Nicole Trimmel: „Einmal noch wird es emotional“
Kickbox-Weltmeisterin Nicole Trimmel beendet ihre aktive Karriere. Die BEZIRKSBLÄTTER sprachen mit der außergewöhnlichen Sportlerin.
Was sind die Gründe für den Abschied von der großen Kickbox-Bühne?
NICOLE TRIMMEL: Ich blicke auf eine lange und sehr erfolgreiche Karriere zurück. Ich habe alle Höhen und Tiefen des Sports erlebt und auch ein sensationelles Comeback nach meiner schweren Knieverletzung geschafft. Körperlich und technisch hab ich ein sensationelles Niveau erreicht, dass man natürlich noch immer nach oben schrauben kann. Aus diesem Winkel betrachtet dürfte ich jetzt nicht Adieu sagen. Aber nach 8 WM und 5 EM Titel stellt man sich die Frage ob es in Österreich einen grossen Unterschied macht, wenn man noch einen Titel holt? Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Aufhören da? Ich hab immer gesagt, ich will aufhören, wenn ich am Höhepunkt bin! Irgendwann ist man an dem Punkt, an dem man absolut glücklich ist etwas anderes zu tun. Ich liebe Herausforderungen und wachse daran, aber ich muss niemanden mehr etwas beweisen. Mit "ONE LAST FIGHT" geht für mich ein grosser Traum in Erfüllung - ein Event zu daham.
Wie schwer fällt Dir dieser Abschied?
Ich habe mich schon seit meinem Kreuzbandriss mit diesem Gedanken auseinander gesetzt. Damals habe ich mir viel Zeit genommen um zu fühlen ob ich noch einmal zurück komme will oder nicht. Dann hab ich gemerkt, dass ich es noch einmal wissen möchte. Aber jetzt bin ich so weit, dass ich Abschied nehmen kann obwohl ich durch die Organisation des Events noch nicht so richtig Zeit hatte um mich gedanklich darauf einzustellen. Ich glaube, dass der 7. Oktober trotzdem nicht sehr leicht wird für mich und es noch einmal richtig emotional wird.
Wie kam es eigentlich dazu, dass du dich für das Kickboxen entschieden hast?
Schon als kleines Mädchen hat mich der Kampfsport fasziniert. Ich habe mit grosser Bewunderung und Begeisterung Kung-Fu Filme angesehen und war begeistert von der Dynamik, der Beherrschung und dem körperlichem Können dieser Personen. Fasziniert hat mich auch das Auftreten solcher Menschen, sie sind in sich ruhend und gelassen, aber stark und gefährlich wenn es darauf ankommt. Als Mädchen habe ich schon immer gesagt, dass ich einmal einen schwarzen Gürtel in einer Kampfsportart haben möchte.
Du hast viele große internationale Erfolge gefeiert. Gibt es trotzdem ein sportliches Ereignis, an das Du Dich gerne zurück erinnerst?
Ich durfte in meiner Karriere sehr viele Erfolge feiern und da sind ganz wunderbare Momente dabei. Aber ein ganz besonderes Highlight war mein Profi WM Titelkampf 2009 zu hause in Oslip. Dieses Event vor heimischem Publikum war für mich eines der beeindruckendsten und schönsten Erinnerungen verbunden mit meinem Sport, weil die Stimmung in der Halle unbeschreiblich war und so viele Menschen da waren, die mich persönlich kennen. Es war immer mein großer Wunsch noch einmal zu hause kämpfen zu dürfen. Ich habe dieses Projekt so oft begonnen und bin gescheitert. Erst als ich losgelassen hatte und mir gesagt hatte, dass man sich eben nicht jeden Traum erfüllen kann, ist das Projekt erst wirklich ins laufen gekommen.
Wie groß war der Trainingsaufwand?
Um an der Weltspitze zu sein ist der Trainingsaufwand dementsprechend hoch, denn es geht darum besser zu sein als alle anderen. Alle wollen mich schlagen und nur das zählt somit musst du der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein. Ich habe ein sensationelles Team um mich aufgebaut und wir arbeiten sehr gezielt und akribisch. Aktuell trainiere ich zweimal täglich und absolviere zahlreiche geblockte, intensive Trainingslehrgänge. Das Ganze neben meinem Beruf, zahlreichen anderen Verpflichtungen und der Organisation des Events.
Kann man vom Kickboxen leben?
In Österreich ist das recht schwierig es mangelt an sozialer Absicherung und der Bekennung zum Sport. Trotz Sponsoren durch die ich mein professionelles Umfeld aufstellen konnte, ist es nicht möglich rein vom Kickboxen zu leben. Ich war immer berufstätig - sehe das aber nicht als Nachteil, da man dadurch relativ belastungsfähig wird und auch genügend Ausgleich zum Sport hat.
Bleibst Du dem Kickbox-Sport in irgendeiner Form erhalten?
Auf alle Fälle. Ich habe bereits sehr früh die Ausbildung zum staatlich geprüften Kickboxtrainer absolviert und möchte auch in Zukunft im Verband mit dem Nationalteam arbeiten und werde gemeinsam mit meinem Trainer eventuell auch in der Ausbildung tätig werden. Wäre Schade, wenn mein Können und mein Wissen verloren geht. Natürlich werde ich auch im Verein tätig werden.
Wie schaut Deine berufliche Zukunft aus?
Ich werde nach wie vor im Sportreferat tätig sein und mich um das Volksschulprojekt ,URFIT-Ich mach dich fit!‘ kümmern. Nebenbei möchte ich auch meine Vorträge für Unternehmen und Führungskräfte erweitern und ausbauen.
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