen hatte. Der dritte Dealer bekam 22 Monate Haft. Von ihm wurden 1.000 Euro als verfallen erklärt.
Drogendealer akzeptierten Urteil
Das Trio akzeptierte und verzichtete auf Rechtsmittel wie Nichtigkeit oder Berufung. Dr. Rudolf Mayer‘s Zusatz: „Meine Mandanten wollen büßen. Daher nehmen wir das Urteil an!“ Somit ging es für die beiden U-Häftlinge in Handschellen wieder zurück in ihre Zellen. Ihr Mittäter wird demnächst folgen. Keine Erklärung gab es seitens der Staatsanwältin. Daher keine Rechtskraft. Schluss der Verhandlung in einer rekordverdächtigen Zeit von rund 2 Stunden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.