Rauchfrei ab Mai: Wirte erwarten Umsatzrückgang
Diskussionen über das „Rauchergesetz“: Gastronomie bevorzugt aktuelle Regelung
BEZIRK. Es scheint, als würde es zur Bedingung einer blau-türkisen Koalition werden – das eigentlich längst beschlossene „Rauchergesetz“, das mit Mai 2018 in Kraft treten soll. Grundsätzlich ist das Rauchen in der Gastronomie bereits verboten, allerdings gibt es Ausnahmen, die mit Mai fallen sollen.
Derzeitige Regel beibehalten
Die heimische Gastronomie blickt den Änderungen im Frühsommer mit gemischten Gefühlen entgegen. Susanne Huf-Schreiner vom Wirtshaus Müllendorf wäre es am liebsten, wenn die derzeitige Regelung beibehalten würde: „Wir haben einige Nichtraucherräumlichkeiten, eine gute Absaugung und deswegen keine Probleme.“
Durch ein absolutes Rauchverbot erwartet sich die Gastronomin Umsatzeinbussen: „Die Gäste werden trotzdem bei uns Essen. Aber die Verweildauer wird sich verkürzen.“
Vor allem die Laufkundschaft betreffend rechnet Huf-Schreiner mit einem starken Rückgang: „Viele Gäste kommen auf ein Glaserl Bier oder Wein. Wenn sie nicht mehr rauchen dürfen, werden sie ausbleiben.“
Sie könnte sich vorstellen, diese Verluste durch vermehrtes Catering zu kompensieren. Aber: „Dann ist der Getränkeumsatz weg. Und Kellner brauche ich dafür auch keine“, sieht sie Arbeitsplätze gefährdet.
„Sehe auch Vorteile“
„Viele sagen, in anderen Ländern funktioniert es ja auch. Die bedenken dabei jedoch nicht, das kaum ein Land über eine ähnliche Wirtshauskultur wie Österreich verfügt“, so Huf-Schreiner. Damit entkräftet sie auch ein Argument von Patrick Geisberger, Besitzer des Lokals G-Paradise in Eisenstadt.
„Wenn es so kommt, kann ich es ohnehin nicht ändern. Im Gegensatz zu anderen Bars habe ich jedoch den Vorteil, auch im Freien etwas machen zu können“, spricht Geisberger auf die ruhigere Lage als beispielsweise am Domplatz an. Bedenken äußert der junge Gastronom trotz allem: „Wo wird das enden? E-Zigaretten wurden erst gehyped, wie sieht es bei Shisha-Rauchern aus? Oder mit Nebelmaschinen? Wird es in Zukunft keine Lichtshows mehr geben? Dann funktioniert keine Veranstaltung mehr!“
„Es braucht klare Richtung“
Peter Pichler vom Restaurant Oscars im EZE wünscht sich hinsichtlich des Gesetzes vor allem eines: klare Richtlinien und Entscheidungen: „Niemand kann sich auf die Situation einstellen. Als Gastronom muss ich langfristig denken. Es würde dann für alle das gleiche gelten und ich bin der Meinung, nach gewisser Zeit würde es sich auch bei absolutem Rauchverbot einpendeln“.
Kurzfristig erwartet Pichler Nachteile, denn „unser Raucherbereich funktioniert sehr gut. Weil wir in der glücklichen Situation sind, über eine gute Entlüftung zu verfügen, essen dort auch viele Nichtraucher“, so Pichler.
„Ich habe 15 Mitarbeiter – wenn plötzlich zwanzig Prozent vom Umsatz fehlen, ist das nicht ohne“, so Pichler, der vor rund fünf Jahren eine Trennwand aufgestellt hat. „Diese hat 8.000 Euro gekostet und sich ausgezahlt, wir konnten die Einbussen wieder ausgleichen. In Zukunft würde Pichler diese nicht mehr benötigen: „Wenn ich sie nicht mehr brauche, werde ich sie auf ,willhaben' inserieren“, schmunzelt der Gastronom. Wie alle anderen wird es am Ende nehmen müssen, wie es kommt.
Über das Gesetz:
Zur aktuelle rechtlichen Situation: Grundsätzlich ist Rauchen in Gastronomie und Hotellerie bereits verboten, allerdings gibt es Ausnahmen.
Unter folgenden Voraussetzungen darf das Rauchen in den Betrieben erlaubt werden:
- Raucher- und Nichtraucherbereiche müssen räumlich getrennt sein.
- Es muss gewährleistet sein, dass der Tabakrauch nicht in den Nichtraucherbereich dringt.
- Zumindest die Hälfte der vorgesehenen Verabreichungsplätze müssen im Nichtraucherbereich liegen.
Weiters: Ein Lokal mit einem einzigen Gastraum, dessen Grundfläche weniger als 50 m² aufweist, kann frei entscheiden, ob das Rauchen für die Gäste erlaubt ist oder nicht.
Tritt das Gesetz wie im August 2015 beschlossen mit 1. Mai in Kraft, verfallen diese Ausnahmen und es kommt zu einem generellen Rauchverbot.
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