„Unser Platz ist in der Mitte“

Im BEZIRKSBLÄTTER-Interview spricht LHStv. Franz Steindl über den neuen ÖVP-Chef Michael Spindelegger und über die Themen, die die ÖVP zum Erfolg führen sollen.
BEZIRKSBLÄTTER: In einer ersten Reaktion haben Sie Michael Spindelegger als gute Wahl bezeichnet. Vielen meinen aber, dass der Außenminister eher einen farblosen Politiker darstellt?
STEINDL: „Ich kenne Michael Spindelegger sehr gut, wir haben uns in der Zeit als Nationalratsabgeordnete ein Zimmer geteilt. Was den ,Spindi‘ auszeichnet, ist seine innere Ruhe, seine Ausgeglichenheit, und dass er sehr prägnant und diplomatisch Anworten gibt. Und ich glaube, das ist genau das richtige Profil, das die ÖVP jetzt braucht. Wir müssen jetzt wieder alle zusammenführen, so wie es unter Schüssel der Fall war – nämlich, dass einer anschafft und die anderen zuarbeiten.“
BB: Wie soll sich die ÖVP inhaltlich positionieren?
STEINDL: „Wichtig ist für mich, dass Spindelegger auch für den Bildungs-, Sozial- und Familienbereich steht, denn diese ,weichen Themen‘ sind der ÖVP abhanden gekommen. Wir sind stark mit einem Wirtschaftsliberalismus in Verbindung gebracht worden, und es ist auch nicht gut zu glauben, wir müssen die FPÖ rechts überholen. Mit den harten Themen sanieren wir Österreich, Wahlen gewinnen wir damit nicht. Unser Platz ist genau in der Mitte. Und genau dieses Profil hat Spindelegger. Wenn es ihm wie Schüssel gelingt, die Bundesländer mehr miteinzubinden, dann kann nichts mehr schiefgehen.“

BB: In den meisten Umfragen liegt die ÖVP derzeit nur an dritter Stelle – beunruhigend, oder?
STEINDL: Die Umfragen beunruhigen mich nicht, und ich kann das auch begründen. In Wahrheit gibt es seit zwanzig Jahren drei gleich starke Parteien, und je nachdem was passiert ist, ist es nach oben oder nach unter gegangen. Als sich die Freiheitlichen gespalten haben oder als Schüssel Bundeskanzler geworden ist, waren wir auch oben und die anderen unten – es ist wie bei drei kommunizierenden Gefäßen. Jetzt liegt es an den Themen und an den Personen, ob man mehr daraus macht. Und das ist die Chance für Spindelegger.“
BB: Könnte die Regierungsumbildung auch Auswirkungen auf Niki Berlakovich haben?
BB: Josef Pröll ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Sind Politiker generell gesundheitsgefährdet?
STEINDL: „Spitzenpolitiker sind Grenzgänger und gesundheitlich sehr gefährdet. Es geht dabei nicht nur um den Terminstress, sondern um den psychischen Stress. Du stehst jeden Tag 24 Stunden unter Beobachtung und wirst regelmäßig kommentiert. Und wenn jemand etwas von dir will, ist es meis-tens ein Problem zu lösen oder einen Job. Es wird immer wieder ein Geben von den Politikern verlangt. Deshalb braucht man einen Ausgleich zur Politik, bei mir ist es die Musik. Wenn man diesen Ausgleich nicht hat, geht man zugrunde. Und man sollte sich manchmal überlegen, ob nicht weniger mehr ist.“