„Wir sind eine Vorreiterregion in Europa“

BEWAG-Vorstandssprecher Michael Gerbavsits setzt in den nächsten Jahren auf den massiven Ausbau der Windenergie. | Foto: Bewag
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BEZIRKSBLÄTTER: Herr Gerbavsits, Sie sind seit einem halben Jahr BEWAG-Vorstandsdirektor. Wie schaut Ihre Zwischenbilanz aus?
GERBAVSITS: „Wir, mein Vorstandskollege Reinhard Schweifer und ich, sind mit unserer Halbjahresbilanz sehr zufrieden. Es war uns wichtig, dass wir unseren Worten auch Taten folgen lassen – nämlich konsequente Umsetzung der Strategie, die wir mit unseren Eigentümern und dem Aufsichtsrat vereinbart haben: die Konzentration auf das Kerngeschäft – Stromerzeugung, Verteilung über das Netz und Vertrieb.“

BB: Konzentration auf das Kerngeschäft heißt auch Rückzug aus anderen Bereichen…
GERBAVSITS: „Es hat seit 2008 Anstrengungen gegeben, Beteiligungen zu verkaufen, die jedoch weitgehend gescheitert sind. Uns ist es im ersten Halbjahr gelungen, die zwei wesentlichen Nicht-Kerngeschäftsbeteiligungen zu verkaufen: Einerseits die BECOM mit einem guten Preis, andererseits BNet Kroatien. Nach intensiven Gesprächen und Verhandlungen konnten wir ein so gutes Ergebnis zu erzielen, dass wir jetzt einen sehr hohen einstelligen Millionenbetrag als positives Ergebnis für die BEWAG erreichen konnten.“

BB: Wie schaut es mit den ausländischen Windparkprojekten aus?
GERBAVSITS: „Bis auf einen gut gehenden Windpark in Ungarn werden wir uns von den ausländischen Windprojekten weitgehend zurückziehen. Ich bin zuversichtlich, dass es uns heuer und im Laufe des nächsten Jahres gelingen wird, diese Projekte zu verkaufen.“

BB: Das Tochterunternehmen „International Wind Power“ hat eigentlich dann nicht mehr viel zu tun?
GERBAVSITS: „Die IWP hat jetzt den Auftrag, die Windprojekte zu verkaufen; zum Teil auch weiter zu entwickeln, weil es nicht so leicht ist, Windprojekte zu verkaufen, die noch keine Baureife haben. Und es ist ja auch bekannt, dass in Polen einiges schief gelaufen ist. Am Papier zwar schöne Projekte, im Dezember dann aber die Nachricht, dass die Umweltgenehmigungen aufgehoben worden sind, weil zum Teil Projekte in Natura 2000-Gebiet stehen.“

BB: Ihre Vorgänger im BEWAG-Vorstand hatten große Probleme bei der Budgeterstellung für das laufende Geschäftsjahr. Der Entwurf wurde vom Aufsichtsrat dreimal abgelehnt. Sie hatten mehr Erfolg?
GERBAVSITS: „Das Budget trägt bereits unsere Handschrift. Es ist uns gelungen, in einem relativ kurzen Zeitraum Einsparungen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf unserer Vorgänger von 1,5 Millionen Euro zu erzielen. Das ist nicht der vollständige Turnaround, aber es ist der erste Schritt und ein sichtbares Signal, dass wir sehr kosteneffizient und kostenbewusst arbeiten wollen, um nach den drei negativen Jahren, die die BEWAG hatte, heuer wieder ein ordentliches Geschäftsergebnis präsentieren zu können.“

BB: Die große Herausforderung der nächsten Jahre ist der Ausbau der Windenergie. Wieviel werden Sie dafür investieren?
GERBAVSITS: „Wir sind bereits jetzt der mit Abstand größte Windenergieerzeuger Öster-reichs – mit 138 Windrädern und 242 Megawatt Leistung. Vielen im Burgenland ist das gar noch nicht so bewusst.
In den nächsten Jahren werden wir mehr als 400 Millionen Euro für den weiteren Ausbau der Windenergie im Burgenland investieren und unsere Kapazitäten mehr als verdoppeln. Außerdem investieren wir knapp 71 Millionen Euro in den Ausbau von leistungsfähigen Netzen. Im Jahr 2013 wird soviel Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt, wie im Burgenland verbraucht wird. Wir sind damit eine absolute Vorreiterregion nicht nur in Österreich, sondern auch in Europa. Ich kenne keine andere Region, wo der gesamte Strombedarf aus erneuerbaren Energiequellen kommt – bei uns wird es in zwei Jahren so weit sein.“

BB: Gibt es eigentlich bei den vielen Windparkprojekten auch Widerstände?
GERBAVSITS: „Den Weg zum Ökomusterland konnten wir nur deshalb gehen, weil unsere Kunden ihn von Anfang an mitgetragen haben. 70 zusätzliche Windräder sind schon genehmigt, dabei hat es lediglich einen Einspruch gegeben, und der kam von einer Organisation außerhalb des Burgenlandes. Dieser Einspruch wurde nach vier Wochen zurückgezogen, weil sie gesehen haben, dass das Projekt professionell aufbereitet worden ist, dass alle beteiligten Anrainer miteinbezogen wurden und dass der Landschafts- und Tierschutz berücksichtigt wurde.“

BB: Abgesehen vom Ausbau der Windenergie, gibt es andere Zukunftspläne für die BEWAG?
GERBAVSITS: „Als Windenergievorreiter Österreichs haben wir in diesem Bereich ein hohes Maß an Projektentwicklungskompetenz, die wir als neue Geschäftsmöglichkeit nutzen wollen – das heißt: nicht nur selbst Windparks errichten, sondern als Dienstleis-ter auch für andere Investoren entwickeln. Wir haben bereits erste Anfragen, diese Kompetenz gewinnbringend für das Unternehmen einzusetzen.“

BB: Wie schaut die Zukunft des Burgenländischen Kabelfernsehens (BKF) aus?
GERBAVSITS: „Das BKF ist zwar nicht Kerngeschäft der BEWAG, hatte bei unseren Verkaufsbemühungen aber weder erste noch zweite Priorität. Wir sind aber dabei, den Markt zu sondieren, ob es Interesse am BKF gibt.“

BB: Eine große Herausforderung wird die Zusammenführung von BEWAG und BEGAS sein. Was kann man sich davon erwarten?
GERBAVSITS: „Es geht generell darum, im Burgenland einen Energiedienstleister mit noch mehr Schlagkraft und besserer Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen.“

BB: Und es wird zu keinem Mitarbeiterabbau kommen?
GERBAVSITS: „Das Versprechen der Eigentümer und das Bekenntnis des Vorstandes lautet: Es wird durch die Zusammenführung zu keinen Kündigungen kommen. Dass wir mittelfristig weniger Mitarbeiter haben werden als jetzt beide Unternehmen zusammen ist klar. Es wird Einsparungen im Verwaltungsbereich geben – aber nur dadurch, dass Mitarbeiter, die in Pension gehen, nicht nachbesetzt werden.“

BB: Sie waren vorher Landesdirektor der Bank Austria. Wie schwierig war der Wechsel zu einem Energieunternehmen?
GERBAVSITS: „Ich habe mir natürlich den Wechsel gut überlegt und habe mich dann dafür entschieden, weil es eine tolle Möglichkeit ist, dieses im Prinzip gut aufgestellte Unternehmen auf neue Beine zu stellen, eine neue Dynamik und neue Schlagkraft hineinzubringen. Ich glaube – und das ist ein Leitmotiv für mich – dass nachhaltige Energiepolitik auf die unerschöpflichen Ressourcen der Natur setzen muss. Die BEWAG leistet dazu den wesentlichsten Beitrag im Burgenland, das ist eine spannende und schöne Aufgabe und deshalb macht mir der Job auch riesige Freude.“

Mit Mag. Michael Gerbavsits sprach CR Christian Uchann.

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