LR Darabos: „Wir forcieren die 24-Stunden-Pflege“

LR Norbert Darabos: „Wir wollen keine Zwei-Klassen-Medizin.“
  • LR Norbert Darabos: „Wir wollen keine Zwei-Klassen-Medizin.“
  • hochgeladen von Christian Uchann

Ist die Betreuung im Pflegebereich für die nächsten Jahre gesichert?
NORBERT DARABOS: Wir versorgen derzeit in 44 Pflegeheimen über 2.000 Burgenländer. Durch die Abschaffung des Pflegeregresses, den ich absolut begrüße, hat sich aber einiges verändert. Wir verzeichnen jetzt einen stärkeren Ansturm in Richtung Pflegeheime, weil die Kosten nicht mehr in der Familie verbleiben, sondern von Landes- und Gemeindeseite beglichen werden. Die 3,37 Millionen, die der Bund für das Burgenland zur Verfügung stellt, sind aber zu wenig. Wir haben Mehrkosten in der Höhe von mindestens 8,5 Millionen errechnet. Das heißt, es bleibt ein Loch von mindestens 5 Millionen Euro für das Burgenland.

Was kann das Land in diesem Bereich tun?
Wir versuchen der Herausforderung insofern gerecht zu werden, als wir die 24 Stunden-Pflege stärker forcieren und eine Förderung von bis zu 600 Euro für die Pflege daheim ausschütten. Die Pflegeheime im Burgenland bieten zwar beste Qualität, aber grundsätzlich möchten die Menschen am liebsten zuhause gepflegt werden. Deshalb liegt unser Fokus auf der 24 Stunden-Pflege.

„Wir werden nicht umhin kommen, auch neue Pflegeheime im Burgenland zu errichten.“


Sie haben eine Qualitätssicherung bei der 24-Stunden-Pflege angekündigt. Wie ist der aktuelle Stand?

Wir sind noch bei der Ausarbeitung. Wir wollen, dass die Agenturen zertifiziert und die Qualitätsmerkmale niedergeschrieben werden.

Wird es zu einem Ausbau der Pflegeeinrichtungen im Burgenland kommen?
Bis jetzt war die politische Zielrichtung: Ausbau vor Neubau. Daran wird sich grundsätzlich auch in Zukunft nichts ändern. Allerdings werden wir nicht umhin kommen, auch neue Pflegeheime im Burgenland zu errichten.

Kann man den zusätzlichen Bedarf schon grob quantifizieren?
Wir rechnen, dass der Bedarf in den nächsten fünf bis sieben Jahren um rund 250 Personen steigen wird. Das zeigt sich schon jetzt an den Wartelisten in den Heimen.

Kommen wir zur ärztlichen Versorgung. 60 Prozent der Ärzte für Allgemeinmedizin gehen in den nächsten Jahren in Pension. Keine rosigen Aussichten …
Kern des Problems sind die Zugangsbeschränkungen für das Medizinstudium. Seit der Einführung des Medizin-Aufnahmetests ist die Anzahl der Absolventen von Jahr zu Jahr gesunken. Das führt dazu, dass wir nur noch 1.400 Abgänge im Jahr haben. Und sehr viele wollen eher in den Spitalsbereich gehen, weil sie dort mehr verdienen. Wichtig wäre deshalb, dass die Zugangsbeschränkungen aufgehoben werden.

„Mir ist jeder Euro in der Sozial- und Gesundheitspolitik wichtiger als in so manchen anderen politischen Bereichen.“



Was kann das Land dagegen tun?
Wir bieten kostenlose Förderkurse für die Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium an. Jetzt kommen noch Stipendien für Medizin-Studierende ab dem dritten Studienjahr hinzu, wenn sich die angehenden Ärzte verpflichten, fünf Jahre eine Kassenarztstelle im Burgenland anzutreten. Förderungen gibt es auch für Turnusärzte – aber ebenfalls unter der Voraussetzung, dass sie mindestens fünf Jahr lang als Kassenvertragsarzt im Burgenland tätig sind. Außerdem gibt es Sonderförderungen für Praxisumbauten.

Wie sehen Sie grundsätzlich die Zukunft unseres Gesundheitssystems – ist die Finanzierung gesichert?
Die Politik muss Schwerpunkte setzen, und einer dieser Schwerpunkte ist der Gesundheitsbereich. Dazu ein Beispiel: Mein Sohn hat in den USA nach einem Unfall fast ein Bein verloren. Es ist gottseidank gut ausgegangen und er wurde medizinisch gut versorgt. Ich habe aber dann eine Rechnung in der Höhe von 96.000 Euro bekommen. Ich habe es nicht selbst bezahlen müssen, weil es eine Versicherungsleistung war. Aber man sieht an diesem Beispiel, dass es in vielen Ländern eine Zwei-Klassen-Medizin gibt. Und das müssen wir bei uns verhindern. Und ich sage ganz offen: Mir ist jeder Euro in der Sozial- und Gesundheitspolitik wichtiger als in so manchen anderen politischen Bereichen.

Kommentar von Chefredakteur Christian Uchann

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