Interview mit Corinna Trichtl
Künstlerin aus Hornstein im "Magentaflow"
Corinna Trichtl aus Hornstein ist Lehrerin, Buchautorin und Künstlerin. Im Interview erzählt sie über ihre Kunst, ihren Alltag und was es mit dem Magentaflow auf sich hat.
BEZIRKSBLÄTTER: Seit wann beschäftigen Sie sich mit der Malerei?
CORINNA TRICHTL: Schon in jungen Jahren faszinierte mich die filigrane Bauernmalerei meiner Großmutter, der ich schon als Kind viel zuschaute, wie sie kleine Holzdosen mit ihrer Malerei dekorierte. Angefangen habe ich dann selber mit Experimenten und verwendete das Material, das ich bei uns im Keller in der Werkstatt meines Vaters fand. Ich besuchte dann später ein Gymnasium mit dem Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten. Vor allem der Expressionismus prägte mich in meiner Malerei und auch im literarischen Sinne. Vieles hab ich mir selbst beigebracht durch kontinuierliches Üben und Ausprobieren, besuchte aber auch viele Workshops.
Was hat es denn mit dem "Magentaflow" auf sich?
Mein erstes Acrylgemälde in Magenta malte ich im Jahr 2015 – noch lange bevor sich der Telekommunikations-Anbieter danach benannte. Seitdem fasziniert mich diese Farbe, die aus rot und blau gemischt wird. Künstlerfreunde meinten schon, ich solle mir eine andere Farbe zulegen und fragten, ob ich denn nicht schon genug davon hätte. Aber ich lass mich nicht unterkriegen, mein Magentazyklus 2020 füllt sich langsam. Ich fing mit Blumen an, wollte dann aber nicht ausschließlich dekorativ malen, sondern den Bildern auch Ausdruck geben. Mich beschäftigen viele Gegebenheiten in unserer Gesellschaft und ich sehe mich da als ein Filter, der auch Themen, die in der Gesellschaft nicht so gerne nach außen gekehrt werden, auf die Leinwand bringt. Dass eine Blume auch erotisch sein kann, zeigen meine Orchideen beispielsweise sehr gut.
Welchen Stellenwert hat die Malerei in Ihrem Leben?
Das Malen ist meine große Leidenschaft und mehr als ein Hobby. Es gehört eher zu meinen Grundbedürfnissen in meinem Leben. Ich kann mich darin so verlieren, dass ich fern der Realität bin und mein Unterbewusstsein auf das Bild bringe. Da kommt dann diese Realität raus, die uns Menschen zwar bewusst ist, aber worüber eben nicht gerne geredet wird.
Mich beschäftigen viele Gegebenheiten in unserer Gesellschaft und ich sehe mich da als ein Filter, der auch Themen, die in der Gesellschaft nicht so gerne nach außen gekehrt werden, auf die Leinwand bringt.
Das Malen und Schreiben nimmt viel Zeit in Anspruch, Sie halten außerdem noch Kurse und unterrichten in einer Mittelschule – wie bekommt man das alles unter einen Hut?
Das Zeitmanagement muss stimmen! Ich plane alles eine Woche vorher. Sogar private Treffen mit Freunden. Wenn ich die Arbeit für die Schule erledigt haben – die hat natürlich Priorität – kommt alles andere dran. Unterrichten heißt ja nicht, ab Stundenplanende ist Freizeit angesagt. Malen und Schreiben hat dann seinen Platz, wenn meine kleinen Kinder schlafen oder im Kindergarten sind. Während den Kursen hat der Papa "Exklusivzeit" mit den Kleinen.
Ich mag meinen Beruf als Lehrerin sehr gerne. Mir ist es vor allem wichtig, dass die Kinder neben allen fachlichen Inhalten auch entscheidende Kompetenzen für das spätere Leben lernen. Auch das Weitergeben von meinen erlernten Malfähigkeiten macht mir Spaß und gibt mir viel Energie zurück. Es ist einfach großartig, wie stolz die Kinder in meinen Kinderkursen sind, wenn sie etwas erschaffen haben, das sie sich kurze Zeit davor gar nicht zugetraut hätten.
Das klingt nach einem sehr stressigen Alltag…
Zugegeben, es ist nicht immer einfach, vor allem mit zwei so kleinen Kindern im Alter von zwei und drei Jahren. Da ist das morgendliche Ritual mit Aufstehen, Anziehen, Kindergarten und dann in die Arbeit schon ein große Herausforderung für mich und fordert viel Energie ein. Sobald man Mutter ist, hat man grundsätzlich seine Bedürfnisse hintenanzustellen und soll auch noch berufstätig sein, um das Familienbudget mit zu halten… Das ist schon ein enormer Druck, dem viele Frauen und Mütter heutzutage ausgesetzt sind, denn auch im Beruf wird grundsätzlich Perfektion erwartet. Das macht auch mir manchmal zu schaffen und genau da hilft es mir, wenn ich auch nur eine Stunde Zeit habe an einem Bild weiter zu malen – das gibt mir wieder Energie und entlastet meinen Kopf. Stress entsteht nur, wenn ich mir vorher nicht gut organisiert habe.
Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, für uns selbst neue Gedankenwege zu eröffnen.
Ihr letztes Buch "Endlich lustiger" ist erst vor kurzem erschienen. Ist bereits etwas neues in Planung?
Zur Zeit freue ich mich über den Erfolg meines letzten Buches – ich bin zwar nicht auf Bestsellerlisten oder habe einen Preis gewonnen, aber ich habe sehr viele nette Botschaften von meinen Lesern bekommen, die mich motiviert haben, weiterhin Bücher zu schreiben. Und das werde ich auch machen, jedoch möchte ich jetzt noch nicht das neue Thema verraten. Auf was ich mich schon besonders freue, ist meine Lesung im Haus der Begegnung am 25. November.
Ihr Atelier wird auch bald eröffnen. Was erwartet uns da?
Mein Atelier wird ein Begegnungs-Atelier werden. Ein Raum wo sich Menschen begegnen und plaudern können. Ich möchte auch vor allem Menschen einladen, die mit Kunst nicht viel am Hut haben. Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, für uns selbst neue Gedankenwege zu eröffnen. Das Atelier wird so eingerichtet, dass ich dort meine kids4art Kindermalkurse gut abhalten kann sowie auch die Workshops für Erwachsene.
Wie sehr freuen Sie sich auf die Eröffnung?
Ich freue mich schon extrem auf mein Atelier – mein eigenes Paradies! Es ist ein wunderschöner Raum mit einem Klostergewölbe im Haus der Begegnung in Eisenstadt. Es wird meine Werkstatt, wo man mich besuchen kann. Fixe Öffnungszeiten wird es zwar nicht geben, aber nach telefonischer Vereinbarung kann jeder kommen.
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