Burgenländer kaufen immer weniger im Burgenland ein
Kaufkraftanalyse zeigt „dramatische Entwicklungen“ an einigen Standorten
EISENSTADT (uch). Wo kaufen die Burgenländer ihre Waren ein? – Diese Frage stand im Mittelpunkt einer aktuellen Kaufkraftanalyse im Auftrag der Wirtschaftskammer Burgenland.
Kaufkraftabfluss nach Niederösterreich
Die Ergebnisse sind alles andere als erfreulich. So ist der Anteil der Kaufkraft, die im Land verbleibt – die sogenannte Kaufkrafteigenbindung – mit 75,6 Prozent niedriger als in den Jahren zuvor. Die Kaufkraftabflüsse gehen vor allem nach Niederösterreich, speziell in die großen Einkaufszentren SCS in Vösendorf oder Fischapark in Wiener Neustadt. Im Südburgenland sind es die großen Anbieter in Feldbach, Hartberg oder Fürstenfeld, die für den Abfluss sorgen.
Dementsprechend ist die Kaufkraftbilanz mit Niederösterreich mit 110 Millionen Euro genauso negativ, wie mit der Steiermark mit einem Minus von 33 Millionen.
Treuer ungarischer Kunde
Positiv hingegen bilanzieren die Kaufkraftzuflüsse von ungarischen Konsumenten mt einem Plus von 104 Millionen Euro. „Der ungarische Kunde ist ein treuer Gast und muss deshalb auch gehegt und gepflegt werden“, sagt Studienautor Georg Gumpinger.
Andrea Gottweis, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer sieht in diesem Bereich noch Potenzial. „Wir werden mit Werbekampagnen und Sprachschulungen uns noch mehr um den ungarischen Kunden bemühen.“
Ausgedünnte Innenstädte
Ein großes Problem im Burgenland ist die Entwicklung der Verkaufsflächen-Verteilung. „80 Prozent der Handelsflächen im Burgenland sind in Streu- und Peripherielagen. Das ist österreichweit der schlechteste Wert“, so Gottweis.
An einigen Standorten ist die Entwicklung „dramatisch“, meint Gumpinger und verweist auf die Auswirkungen für die Innenstädte. „Die Leerflächen steigen, es gibt kaum noch verdichteten Einzelhandel, die Innenstädte verlieren an Attraktivität und Funktionen.“
Falsche Raumordnungspolitik
Einer der Hauptursachen ist die liberale Raumordnungspolitik im Burgenland. „Da braucht es strikte Raumplanungsgesetze“, fordert Gottweis. Beispiele gäbe es in anderen Bundesländern. „In Oberösterreich werden solche Projekte auf ihre regionale Verträglichkeit geprüft“, erzählt Gumpinger.
Herausforderung Onlinehandel
Eine zunehmende Konkurrenz ist der Onlinehandel, dessen Umsätze sich im Burgenland seit 2009 verdreifacht haben. Derzeit werden rund 91 Millionen Euro umgesetzt. Gottweis: „Wir werden vermehrt die Kleinunternehmer darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, im Internet präsent zu sein.“
Handelsexperte Gumpinger sieht die Entwicklung aber nicht nur perssimistisch: „Es wird immer neben den Online- auch den Einzelhandel geben. Probleme werden nur jene Branchen bekommen, die austauschbar sind.“
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